47.000 Wohnungen stehen in München immer noch leer

Ihre eigenen Wohnungen kann die Stadt fast komplett füllen. Doch in Tausenden privaten Immobilien wohnt niemand.
Autorenprofilbild Christina Hertel
Christina Hertel
|
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
5  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
In München stehen rund 47.000 Wohnungen leer. Auch in dem denkmalgeschützten Haus an der Steinheilstraße 1 in der Maxvorstadt soll seit Jahren niemand mehr wohnen, so Nachbarn.
In München stehen rund 47.000 Wohnungen leer. Auch in dem denkmalgeschützten Haus an der Steinheilstraße 1 in der Maxvorstadt soll seit Jahren niemand mehr wohnen, so Nachbarn. © iko

München - Fast 10.000 Menschen haben in München kein eigenes Zuhause. Der größte Teil lebt in Unterkünften, Pensionen und Heimen. Etwa 1.000 Menschen schlafen jedoch auf der Straße, unter Brücken und Unterführungen.

Sie alle könnten ein Dach über dem Kopf haben. Denn in München stehen rund 47.000 Wohnungen leer. So geht es aus Unterlagen für den Münchner Stadtrat hervor. Bei 755.000 Wohnungen, die es in München insgesamt gibt, liegt die Leerstandsquote demnach bei 6,2 Prozent.

Leerstand muss konsequenter bekämpft werden

Diese Zahlen sind nur Hochrechnungen aus dem Jahr 2018. Um genauer zu ermitteln, wie viele Wohnungen in München tatsächlich leerstehen, brachte Stefan Jagel, der Chef der Linken im Münchner Stadtrat, schon vor Monaten eine Idee aus Dortmund ins Spiel: Dort werden Leerstände mittels Stromzählerdaten erfasst. München soll das künftig auch tun, in Kooperation mit den Stadtwerken.

Außerdem müsste die Verwaltung Leerstand konsequenter bekämpfen, findet Jagel. Zum Beispiel an der Agnesstraße 48 (AZ berichtete). Dort steht seit fast zwei Jahren ein ganzes Haus mit 15 Wohneinheiten leer. 2016 hatte das Gebäude ein "Immobilienspekulant", wie es die Linke ausdrückt, erworben. Die Mieter seien dann nach und nach auf recht rabiate Art entmietet worden.

Lesen Sie auch

Lesen Sie auch

Haus an der Agnesstraße verfällt seit Jahren

Denn das eigentliche Ziel sei gewesen, das Haus abzureißen und neuzubauen, so Jagel. Allerdings steht das Gebäude inzwischen unter Denkmalschutz und muss deshalb stehenbleiben.

Seitdem verfällt das Haus immer weiter. "Inzwischen kann man nicht mehr darin wohnen", sagt Jagel. Seine Fraktion forderte deshalb schon vor Monaten, dass die Stadt ein "Instandsetzungsverfahren" gegen den Eigentümer einleitet.

Bodenwert um 87 Prozent gestiegen

Mit diesem Verfahren, hofft Jagel, könnte die Stadt den Eigentümer dazu zwingen, das Haus wieder bewohnbar zumachen. Dieses Verfahren hat die Stadt allerdings in den vergangenen zehn Jahren bei keiner Immobilie eingeleitet oder geprüft. Auch, ob sie es im Falle der Agnesstraße tun wird, ist noch unklar. Denn eine Antwort hat Jagel auf seinen Antrag bislang noch nicht erhalten.

Doch je mehr Zeit vergeht, desto mehr profitiert der Investor: Seitdem er das Haus kaufte, hat sich der Wert des Bodens um 87 Prozent erhöht, schätzt die Stadt.

Leerstand bei städtischen Wohnungen gering

Bei ihren eigenen Immobilien ist die Stadt erfolgreicher. Hier konnte sie ihren Leerstand fast komplett beheben: Nur etwa 0,3 Prozent der städtischen Wohnungen haben seit mehr als sechs Monaten keinen Mieter. Insgesamt sind das 186 Wohnungen.

2013 lag diese Zahl noch bei 647. So geht es aus den Unterlagen hervor. Allerdings schwanken diese Zahlen von Jahr zu Jahr - zum Beispiel, weil Wohnungen renoviert werden.

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
5 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
  • Der wahre tscharlie am 15.09.2021 16:09 Uhr / Bewertung:

    Die Agnesstr.48 ist anscheinend ein sehr anschauliches Beispiel, wie es funktioniert.
    Inzwischen Denkmalschutz, läßt man es solange leer stehen, bis es nicht mehr erhaltungswürdig ist, damit man es dann abreissen kann. Inzwischen steigt der Bodenpreis.

    Womit man bein eigentlichen Thema und der Mietpreistreiberei ist, den Bodenspekulanten. H.J.Vogel (SPD) hat jahrzehntelang dagegen angekämpft. Aber der Bund, auch die Union, will dem nicht ernsthaft einen Riegel vorschieben.

  • Woidl am 15.09.2021 13:50 Uhr / Bewertung:

    Dein Argument ist ja wohl an den Haaren herbeigezogen. Willst du ernsthaft die frühere DDR mit mit der BRD vergleichen. Es liegt mit Sicherheit nicht an billigen Mieten, sondern an der Profitgier dieser Immobilienhaie, da sonst nicht "genug" übrig bleibt wenn sie renovieren. Warum verkaufen sie diese Wohnungen nicht einfach? Man hat ja steuerliche Vorteile und könnte ja nichts mehr abschreiben. Eigentum verpflichtet. Bei uns ist ja wohl die Politik schuld, daß so viele Wohnungen leer stehen. Die müßten hier das Grundgesetz rigoros umsetzen.

  • Realist am 15.09.2021 12:37 Uhr / Bewertung:

    Wenn man die Wohnungen verfügbar und bewohnbar machen würde, könnte man den Nonsens der Neubauten und somit Nachverdichtung beenden.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.