Auf der grünen Wiese: Neue Großmarkthalle doch nicht in Sendling?

Statt in Sendling soll der Neubau der neuen Großmarkthalle am Stadtrand erfolgen, schlägt das Münchner Wirtschaftsreferat vor.
Autorenprofilbild Christina Hertel
Christina Hertel
|
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
15  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Blick aufs alte Großmarkthallen-Gelände. (Archivbild)
Blick aufs alte Großmarkthallen-Gelände. (Archivbild) © AZ-Archiv

Sendling - Alles ist ein Riesenchaos, sagt Semih Yildirim. Seit fast 60 Jahren handelt seine Familie mit Obst und Gemüse. Seit 20 Jahren führt Yildirim die Geschäfte auf dem Großmarkt in Sendling. "Fast ebenso lang heißt es: Ein neuer Großmarkt kommt", sagt Yildirim.

Derweil sollen Sanierungen den Verfall des Marktes aufhalten. Die Arbeitsbedingungen seien deshalb schwieriger geworden, sagt der Händler. Weil die Staplerfahrer Kränen und Stützen ausweichen müssen. Weil immer wieder irgendwo der Asphalt aufgegraben ist. Weil manche Räume gar nicht mehr betreten werden dürfen.

Baumgärtner will einen Großmarkt am Stadtrand

Wirtschaftsreferent Clemens Baumgärtner (CSU) hat in der "Süddeutschen Zeitung" einen aus seiner Sicht möglichen Ausweg aufgezeigt: Er schlägt vor, den Großmarkt am Stadtrand neuzubauen. Auf dem Gelände in Sendling soll die Stadt stattdessen günstigen Wohnraum schaffen.

Clemens Baumgärtner.
Clemens Baumgärtner. © picture alliance/dpa

Das ist ein komplett anderer Vorschlag als die Pläne, die seine Parteikollegin Kristina Frank (CSU) im Kommunalreferat ausarbeiten ließ: Eigentlich soll ein Investor bis 2030 einen neuen Großmarkt in Sendling bauen. Die Stadt will ihm das Gelände in Erbpacht vergeben. Gerade hat das Kommunalreferat dafür eine Ausschreibung gemacht. Nächsten Mittwoch will das Kommunalreferat die Ergebnisse vorstellen.

Wird ein neuer Großmarkt bis 2030 fertig?

Interesse angemeldet hatte der Grünwalder Investor Ralf Büschl. Er will auf dem Gelände nicht nur den Markt, sondern auch Wohnungen bauen. Auch die Stadtwerke sehen in der Fläche viel Potenzial.

Lesen Sie auch

Lesen Sie auch

Lesen Sie auch

Dass bis 2030 tatsächlich ein neuer Großmarkt fertig ist, bezweifelt Händler Yildirim. Zwar sei er auch nicht uneingeschränkt dafür, den Großmarkt an den Stadtrand zu verlegen. Schließlich könnte es dann schwerer werden, Mitarbeiter zu finden. Schneller könnte ein Neubau auf der grünen Wiese allerdings gehen, glaubt er.

Davon ist auch Peter Bigelmaier überzeugt. Er leitet das Münchner Büro der Immobilienberatungsfirma Colliers. Bigelmaier warnt, dass sich es bei einem neuen Großmarkt, auf dem auch Wohnungen und Büros Platz haben sollen, um einen extrem komplexen Bau handle.

Wohnungen statt Großmarkthalle in Sendling?

"Das ist ein Abenteuer, das zum Scheitern verurteilt ist", sagt er. Auf dem Areal hätten seiner Ansicht nach sicher ein paar Hundert Wohnungen Platz: "Ich verstehe nicht, warum über die Möglichkeit nie ernsthaft diskutiert wurde."

Das Kommunalreferat widerspricht: Es seien wiederholt mögliche Grundstücksalternativen innerhalb der Stadtgrenzen geprüft worden. Ohne Erfolg. Die Grünen-Stadträtin Sibylle Stöhr findet: "Baumgärtner stiftet Unruhe, ohne etwas zur Lösung beizutragen." Sie will deshalb erst das Ergebnis der Ausschreibung abwarten. Ähnlich äußert sich Stadträtin Kathrin Abele von der SPD. Sie sagt aber auch: Denkverbote solle es nicht geben.

Zuspruch bekommt Baumgärtner aus einer unerwarteten Richtung: Der Fraktionschef der Linken Stefan Jagel hält die Idee für charmant: Ein Neubau ginge deutlich schneller. Zudem spare die Stadt Instandhaltungskosten, so Jagel.

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
15 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
  • gast100 am 24.07.2022 09:39 Uhr / Bewertung:

    Das Argument mit den was weiß ich wie vielen Lastwägen, die täglich in die Stadt reinfahren, ist schon lachhaft.
    Wie kommt das Zeug dann von der Grünen Wiese zu den Läden in die Stadt? Wahrscheinlich mit ner Lastendrohne, ha ha jetzt wirds echt lächerlich.
    Das Gelände in Sendling ist doch schon mal versiegelt. Und ob München wirklich so viel Zuzügler braucht bezweifelt ich.

  • Sommerzeit am 23.07.2022 10:16 Uhr / Bewertung:

    Vor Jahren hatte ich einer Führung durch das Großmarktgelände, veranstaltet durch die ÖDP, beigewohnt. In einer abschließenden Gesprächsrunde, hier waren auch Mitarbeiter der Geschäftsleitung anwesend, fand genau dieser Punkt große Beachtung. Hier ging es allerdings deutlich um viel höhere LKW - Fahrzeugbewegungen, welche den innerstädtischen Bereich entlasten würden. Viele LKW's müssen rund um die Uhr Ihre Klimaanlagen zur Kühlung laufen lassen und belasten das Umfeld zusätzlich.
    Die Geschäftsleitung wies darauf hin, dass der Einzelhandel (kurze Wege) vom zentralen Einkauf in Sendling profitiert.

    Ich wünsche mir, dass die Stadt München Eigentümer des Grundstücks bleibt und dort viele bezahlbare Wohnungen für städtische Bedienstete (Polizei und Verkehr) sowie Pflegepersonal zu Verfügung erstellt. Der Großmarkt gehört an die Peripherie Münchens. Brauereien haben das erfolgreich so schon praktiziert.

  • Der wahre tscharlie am 22.07.2022 15:09 Uhr / Bewertung:

    Herr Baumgärtner hat vollkommen Recht!
    Davon rede ich schon lange in meinen Kommentaren. Der Großmarkt auf der grünen Wiese könnte schon lange stehen.

    "Die Grünen-Stadträtin Sibylle Stöhr findet: "Baumgärtner stiftet Unruhe, ohne etwas zur Lösung beizutragen."
    Wiebitte? Die Grünen wollen die Altstadt autofrei haben, Radlwege ohne Ende, sogar grün angestrichen sollen sie werden, aber dass weiterhin täglich 100te LKW in die Stadt fahren, so wie seit Jahrzehnten, das finden sie gut. Unglaubwürdiger können die Grünen bald nimmer sein.
    Und, Frau Stöhr......die Lösung ist doch, den Großmarkt an den Stadtrand zu verlegen. Paulaner gibts nimmer in der Stadt, Bernbacher auch nimmer um nur zwei Beispiele zu nennen.

    Gut, wenn der Großmarkt am Stadtrand ist, dann muß man mitm Lasten-Radl halt a bissl weiter radeln, um das Bio-Obst zu bekommen.Ironie aus.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.