Sozialwohnungen in München: Bedarf in einem Jahr verdoppelt

Obwohl viele 2020 weniger Geld verdient haben, sind die Mieten gestiegen. Immer mehr können sie alleine nicht bezahlen.
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In München hat sich die Zahl der Anträge auf eine Sozialwohnung in der Corona-Krise verdoppelt. (Symbolbild)
In München hat sich die Zahl der Anträge auf eine Sozialwohnung in der Corona-Krise verdoppelt. (Symbolbild) © Felix Hörhager/dpa

München - Etwa ein Drittel aller Beschäftigten, so viele Menschen wie nie zuvor, bezogen während der Corona-Pandemie Kurzarbeitergeld. Doch obwohl die Münchner immer weniger Geld zur Verfügung hatten, steigen die Mieten immer weiter.

Die Folge: Immer mehr Menschen können sich ihre Wohnung nicht mehr leisten. Das gab Sozialreferentin Dorothee Schiwy (SPD) bei einer Pressekonferenz am Freitag bekannt.

Anträge auf Sozialwohnungen in München haben sich verdoppelt

Die Anträge auf Wohngeld stiegen von fast 9.000 Anträgen 2019 auf rund 15.800 im Corona-Jahr 2020. Eine Zunahme um beinahe 80 Prozent. Auch die Anträge auf eine Sozialwohnung verdoppelten sich laut der Sozialreferentin.

"Kurzarbeit, die steigende Anzahl an Insolvenzen und Privatverschuldung werden zur Folge haben, dass zunehmend mehr Mieter ihre Miete in München nicht mehr bezahlen können", sagte Schiwy. Sie bedauere deshalb die Entscheidung der Bundesregierung, die Stundungsregelung von Mietzahlungen nicht fortzuführen.

Mieterbund fordert: Bund soll Fond für Corona-bedingte Mietausfälle einrichten

Vergangenes Frühjahr zu Beginn der Pandemie hatte der Bund eine Sonderregel für Mieter beschlossen: Wer seine Miete wegen Corona-Ausfällen nicht bezahlen kann, brauchte keine Kündigung zu fürchten. Doch seit Juli drohen diese wieder.

Schiwy kritisiert dies und fordert, der Bund solle aus staatlichen Mitteln einen Fonds für Corona-bedingte Mietausfälle einrichten. Das ist auch eine Forderung des Deutschen Mieterbunds.

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Mieten in München steigen weiter

Denn in München steigen die Mieten immer weiter, wie Zahlen des neuesten Mietspiegels zeigen, den Schiwy am Freitag präsentierte.

Demnach liegen die Mieten für einen Quadratmeterpreis in einem Bestandsmietverhältnis bei durchschnittlich bei 12,05 Euro. Im Vergleich dazu lag die Miete 2019 bei 11,69 Euro pro Quadratmeter. Die Steigerung beläuft sich auf 3,1 Prozent.

Der Mietspiegel wird zum Beispiel herangezogen, wenn sich Mieter und Vermieter über eine Mieterhöhung nicht einig sind. Denn er gibt Auskunft über die ortsübliche Vergleichsmiete. Vermieter dürfen bei Neuvermietungen höchstens zehn Prozent über dieser Durchschnittsmiete liegen.

In der Vergangenheit wurde der Münchner Mietspiegel immer wieder kritisiert: Der Haus- und Grundbesitzerverein hatte sogar gegen die Stadt geklagt, weil er den Verdacht hatte, dass sie die Mieten niedrig rechne - zum Nachteil der Vermieter.

Nach Ansicht des Sozialreferats müssten die durchschnittlichen Mieten, die der Mietspiegel zeigt, noch günstiger sein. Denn zum Beispiel werden geförderte Wohnungen nicht einbezogen. Außerdem fließen in den Mietspiegel nur Neuvermietungen der vergangenen sechs Jahre ein.

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5 Kommentare
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  • aberdochsonicht2 am 06.03.2021 21:58 Uhr / Bewertung:

    Neben dem Bau von Sozialwohnungen ist auch eine gerechte Vergabe notwendig, die derzeit sehr einseitig gehandhabt wird, wie die Klingelschilder an Sozialbauten beweisen.

  • KRM am 09.03.2021 12:12 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von aberdochsonicht2

    Einfach die neue Punktetabelle vom 28.05.2020 Sitzungsvorlage Nr. 20-26 / V 00033 lesen, um dies zu verstehen: höchste Dringlichkeitsstufe 1 mit max. 156 Punkten erreichen ausschließlich Schwangere durch "30 Zusatzpunkte".
    Bei "Wohnen für Alle" gehen pauschal mindestens 50-70% an anerkannte Asylbewerber.

    "Auch die Anträge auf eine Sozialwohnung verdoppelten sich laut der Sozialreferentin."
    2017 + 2019 waren es über 30.000 Anträge. Viele Antragsteller werden bereits vorher abgewimmelt: "kein Anspruch", "keine Aussicht auf eine Vergabe", ....

    Lt. anderer Presse waren es lt. Schiwy in 2020 35.000 Anträge = +13%.
    Was stimmt nun .....? Eine Verdoppelung wären 62.000 Anträge.

    Wie viele Anträge sind noch unbearbeitet?
    Bereits in den letzten Jahren musste das Amt für Wohnen mehrfach wegen unbearbeiteter Anträge schließen.

  • planet78 am 06.03.2021 11:57 Uhr / Bewertung:

    Die Politik ist einfach so peinlich weltfremd. Die Mieten werden weiter steigen. München ist im internationalen Vergleich noch "günstig". Die Diskussion mit den Sozialwohnungen hat sich in 5-7 Jahren auch endlich erledigt. Dann sind nämlich alle Bauflächen in München vergeben und dann werden nirgends mehr Sozialwohnungen in München entstehen können.

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