Sozialwohnungen in München: Bedarf in einem Jahr verdoppelt
München - Etwa ein Drittel aller Beschäftigten, so viele Menschen wie nie zuvor, bezogen während der Corona-Pandemie Kurzarbeitergeld. Doch obwohl die Münchner immer weniger Geld zur Verfügung hatten, steigen die Mieten immer weiter.
Die Folge: Immer mehr Menschen können sich ihre Wohnung nicht mehr leisten. Das gab Sozialreferentin Dorothee Schiwy (SPD) bei einer Pressekonferenz am Freitag bekannt.
Anträge auf Sozialwohnungen in München haben sich verdoppelt
Die Anträge auf Wohngeld stiegen von fast 9.000 Anträgen 2019 auf rund 15.800 im Corona-Jahr 2020. Eine Zunahme um beinahe 80 Prozent. Auch die Anträge auf eine Sozialwohnung verdoppelten sich laut der Sozialreferentin.
"Kurzarbeit, die steigende Anzahl an Insolvenzen und Privatverschuldung werden zur Folge haben, dass zunehmend mehr Mieter ihre Miete in München nicht mehr bezahlen können", sagte Schiwy. Sie bedauere deshalb die Entscheidung der Bundesregierung, die Stundungsregelung von Mietzahlungen nicht fortzuführen.
Mieterbund fordert: Bund soll Fond für Corona-bedingte Mietausfälle einrichten
Vergangenes Frühjahr zu Beginn der Pandemie hatte der Bund eine Sonderregel für Mieter beschlossen: Wer seine Miete wegen Corona-Ausfällen nicht bezahlen kann, brauchte keine Kündigung zu fürchten. Doch seit Juli drohen diese wieder.
Schiwy kritisiert dies und fordert, der Bund solle aus staatlichen Mitteln einen Fonds für Corona-bedingte Mietausfälle einrichten. Das ist auch eine Forderung des Deutschen Mieterbunds.
Mieten in München steigen weiter
Denn in München steigen die Mieten immer weiter, wie Zahlen des neuesten Mietspiegels zeigen, den Schiwy am Freitag präsentierte.
Demnach liegen die Mieten für einen Quadratmeterpreis in einem Bestandsmietverhältnis bei durchschnittlich bei 12,05 Euro. Im Vergleich dazu lag die Miete 2019 bei 11,69 Euro pro Quadratmeter. Die Steigerung beläuft sich auf 3,1 Prozent.
Der Mietspiegel wird zum Beispiel herangezogen, wenn sich Mieter und Vermieter über eine Mieterhöhung nicht einig sind. Denn er gibt Auskunft über die ortsübliche Vergleichsmiete. Vermieter dürfen bei Neuvermietungen höchstens zehn Prozent über dieser Durchschnittsmiete liegen.
In der Vergangenheit wurde der Münchner Mietspiegel immer wieder kritisiert: Der Haus- und Grundbesitzerverein hatte sogar gegen die Stadt geklagt, weil er den Verdacht hatte, dass sie die Mieten niedrig rechne - zum Nachteil der Vermieter.
Nach Ansicht des Sozialreferats müssten die durchschnittlichen Mieten, die der Mietspiegel zeigt, noch günstiger sein. Denn zum Beispiel werden geförderte Wohnungen nicht einbezogen. Außerdem fließen in den Mietspiegel nur Neuvermietungen der vergangenen sechs Jahre ein.