Seilbahn in München: Hohe Zustimmung in der Bevölkerung zur Nutzung

Eine Studie ergibt einen sehr hohen Zustimmungswert für die geplante Seilbahn im Norden Münchens. Gegner der Trasse sorgen sich vor einer Zerstörung des Stadtbilds.  
von  Paul Nöllke
So könnte die Seilbahn-Trasse über dem Frankfurter Ring eines Tages aussehen.
So könnte die Seilbahn-Trasse über dem Frankfurter Ring eines Tages aussehen. © Simulation/bauchplan

Eine Studie ergibt einen sehr hohen Zustimmungswert für die geplante Seilbahn im Norden Münchens. Gegner der Trasse sorgen sich vor einer Zerstörung des Stadtbilds.

München - Über dem Berufsverkehr jeden Morgen in die Arbeit schweben: Was sich anhört wie ein utopischer Traum, könnte bald Realität für Münchner Pendler werden.

Denn die geplante Seilbahn am Frankfurter Ring erfreut sich nicht nur in der Politik großer Zustimmung. Eine Studie der Universität der Bundeswehr ergab, dass eine Mehrheit der Befragten bereit wären, die Seilbahn zu nutzen.

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So sagten 87 Prozent aller Teilnehmer, sie würden die Bahn nutzen, sogar wenn der Weg etwas länger dauern würde als mit dem Bus. Von den 700 Leuten, die an der Untersuchung teilnahmen, gaben nur 5,7 Prozent an, die Bahn nicht nehmen zu wollen. Als Hauptgründe für diese Ablehnung wurden vor allem die Sorge vor der Zerstörung des Stadtbildes, als auch Höhen- und Platzangst genannt.

Überwätige Zustimmung liegt an ÖPNV-Frustration

Die Verkehrsexpertin Michaela Tießler von der Bundeswehr-Uni erklärte die überwältigende Zustimmung mit einer zunehmenden Frustration der Münchner über den heutigen Nahverkehr. "Die Münchner sehen, dass sich etwas ändern muss und dass die Kapazitätsgrenze im Nahverkehr bald erreicht ist." Ein Grund, dass vielleicht grade München zum Vorreiter in urbanen Seilbahnen werden könnte, sieht sie auch in der Nähe der Alpen: "Viele kennen Seilbahnen vom Skifahren und haben gute Erfahrungen mit Seilbahnen gemacht." Tießler betonte, dass die Bahnen "viel Potenzial" hätten – allerdings an sinnvollen Stellen eingesetzt werden müssten.

Auch über die Hälfte der Nutzer von AZ-Online befanden in einer Umfrage, die Seilbahn am Frankfurter Ring sei "super".

Der Vorschlag, eine Seilbahn über der viel befahrenen Verkehrsader zu errichten und somit potenziell die U-Bahnhöfe Oberwiesenfeld, Frankfurter Ring und Studentenstadt zu verbinden, wurde vor ein paar Monaten von Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) und der scheidenden Verkehrsministerin Ilse Aigner (CSU) vorgestellt. Erst vor wenigen Tagen teilte Aigner offiziell mit, dass der Freistaat die Trasse mitfinanzieren könnte – anders als bei Tram- oder U-Bahn-Bauten in München üblich.

Mit MVG-Ticket in die Seilbahn

Die Bahn soll mit den normalen MVG-Fahrkarten benutzt werden können. Obwohl man in Europa die Nutzung von Seilbahnen wohl eher aus Skigebieten kennt, werden die Bahnen in anderen Städten durchaus schon erfolgreich im Nahverkehr genutzt.

Und das nicht nur in Europa. Ein interessantes Beispiel kommt aus Kolumbien. In Medellin wurde 2004 eine Seilbahn gebaut, um eine Verkehrsverbindung in die schwer erreichbaren und oft gefährlichen Slums in den Hügeln zu bringen. Das Ergebnis: weniger Kriminalität und sogar ein unerwarteter Zustrom von Touristen.

Und selbst wenn die Politik bei der Seilbahn am Frankfurter Ring weniger Kriminalitätsbekämpfung oder Touristenschwärme im Sinn haben dürfte: Auf dem Weg zur Arbeit einfach über den Berufsverkehr zu fliegen, hört sich offensichtlich auch für rechtschaffene Münchner himmlisch an.

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