Seehofer und Ude: Tunnel unter vier Augen

Diskussion um die zweite Stammstrecke bei der S-Bahn München. Ude fährt jetzt in die Staatskanzlei zu Seehofer, will aber zwei Fragen vorab klären.
von  Willi Bock
Eigentlich verstehen sich OB Ude (SPD) und Ministerpräsident Seehofer (CSU) gut. Nur bei der zweiten Röhre (noch) nicht.
Eigentlich verstehen sich OB Ude (SPD) und Ministerpräsident Seehofer (CSU) gut. Nur bei der zweiten Röhre (noch) nicht. © dpa

München - Totgesagte leben länger: So ist das auch mit der zweiten Stammstrecke. Die Verhandlungen sind jetzt wieder in Fahrt gekommen. Der nächste wichtige Termin: Das Vier-Augengespräch zwischen Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU ) und OB Christian Ude (SPD). Gestern kam die lange erwartete schriftliche Einladung im Rathaus an.

Der OB hat gleich zugesagt, wie er der AZ sagte. Einen Termin gibt es noch nicht. Ude hat aber zwei für ihn wesentliche Fragen gestellt: Wie hoch sind die Gesamtkosten? Die sollen schon um 300 Millionen Euro über den bisherigen Angaben von 2,2 Milliarden Euro liegen. Und: Wann wird Summe, die die Stadt vorfinanzieren soll, zurückgezahlt? „Bekommen wir das Geld zurück oder ist das auf nimmer Wiedersehen weg?“

AZ-Meinung zur Stammstrecke: Das Bermuda-Viereck

Nachdem CSU-Kreise vorige Woche erklärten, Seehofer werde die zweite Stammstrecke beerdigen, zeigte er gestern ganz andere Aktivitäten. Er kalkuliert städtische Gelder dabei schon gar nicht mehr ein. Es hieß nach der Kabinettsitzung: Die Staatsregierung l a ss e noch einmal sämtliche denkbaren Möglichkeiten zur Finanzierung de r zweiten Röhre prüfen, falls sich die Stadt weiter nicht beteiligen w olle .

Das Umland soll nicht mehr ungeschoren bleiben

Das erklärten Wirtschaftsminister Martin Zeil (FDP) und Staatskanzleichef Thomas Kreuzer (CSU). Zeil hatte ohnehin nie den Kampf um „seine“ zweite Stammstrecke aufgegeben. Dazu soll es neue Gespräche mit der Bahn und dem Bund geben. Seehofer nimmt aber auch einen Vorschlag Udes auf: Das Umland mit zahlen zu lassen. Deshalb soll Innenminister Joachim Herrmann (CSU) prüfen, ob die Umland-Landkreise an der Vorfinanzierung beteiligt werden können . Finanzminister Markus Söder soll ausloten, ob eine Beteiligung Privater infrage kommt. Wie berichtet hatte OB Ude verraten, das es einen Privaten gebe, der sich an der Finanzierung beteiligen wolle. Ude selbst schließt nicht mehr kategorisch aus, dass sich die Stadt an der Finanzierungslücke von 350 Millionen Euro beteiligen wolle.

Bisher wird die zweite Röhre auf 2,2 Milliarden Euro geschätzt. Seehofer rechnet damit, dass noch einmal 300 Millionen dazu kommen: Weil die Preise bis zum Bau noch steigen. Diese 300 Millionen wolle das Land schultern, berichtet Landtagsvizepräsident Reinhold Bocklet.

OB Ude ist mit Seehofers Aufträgen für das Landes-Kabinett sehr zufrieden. „Mit Nachdruck“ unterstützt er die Absicht, bei Bahn-Chef Rüdiger Grube eine Erhöhung des Finanzierungsanteils zu erreichen. Schließlich verdiene die Bahn am größten S-Bahn-System Deutschlands. „Ebenso erfreulich“ sei es, mit dem Bund zu reden. Der hat das Problem erst geschaffen weil er statt der einkalkulierten 900 Millionen nur noch 200 Millionen zahlen will.

 

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