Saftige Schotten
Wie Wiesn-Wirt Hans Stadtmüller mit seiner berühmten Fischer-Vroni zu Weide, Holzkahn und Storchennest kam - und zu ganz besonders saftigen Steckerlfischen aus fernen Gewässern.
Wiesn-Wirt Hans Stadtmüller befindet sich in luftiger Höhe. Im Korb eines Krans, der ihn zehn Meter nach oben befördert hat - hinauf zum frisch gedeckten Schindeldach der Fischer-Vroni. "Ich muss mir unseren Storch doch mal aus der Nähe anschauen", sagt er lachend: "Das Nest war etwas zerrupft, er selbst war nicht mehr unbedingt strahlend weiss." Bis Nest und Bewohner (aus Stroh und Polyester) jetzt aufpoliert wurden - von einem Dekorateur und Maler.
Das Storchennest gehört ebenso dazu wie der alte Fischerkahn und die Weide vor dem Eingang der Fischer-Vroni mit ihrer berühmten Fachwerkfassade. "Das gibt's alles seit Anbeginn, seit 1903", sagt Festwirt Hans Stadtmüller: "Und die Tradition unserer Vorgänger pflegen wir wie das Braten der Steckerlfische."
Diese berühmte Wiesn-Spezialität entsteht traditionsgemäss reihenweise auf 15 Metern Länge im Bodenfeuer vor dem Festzelt. Der Duft, den die Fische verströmen, gehört zum Oktoberfest wie Achterbahn und Riesenrad.
Hans Stadtmüller kennt ihn seit frühester Kindheit. Schliesslich ist er der Sohn der unvergessenen Festwirtin Eva Stadtmüller, die mit ihrer älteren Schwester Anita über mehr als ein halbes Jahrhundert auf der Wiesn tätig war. Der Vater der legendären Schwestern, ein Fischgrosshändler, hatte die Konzession für die Fischer-Vroni 1949 bekommen. Seit inzwischen 60 Jahren ist das Zelt, das seit 2004 von Hans Stadtmüller geführt wird, in Familienbesitz.
Anfangs hatte die Fischer-Vroni lediglich 450 Plätze (heute 3100), gegrillt wurden einst sehr grätenreiche Weissfische wie Barben und Rotaugen. "Die liess mein Opa aus der Wertach bei Kaufbeuren abfischen", erzählt der heutige Festwirt: "Die Fische wurden von Helfern vor Ort ausgenommen, geschuppt und schliesslich auf zerhacktem Stangeneis von der Augustiner-Brauerei in Weidenkörben nach München gebracht." Noch zu Zeiten seines Grossvaters avancierte dann die Makrele mit zarter Haut und weit weniger Gräten zum nach wie vor beliebtesten Steckerlfisch.
"Unsere Makrelen kommen jetzt aus Schottland, Norwegen und Irland, weil die so saftig und schmackhaft sind", sagt Festwirtin Monika Stadtmüller. Ausserdem brutzeln im Wiesn-Bodenfeuer 2009 Saiblinge und Lachsforellen aus Fischteichen bei Freising.
"Ich freu' mich schon riesig auf die Wiesn", sagt der Fischer-Vroni-Wirt, der heuer mit einer Neuerung in seinem Zelt aufwartet - mit einer neu gebauten schmucken Empore. Beim Wiesn-Wirte-Einzug hält er natürlich wieder an der Tradition fest: "Statt einer Festkutsche haben wir einen Fischerkahn." Annette Baronikians
Alle Infos rund ums Zelt
Größe: 2800 Plätze im Zelt und heuer erstmals 300 weitere auf der neuen Empore. 700 Plätze im Garten.
Spezialität: Steckerlfisch, versteht sich, außerdem Seelachs in Bierteig, gebackenes Goldbarschfilet . . . Bayerische Schmankerl wie Hendl, Ente und Schweinsbraten.
Publikum: „Ein Großteil unserer Gäste sind Münchner, die meisten natürlich Fischfreunde“, sagt Hans Stadtmüller, der seine Gäste während des gesamten Jahres im Jagdschlössl am Rotkreuzplatz bewirtet.
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