Radlaktivisten sauer: Stadt will doch keine Radbrücke zum Olympiapark in München

Viele haben sich eine Querung für Radler und Fußgänger über die Schwere-Reiter-Straße in München gewünscht. Doch jetzt verabschiedet sich die Stadt von diesem Plan. Und die Radl-Aktivisten sind sauer.
Christina Hertel |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
21  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Viele Radlaktivisten haben das Gefühl, dass derzeit in München zu wenig voran geht.
Viele Radlaktivisten haben das Gefühl, dass derzeit in München zu wenig voran geht. © dpa

München - Um möglichst schnell mit dem Rad oder zu Fuß vom Kreativquartier in den Olympiapark zu kommen, forderten Grüne, SPD und die Radl-Community eine neue Brücke über die Schwere-Reiter-Straße. Doch wahrscheinlich wird daraus nichts. Das Mobilitätsreferat kann sich nicht vorstellen, dass es genug Platz für das Bauwerk gibt.

Lieber plant das Referat einen neuen breiteren Radweg am Boden. Am Mittwoch soll der Stadtrat der Umgestaltung der Straße zustimmen. Doch es gibt Bedenken.

Neue Brücke: Schon vor vier Jahren gab der Stadtrat in München eine Studie in Auftrag

Eigentlich hatte der Stadtrat 2020 eine Machbarkeitsstudie für eine Rad- und Fußgängerbrücke beauftragt. Kosten: fast 60.000 Euro. Fertig ist sie noch nicht. Nur dem Mobilitätsreferat liegt ein Entwurf vor. Und dieser reicht dem Referat für das Ergebnis: Für eine Brücke, die freilich Rampen braucht, ist nicht genug Platz. Auf der einen Seite baut die Stadt mit dem Kreativfeld Wohnraum, auf der anderen baut der Freistaat das Justizzentrum.

Lesen Sie auch

Lesen Sie auch

Dass der Stadtrat die Brücke schon jetzt beerdigen soll, ohne die Machbarkeitsstudie gesehen zu haben, findet Katharina Horn, die Sprecherin des Radentscheids, "unprofessionell". Andreas Schön vom Allgemeinen Deutschen Fahrradclub fordert eine Vertagung, "bis alle Unterlagen vorgelegt wurden". Ganz aufgeben wollen die Radl-Aktivisten die Brücke nicht. Sie sollte nämlich eigentlich ein Teil eines neuen Radschnellwegs Richtung Dachau sein. Durch viele Ampelstopps und Umwege, teils über Tramschienen werde ein Radschnellweg "ad absurdum geführt", moniert der Radentscheid. Die Aktivisten sind auch sonst mit der Geschwindigkeit, mit der das Rathaus Radwege vorantreibt, unzufrieden. Sie veranstalten deshalb am Montag um 12.30 Uhr eine Protestaktion vor dem Rathaus. Womöglich entscheiden sich Grüne und SPD tatsächlich dafür, den Beschluss zu vertagen. Darüber beraten sie gerade noch.

Die SPD glaubt weiterhin an die Brücke zum Olympiapark 

"Wir wollen an der Brücke festhalten", sagt Nikolaus Gradl, der verkehrspolitische Sprecher der SPD-Fraktion. Auch er fände es schön, wenn die Radler nicht an der Ampel warten müssten - und fordert ein transparenteres Vorgehen des Mobilitätsreferats.

Nikolaus Gradl (SPD)  hat die Brücke noch nicht ganz aufgegeben.
Nikolaus Gradl (SPD) hat die Brücke noch nicht ganz aufgegeben. © SPD

Das Referat wiederum ist überzeugt, dass Radbrücke und die Veränderungen am Boden, die es jetzt vorantreiben will, unabhängig von einander sind.

Grünen-Stadtrat Florian Schönemann, der auch im Bezirksausschuss in der Maxvorstadt sitzt, kann zwar nachvollziehen, dass sich das Referat beeilen wollte. Schließlich soll der Umbau der Schwere-Reiter-Straße gleichzeitig mit dem neuen Justizzentrum 2025 fertig werden, erklärt Schönemann.

Florian Schönemann sitzt seit 2020 für die Fraktion Grüne-Rosa Liste im Münchner Stadtrat. Er ist auch Sprecher des Ortsverbandes Maxvorstadt-Schwabing-Alte Heide-Freimann. (Archivbild)
Florian Schönemann sitzt seit 2020 für die Fraktion Grüne-Rosa Liste im Münchner Stadtrat. Er ist auch Sprecher des Ortsverbandes Maxvorstadt-Schwabing-Alte Heide-Freimann. (Archivbild) © Andreas Gregor/Grüne

Ganz zufrieden ist er – ebenso wie der SPDler Gradl – mit dem Vorschlag aus dem Mobilitätsreferat zum Umbau der Schwere-Reiter-Straße allerdings nicht.

So soll die Schwere-Reiter-Straße in München sicherer werden

So sieht es derzeit dort aus: Die Schwere-Reiter-Straße ist eine Hauptverkehrsader. Zwar fahren pro Tag gut 4.000 Fahrzeuge weniger als vor zehn Jahren. Doch noch immer sind hier jeden Tag im Schnitt 28.000 Autos unterwegs. Für Fußgänger und Radler ist es allerdings nicht sicher. Zum Beispiel müssen sie, wenn sie auf der Schweren-Reiter-Straße nach Westen, also Richtung Dachauer Straße fahren, über einen "freilaufenden Rechtsabbieger". Autos können hier schnell abbiegen und müssen nicht an der Ampel warten. Für Radler eine Gefahrenstelle. Außerdem müssen sich Radler und Fußgänger den Platz teilen. Auch auf der Südseite sind die Radwege zu schmal.

Lesen Sie auch

Lesen Sie auch

Das Mobilitätsreferat schlägt vor, den freilaufenden Rechtsabbieger zurückzubauen und breitere Radwege zu schaffen. Das gefällt Grünen und SPD. Allerdings will das Referat auch, dass die Linksabbiegerspur in der Schwere-Reiter-Straße (hin zur Dachauer Straße) wegfällt. Doch diese Spur sollte bleiben, findet Schönemann. Außerdem sei eine Fußgänger-Ampel an der Ackermannstraße wichtig. Doch die ist bis jetzt nicht eingeplant.

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
21 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
  • FredC2 am 22.01.2024 22:26 Uhr / Bewertung:

    ja, die Google-Brücke ist eher schön als notwendig. Aber wer weiß, vielleicht wird die mal in einigen Jahren der Hit.
    Und im Vergleich zu Bauwerken für Autos sind die Kosten eher Peanuts.

  • FredC2 am 22.01.2024 22:23 Uhr / Bewertung:

    Wenn das Gerichtsgebäude und die Staatsbediensteten-Wohnungen demnächst fertig sind , wird es an der Kreuzung Dachauer/Schwere Reiter verkehrmäßig erst richtig rund gehen. Dort herscht jetzt schon ein unübersichtliches Nebeneinander. Die Brücke würde daher Sinn machen.

  • munich_orange am 22.01.2024 16:47 Uhr / Bewertung:

    Ich würde mich freuen, wenn die AZ bei Kommentaren von einem Präsidenten des ADAC ihn auch als "KFZ-Aktivist" betiteln würde. Ansonsten, nein, eine Brücke brauchst es da nicht, dann lieber längere Rotphasen für die KFZ, dann freuen sich die Autofahrer auch mehr, weil wir ja weniger Geld für den Radverkehr ausgeben zwinkern

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.