Protest gegen Bier- und Chipsverbot: Studierende wehren sich im Münchner Univiertel

Audio von Carbonatix
Einfach schweigend hinnehmen, dass Späti-Kioske rund um die Schellingstraße im Univiertel ab 22 Uhr kein Mitnehm-Bier mehr verkaufen dürfen? Und keine Chips? Weil Anwohner über Feierlärm klagen (AZ berichtete)?
Echt nicht.
Am Dienstagabend haben sich rund 40 Studentinnen und Studenten in recht ausgelassener Stimmung auf der Kreuzung Schelling-/Türkenstraße versammelt – just vor dem Bürgerbüro-Häusl des Bezirksausschusses (BA) Maxvorstadt. Mit dabei: große Pappkartons, aus denen sie fix Plakate gebastelt haben. „Durst kennt keine Uhr“, war drauf zu lesen. „Bier ist Grundnahrungsmittel“ oder: „Bier nach 22 Uhr“.

Drinnen tagte derweil die Feriensitzung des Stadtviertelgremiums, das eigentlich aus 25 Mitgliedern besteht. Aber weil eben Ferienzeit ist, waren nur sechs anwesend, dazu etwa ebenso viele lärmgeplagte Anwohner. Und wenig später: auch eine kleine Horde an Bier-Protestierern. Die Stimmung sei überaus freundlich gewesen, berichtet BA-Mitglied Felix Lang (SPD), der die Sitzung geleitet hat – trotz des Reizthemas, das seit Tagen die Gemüter im Viertel erhitzt.
"Kiosk-Spätis sind nicht allein verantwortlich"
Seit das Kreisverwaltungsreferat (KVR) am vergangenen Wochenende für einige Kioske den späten Mitnehm-Bierverkauf aus Lärmschutzgründen verboten hat, fühlt sich nun einerseits die Jugend in ihrer abendlichen Draußensteh-Freiheit beschränkt (AZ berichtete).
Gleichzeitig klagen die betroffenen Kioskbetreiber über massive Umsatzeinbußen – weil das Hauptgeschäft von Spätis nun mal nach 22 Uhr laufe. Zudem seien sie nicht allein verantwortlich für die Ruhestörer, die Anwohner um ihren Schlaf bringen. Es seien nur einzelne, die herumgrölen. „Die kommen auch aus den Bars hier im Viertel, nicht nur von uns“, erklärt beispielsweise Aktham Jondi Madoor vom Cafékiosk an der Schellingstraße der AZ.

"Paradebeispiel für bürokratische Willkür"
Wie also weiter verfahren mit dem Bierverbot? Während die Stadtrats-FDP sich festgelegt hat, und die neuen Auflagen „ein Paradebeispiel für bürokratische Willkür“ nennt, mit dem das KVR „kleine Gewerbetreibende schikaniert, statt für Ordnung auf den Straßen zu sorgen“, hat man sich im Bezirksausschuss immerhin einstimmig auf eine gemeinsame Linie geeinigt.
Nur Kioske regulieren: "Das finden wir ungerecht."
„Wir finden es ungerecht, dass mit dem Bierverkaufsverbot ab 22 Uhr bisher nur die Kioske reguliert wurden, aber die umliegenden Gaststätten nicht“, sagt Felix Lang zur AZ. Man lasse dem Kreisverwaltungsreferat nun folgenden Vorschlag schriftlich zukommen: Problem-Lokale, wie Bars im Viertel, von denen nachweislich Lärm ausgeht, sollten verpflichtet werden, einen Türsteher oder „Silencer“ zu beschäftigen.
Außerdem soll die Stadt verstärkt kontrollieren, „speziell bei den problematischen Lokalen, welche dem KVR bereits bekannt sind.“ Nach künftig weniger Regulierung klingt das nicht. Denkbar, dass im Univiertel bald noch mehr Plakate gemalt werden.
- Themen:
- Bier
- Kreisverwaltungsreferat
- SPD