Polizeipräsident Schreiber ist tot

München - Kaum ein Polizeichef hat München so nachhaltig geprägt wie Manfred Schreiber. Er ist der Vater der Münchner Linie, die bis heute gilt. In seine Amtszeit fielen aber auch zwei der schwärzesten Stunden der Stadtgeschichte: das Olympia-Attentat und der Anschlag auf das Oktoberfest. In der Nacht auf Donnerstag starb Schreiber im Alter von 89 Jahren. „Manfred Schreiber war eine herausragende Persönlichkeit und ein Spitzenpolizist mit Leib und Seele“, würdigte Innenminister Joachim Herrmann Schreibers Verdienste.
Von 1963 bis 1983 war Schreiber Polizeichef in München. Er übernahm das Präsidium in einer sehr schwierigen Phase. Die Schwabinger Krawalle lagen erst kurz zurück. Das alte Einsatzkonzept hatte kläglich versagt. Eine neue Strategie war notwendig. Schreiber reformierte die Arbeit der Polizei, vor allem bei Einsätzen mit großen Menschenmengen. Statt auf Konfrontation setzt man nun auf Deeskalation. Kommunikation und Verhältnismäßigkeit stehen bei der Münchner Linie im Vordergrund. Der Psychologische Dienst wurde eingeführt – ein absolutes Novum mit dem die Münchner zum Vorreiter in ganz Deutschland wurden. „Schreiber war damit der Wegbereiter für die moderne Münchner Polizei“, betont Innenminister Herrmann.
In Schreibers Amtszeit seien einige der schwierigsten Einsätze der Münchner Polizei gefallen – wie der bundesweit erste Banküberfall mit Geiselnahme durch Dimitri Todorov 1971, der Anschlag eines arabischen Terrorkommandos auf das israelische Olympiateam 1972 und das Attentat auf das Oktoberfest 1980.
Auch nach seinem Ausscheiden aus dem Dienst blieb Schreiber dem Polizeipräsidium eng verbunden. Er war unter Friedrich Zimmermann Ministerialdirektor im Bundesinnenministerium. Er war Honorarprofessor für Kriminologie und Kriminalstatistik an der Universität München.
Herrmann sprach Familie und Angehörigen Schreibers sein Beileid und Mitgefühl aus: „Dank seines Pioniergeistes ist seine Lebensleistung für die Münchner bis heute spürbar“, so der Minister.