Wiesn: Unterwegs mit einem Hutverkäufer

Seit zehn Jahren ist Michel Perkmann schon Hutverkäufer auf der Wiesn. Von seinem Gehalt gönnt er sich dann jedes Jahr etwas ganz besonderes. Die AZ hat ihn getroffen.
München - Für Michel Perkmann (34) ist die Wiesn alles zugleich: sein Fitnessstudio, sein Freiflug und seine Kontaktbörse. Er ist Hutverkäufer im Hofbräu-Festzelt, heuer schon zum zehnten Mal in Folge. Und er will den Job machen, „so lange meine Knochen es noch machen.“
Der stämmige Mann mit dem runden Gesicht und den langen, zur Hälfte blondierten Haaren sieht in seinen Lederhosn, dem Karohemd und dem albern hin- und her wackelnden Filzhut selbst aus wie ein Wiesn-Besucher, dabei würde er privat nie mehr herkommen wollen. „Ich arbeite täglich bis abends um Elf hier, an den Wochenenden geht’s schon um neun Uhr morgens los. Das reicht.“
Zwar sei die Arbeit ein richtiger Knochenjob - allein der Hutstapel, den er täglich durchs Zelt schleppt, wiegt gute zehn Kilo. Aber nach Feierabend einfach die Füße hochlegen, kann Perkmann dann trotzdem nicht: „Den ganzen Tag bin ich von Feiernden umgeben, da bin ich abends so aufgekratzt, dass ich selber noch feiern gehen muss, um runter zu kommen.“
Vor drei Uhr sei er selten daheim, meint er und schiebt sich den rechten Ärmel hoch.
An seinem anderen Arm hängen aufgereiht mehrere weiß-blaue Maßkrug-Hüte. Auch die schiebt er hoch.
Um seinen Hals baumelt eine Trillerpfeife. „Damit räume ich mir im vollen Zelt den Weg frei. Und bei den Betrunkenen hilft die auch, dann kriegen sie besser mit, dass ich ihnen was verkaufen will.“
Zwischen fünfzehn und fünfundzwanzig Euro kosten Perkmanns Hüte, am beliebtesten seien das Bierfass und der Batterie-betriebene Wackelhut mit Hofbräu-Logo, heuer zum ersten Mal im Sortiment.
„Teilweise muss ich den Leuten meine Hüte richtig aufschwatzen“, gibt Perkmann zu. Entsprechend wichtig sei es für den Job, offen und kommunikativ auf Leute zugehen zu können.
„Wenn ich sie zum Lachen bringe, bekomme ich sogar noch ein Trinkgeld.“
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Am spendabelsten seien Russen, Amerikaner und Italiener. Bei deutschen Wiesn-Gästen punkte er besonders mit geschmacklosen Witzen: „Wenn sie unter die Gürtellinie gehen, kommt das am besten an.“
So war es etwa bei einem Mann aus Sachsen, der Perkmanns Hüte völlig überteuert fand. „Er hat so stark gesächselt, dass ich ihn spontan gefragt habe, ob er denn sein Begrüßungsgeld schon versoffen habe.“
Noch heute lacht der Hutverkäufer über die Geschichte, die ihm damals nicht nur einen Verkauf, sondern sogar noch ein schönes Trinkgeld einbrachte.
Wenn er die Wiesn überstanden hat, will Michel Perkmann, der als selbständiger Mediengestalter arbeitet, erstmal nach Südamerika. „Zwei Monate gönne ich mir einen verlängerten Sommer - von meinem Wiesngehalt ist das locker drin.“
Bis er ins Flugzeug steigen und die Füße an der Copacabana in den Sand stecken kann, gilt es aber noch einige Hundert Hüte an den Mann zu bringen. Er hievt seinen Hutstapel wieder auf die Schulter, schaltet den Wackelhut ein und zieht los.