Wiesn-Einlass nur mit Impfpass? Kritik an Vorschlag von Stephan Pilsinger

Ein Oktoberfest nur für Geimpfte? Das schlägt der CSU-Abgeordnete Stephan Pilsinger vor. Warum das Wirte und Rathaus-Politiker kritisch sehen.
von  Ruth Frömmer, Christina Hertel
Wiesn-Besucher dicht gedrängt. Wie könnte das 2021 aussehen?
Wiesn-Besucher dicht gedrängt. Wie könnte das 2021 aussehen? © imago images/Ralph Peters

München - Es gab Zeiten, da dachte der typische Wiesn-Besucher beim Stichwort "Corona" wohl an ein Bier, das er auf dem Oktoberfest niemals trinken würde. In diesen Zeiten kamen mehr als sechs Millionen Menschen aus der ganzen Welt zum Feiern auf die Theresienwiese. Kann das diesen Herbst wieder möglich sein?

Inselkammer über Wiesn für Geimpfte

Der Arzt und CSU-Bundestagsabgeordnete Stephan Pilsinger meint ja - allerdings nur unter Auflagen. In der AZ forderte er, dass nur gegen Covid-19 geimpfte und aktuell getestete Personen, die nicht aus einem Risikogebiet kommen, das Oktoberfest besuchen dürfen. Wie eine Umfrage der AZ zeigt, sind aber sowohl Wirte als auch Kommunalpolitiker skeptisch, ob das funktionieren kann.

Der Bundestagsabgeordnete Stephan Pilsinger (CSU).
Der Bundestagsabgeordnete Stephan Pilsinger (CSU). © Koch

"Das halte ich für sehr aufwendig", meint Wiesnwirte-Sprecher Peter Inselkammer. Zwar gebe es Zugangskontrollen bereits, aber für so ein Konzept müsse das Personal geschult sein. Inselkammer hofft deshalb auf den Impferfolg. Denn eine Wiesn mit Mindestabständen sei für ihn nicht denkbar.

Ablehnung für Wiesn mit Zulassungsbeschränkungen

Auch Wiesn-Stadträtin Anja Berger von den Grünen fürchtet, der Charakter der Wiesn könne leiden, wenn man Menschen ausschließt: "Die Wiesn muss ein Fest für alle bleiben."

Anja Berger (Grüne).
Anja Berger (Grüne). © ho

Eine "Wiesn-light" mit Zulassungsbeschränkungen lehnt auch SPD-Stadtrat Klaus Peter Rupp ab. "Das wäre nicht mehr das Volksfest, wie wir es kennen." Den logistischen Aufwand hält er für zu groß. Ebenso wie Wirtschaftsreferent und Wiesn-Chef Clemens Baumgärtner (CSU): "Man müsste die Zahl der Ordner aufstocken. Das wäre teuer."

Kann eine Wiesn 2021 stattfinden?

Einig sind sich alle - egal, ob aus Politik oder Gastronomie - dass es gerade nicht der richtige Zeitpunkt ist, darüber zu entscheiden, unter welchen Bedingungen das Oktoberfest stattfinden kann.

"Die Debatte ist einfach zu früh", sagt Christian Schottenhamel, der das Schottenhamel- Festzelt betreibt. "Heute kann noch niemand sagen, was im September ist", findet auch Wirtschaftsreferent Baumgärtner. Und sogar der CSU-Fraktionsvorsitzende Manuel Pretzl meint: "Gerade gibt es ganz andere Sorgen." Die Ideen seines Parteikollegen Pilsinger seien eine "Einzelmeinung" und nicht mit seiner Fraktion abgesprochen.

Entscheidung über Wiesn erst im Mai oder Juni

Der Münchner Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) will sich zu dem Vorschlag des Abgeordneten nicht näher äußern. Ob und in welcher Form die Wiesn stattfinden kann, will er erst im Mai, spätestens Juni entscheiden.

So mancher Wirt würde allerdings wohl vieles in Kauf nehmen, damit er 2021 sein Zelt wieder aufsperren darf. "Grundsätzlich sind wir zu vielen Schandtaten bereit für eine vernünftige Wiesn", sagt Stephan Kuffler (Kufflers Weinzelt).

Weinzelt-Wirt Stephan Kuffler.
Weinzelt-Wirt Stephan Kuffler. © Kuffler-Gruppe

Für eine öffentliche Diskussion sei es aber noch zu früh. Er schlägt deshalb vor, dass die Stadt eine Taskforce bilden solle. Sie könnte Szenarien entwickeln und durchdenken - so wie man es, "in der freien Wirtschaft machen würde".

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