Dirndl-Trends und Lederhosen-No-Gos auf der Wiesn

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Dass eine Frau ihr allererstes Dirndl kauft, komme selten vor, erzählt Angelina Kees. Das Leben der Trachten-Designerin und Chefin von Inntaler Trachtenwelt dreht sich das ganze Jahr um Trachten. Auf dem Land, wo sie herkommt, beginnt die Saison schon im März mit den ersten Waldfesten und Hochzeiten. Da kleiden sich die Frauen und Männer traditionell ein.
Hier in München steht mit der Wiesn der große Ansturm vor der Tür. "Da darf es auch spektakulärer und auffallender zugehen", sagt Kees. Ihr erstes Dirndl kaufen sich nur frisch Zuagroaste oder Frauen, die mit Trachten nichts am Hut hatten und das jetzt aus irgendeinem Grund ändern. Der Großteil hat schon ein paar Dirndl im Schrank. "Aber auf der Wiesn will jede die Schönste sein, sich wie eine Prinzessin fühlen", so Kees, und dann kommen die Frauen zu ihr in den Laden.

Kees‘ Kollektion steht eher für klassische Dirndl ohne viel Schnickschnack. Kann man da überhaupt jedes Jahr wieder von Trends sprechen? Ein bisschen Veränderung gebe es immer wieder, sagt Kees. "Die Farbe Rot hat noch mal einen Durchbruch."
Die sei letztes Jahr schon da gewesen und immer mehr im Kommen. Trendfarben brauchen immer zwei bis drei Jahre, bis sie auf den Markt kommen. Auch schwarze Dirndl bleiben angesagt. "Ich gehe selbst gerne komplett in Schwarz. Das ist sehr edel. Aber man muss es mögen", sagt Kees. Weiterhin seien außerdem Bonbon-Farben im Trend, Pastelltöne, Gelb und Rosa. Ebenso gedeckte Töne, aber Kräftige: Marine, dunkles Aubergine, kräftige Grüntöne.
Trends für die Wiesn: Dirndl-Designer greifen die Vergangenheit auf
Bei den Blusen sind seit letztem Jahr Flügelärmel sehr beliebt. In diesem Jahr kommt der Puffärmel wieder durch, verrät Kees. Der Großteil sei dafür noch nicht bereit, aber er wird wiederkommen, da ist sich die Dirndl-Designerin sicher. Der Trend sei in den letzten Jahren extrem vom Puffärmel weggegangen.
"Aber alles kommt irgendwann wieder." Die Dirndl-Designer greifen ständig Themen aus der Vergangenheit auf. Man muss die Leute aber erst daran gewöhnen. Letztes Jahr hätte man in 95 Prozent der Geschäfte keine Bluse mit Puffärmeln gefunden. Heuer sei das anders.
Da krieg' ich wirklich Kopfschmerzen
Wirklich out sein kann man nicht auf der Wiesn, findet Kees. "Das einzige, was wirklich out ist, sind karierte Hemden bei Männern. Da krieg' ich wirklich Kopfschmerzen", sagt Kees und lacht. Auch die Männer legen immer mehr Wert darauf, gut angezogen auf die Wiesn zu gehen. Früher herrschte bei den Herren eher die Einstellung: "Ich hab‘ vom Papa noch ein Hemd und vom Opa eine Weste, das passt schon", erzählt Kees. Das gebe es heute nicht mehr.

Viele Männer kaufen sich ein aufeinander abgestimmtes Outfit. Da passe dann von oben bis unten jede Naht zusammen: Die Ziernähte auf der Lederhose passen zur Weste, dazu trägt Mann ein weißes Hemd. An den Füßen Socken, Kniestrümpfe oder Loferl – und Haferlschuhe. "Es gibt keine Alternative", findet Kees. Turnschuhe oder gar Wanderstiefel seien bei Männern wie Frauen ein absolutes No-Go.
Unterschiede bei den Lederhosen
Die klassische Lederhose ist die Hirschlederne, zu erkennen an den groben, offenen Nähten. Etwas günstiger sind Lederhosen von der Ziege oder vom Steinbock, zu erkennen an den filigraneren Nähten. "Wir verkaufen wahnsinnig viele Lederhosen", erzählt Kees und fragt sich selber manchmal, warum.
Schließlich hält eine Lederne fast das ganze Leben lang. "Meistens gibt es Gründe, warum Männer noch eine brauchen", erzählt sie lachend. Die Alte ist zu eng geworden oder nicht mehr auffindbar. Vor der Wiesn hat sie viel mehr Kundinnen als Kunden. Aber während der Wiesn gleichen die Männer das aus. Sie kommen erst, wenn die Wiesn schon im Gange ist. "Das ist wie kurz vor Weihnachten: Oh Gott, ich brauch' jetzt schnell eine Lederhose!“

Ob Dirndl oder Lederhose: Beides hält viele Jahre. Out sei auch ein zehn Jahre altes Dirndl niemals, sagt Kees. "Mit Dirndl ist jede Frau gut angezogen. Das holt immer noch einen Tick mehr raus als ein normales Kleid." Auch ein Mann in Tracht bekomme bei ihr direkt zehn Punkte mehr.
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