Oide Wiesn weg und Bäume her: Grüne wollen Theresienwiese begrünen
München - Etwa 60 graue Fußballfelder ist die Theresienwiese groß. Bäume wachsen darauf keine.
Denn im Grunde hat die Brachfläche, die sogar größer ist als der Hirschgarten oder die Parkstadt Schwabing, in der immerhin rund 12.000 Menschen arbeiten, nur eine Aufgabe: genug Platz für das Oktoberfest zu bieten. An diesem Grundsatz wollen die Münchner Grünen rütteln.
Grüne: Theresienwiese "bietet Potenzial im Sinne von dauerhafter Begrünung"
In einem Antrag, den der Parteivorstand bereits beschlossen hat und über den die Grünen auf ihrem nächsten Stadtparteitag Ende November abstimmen sollen, heißt es: Die riesige Fläche der Theresienwiese, "die in Gänze freigehalten wird, um einmal im Jahr das Oktoberfest parallel mit der Oidn Wiesn oder dem Zentralen Landwirtschaftsfest stattfinden zu lassen, bietet Potenzial im Sinne von dauerhafter Begrünung, Naherholungsflächengewinn und Stadtklimaanpassung".
Arne Brach: "Das Zentrale Landwirtschaftsfest ist eigentlich eine Messe"
Das Oktoberfest wollen die Grünen dabei nicht in Frage stellen. Für die Oide Wiesn und das Landwirtschaftsfest, die im Wechsel im Südteil der Theresienwiese stattfinden, gilt das nicht.
"Das Zentrale Landwirtschaftsfest ist eigentlich eine Messe", sagt Arne Brach. Er ist stellvertretender Vorsitzende der Grünen München und vertritt sie auch im örtlichen Bezirksausschuss Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt. Für Messen, so sieht es Brach jedenfalls, gibt es in München einen Ort: Riem.
Ist es angemessen, eine riesige Fläche mitten in München ausschließlich für Feste zu reservieren?
Und die Oide Wiesn? Abschaffen will Brach das traditionelle Volksfest nicht. Er glaubt aber, dass ebenso viele Besucher kommen würden, wenn es an einem anderen, zentralen Ort stattfindet. Denn das Publikum sei ohnehin nicht das gleiche wie auf dem Oktoberfest.
Nur, wo soll die Oide Wiesn dann hin? Da will sich Brach nicht festlegen. Er hält es aber für wichtig zu diskutieren, ob es in Zeiten des Klimawandels noch angemessen sei, eine riesige Fläche mitten in München ausschließlich für Feste zu reservieren.
Theresienwiese in Corona-Hochzeiten: Palmen, Boulderwand, Biergärten
Zumindest ein paar Hektar im Südteil der Theresienwiese könnte man begrünen, findet Brach - und den Münchnern dauerhaft als Freifläche anbieten. Er ist sich sicher, dass die Münchner sich darüber freuen würden. Als das Oktoberfest wegen Corona ausfiel, habe plötzlich eine ganz andere Atmosphäre auf der Theresienwiese geherrscht, meint er. Palmen, eine Boulderwand, Biergärten wurden aufgebaut.
Und irgendwie fühlte sich die Theresienwiese plötzlich etwas mehr nach Tempelhofer Feld als nach Volksfestplatz an. Brach kann sich vorstellen, dass es nicht bei dieser Corona-Ausnahme bleibt. Er betont außerdem, dass die Theresienwiese für seine Partei nur ein Ort von vielen ist, bei dem die Grünen den Status quo überdenken und mehr Grün schaffen möchten.
Wider die Wiesn? Baumgärtner hält den Vorstoß der Grünen für einen Vorwand
"Völlig absurd" lautet der Kommentar von Wirtschaftsreferent und Wiesn-Chef Clemens Baumgärtner zu dem Vorschlag. Ein Teil der Theresienwiese sei der Stadt mit der Auflage geschenkt worden, dass dort das Landwirtschaftsfest stattfinden kann.
Außerdem spricht aus Baumgärtners Sicht der Denkmalschutz dagegen. Denn die Sichtachse auf die Bavaria dürfe nicht beeinträchtigt werden - weder durch Gebäude noch durch Bäume. Baumgärtner hält den Vorstoß der Grünen für einen Vorwand: "Dahinter steckt eigentlich die Frage: Wollen wir die Wiesn noch?"
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