"O zapft is" - Zwei Schläge für ein Holzfass
MÜNCHEN - Oder werden es doch mehr? Am Samstag um 12 Uhr steht es im Mittelpunkt: Das Fass, aus dem das erste Wiesn-Bier fließt – die AZ erklärt das traditionelle Anzapfen.
Wann kann ein Oberbürgermeister nach Herzenslust austeilen und kriegt dafür auch noch Applaus? Am Samstag, Punkt 12 Uhr, ist es wieder so weit. Dann wird Christian Ude (SPD) im Schottenhamel zum Holzschlegel greifen, mit möglichst wenig Schlägen den Wechsel ins Bierfass treiben und danach losgelöst „Ozapft is!“ in die jubelnde Menge schreien. Einen schöneren Termin kann es für einen Politiker kaum geben. Zumindest nicht in Bayern, das für die nächsten 17 Tage zur (gar nicht heimlichen) Hauptstadt der Republik mutiert.
Heuer feiert das Oktoberfest 200. Jubiläum – das Anzapf-Ritual gibt es allerdings erst seit 60Jahren. Es ist Nachkriegsbürgermeister Thomas Wimmer zu verdanken, der bei seiner Premiere sagenhafte 19 Schläge brauchte. Aber auch Christian Ude zeigte beim ersten Mal Nerven: 1993 versenkte er den Zapfhahn erst nach dem sechsten Schlag.
Tempi passati. Heute ist der SPD-Mann ungeschlagener Routinier. In den vergangenen zwei Jahren war nach zwei Schlägen der Spaß vorbei. Nur Neider missgönnen Ude dabei die Gummimanschette, die als Spritzschutz über den Zapfhahn gestülpt wird. Recht hat er: Die Wiesn wird auch so noch nass genug – sechs Millionen verkaufte Maß sind wohl wieder Minimum. Auf geht’s zur Wiesn! V. Duregger