Neuer digitaler Helfer für die Polizei: Ein Dolmetscher in der Jackentasche

Münchner Polizisten haben nun eine Sprach-App auf dem Diensthandy, die sich im Pilotversuch bewährt zu haben scheint. Transparentere Kommunikation auf Augenhöhe bei sprachlichen Barrieren verspricht man sich nun.
von  Hüseyin Ince
v.l.: Der Münchner Polizeipräsident Thomas Hampel, der Leiter des Instituts für Deutsch als Fremdsprache Jörg Roche, die LMU-Vizepräsidentin Francesca Biagini und der Bayerische Innenminister Joachim Herrmann stellen die neue Polizei-App FLAP vor.
v.l.: Der Münchner Polizeipräsident Thomas Hampel, der Leiter des Instituts für Deutsch als Fremdsprache Jörg Roche, die LMU-Vizepräsidentin Francesca Biagini und der Bayerische Innenminister Joachim Herrmann stellen die neue Polizei-App FLAP vor. © Hüseyin Ince

Die Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) hat im Auftrag des Bayerischen Innenministeriums eine Dolmetscher-App entwickelt, die ab sofort im Einsatz ist. "Foreign Language Application Police" nennt sich die Anwendung. Oder kurz: FLAP. 

Der Bayerische Innenminister Joachim Herrmann, der Münchner Polizeipräsident Thomas Hampel, die LMU-Vizepräsidentin Francesca Biagini sowie der stellvertretende LMU-Leiter des Instituts für Deutsch als Fremdsprache, Jörg Roche, haben die App am Mittwoch im Philologicum der LMU vorgestellt. Roche hat die App maßgeblich mitentwickelt. "Einfach, verständlich, juristisch einwandfrei", das sei die große Herausforderung gewesen, so Roche. 

"Leider ist in der App kein Fränkisch dabei"

FLAP soll Polizeibeamten die Kommunikation mit Menschen erleichtern, die im Rahmen von polizeilichen Maßnahmen Kontakt mit den Beamten haben, aber nicht über ausreichende Deutschkenntnisse verfügen. An dieser Stelle soll die App zum Einsatz kommen. Auch das Oktoberfest sei ein Ort, wo die App sehr nützlich sein könne. Offenbar kam sie im Pilotversuch auch dort schon zum Einsatz. 

Seit Längerem lief bereits dieser Pilotversuch abseits der Öffentlichkeit. Das Feedback der Polizisten zur Anwendung der App sei durchweg positiv gewesen, sagte Hampel. "Manche Menschen haben Angst, dass sie ihren Ausweis nicht mehr zurückbekommen", sagt Herrmann. Auch solche Ängste wolle man durch die App aus der Welt schaffen.

Eine Polizistin führt die App FLAP vor, hier mit einem Anwendungsbeispiel auf Arabisch. Parallel zur Audio-Ansage kann man also als angesprochener Arabisch-Muttersprachler mitlesen.
Eine Polizistin führt die App FLAP vor, hier mit einem Anwendungsbeispiel auf Arabisch. Parallel zur Audio-Ansage kann man also als angesprochener Arabisch-Muttersprachler mitlesen. © Hüseyin Ince

"Viele Menschen, die bei uns leben, haben in ihren Herkunftsländern schlechte Erfahrungen mit Behörden und Polizei gemacht", sagte Innenminister Herrmann – und ließ sich einen humoristischen Seitenhieb nicht nehmen. "Ich habe heute früh schon moniert, dass es in der App kein Fränkisch gibt", sagte er.  

Polizisten sind früher mit Internet-Übersetzungen oft gescheitert

Eine Polizistin ist begeistert von der App und von ihrer Einfachheit. "Früher haben Kollegen bei Sprachbarrieren auch versucht, mit Internetübersetzungen auf dem Smartphone ein Gespräch aufzubauen", erzählt sie. Doch die sei fehlerhaft und müßig zu bedienen. Die App sei daher ein großer Fortschritt. Ein großer Vorteil: Auch offline ohne Internetzugang funktioniere sie.  

Für 21 Situationen sind Sätze in elf Sprachen programmiert. Solche Situationen sind etwa Platzverweis, Identitätsfeststellung, Durchsuchung, Gewahrsam, Kontaktverbot oder die einfache Info, wo die nächsten Anlaufstellen der Polizei sind. Drückt der Beamte auf den entsprechenden Button, werden mehrere Sätze abgespult. Die Beamten geben also keine Sätze ein, die dann erst übersetzt werden müssen.

FLAP soll sich ständig weiterentwickeln

Die vorläufigen Sprachen sind: Englisch, Arabisch, Russisch, Türkisch, Ukrainisch, Französisch, Kurdisch, Polnisch, Rumänisch, Spanisch sowie Farsi (Persisch). Weitere Sprachen seien geplant, auch weitere Szenarien seien in Planung. Die jetzige App sei das Ergebnis einer Priorisierung, so Jörg Roche. Über den Preis für die Entwicklung der App könne man derzeit keine genauen Angaben machen.

"Aber sie würden sich wundern, wie günstig das war", so Roche. Wenn er sich richtig erinnere, handele es sich um einen vier- bis fünfstelligen Betrag.  

Langfristig will Herrmann die App in jedem Polizeipräsidium Bayerns sehen. München ist das erste, wo es nun auf 5200 Diensthandys installiert wird. 

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