Neue Münchner SPD-Spitze: So lief die spontane Wahl

Die Nachfolge von Alexander Reissl (jetzt CSU) steht fest. Verena Dietl und Christian Müller sind die neuen Fraktionschefs. So lief die Blitz-Wahl.
von  Emily Engels
Jetzt bei der CSU: Alexander Reissl.
Jetzt bei der CSU: Alexander Reissl. © Emily Engels

München - Nach dem spontanen Abgang vom alten Chef Alexander Reissl scheint man es in der Rathaus-SPD eilig zu haben: Statt erst am kommenden Montag wurde bereits am Mittwoch in einer spontanen Sitzung nach der Vollversammlung im Stadtrat die Nachfolge gewählt.

Die alten Vize-Chefs Christian Müller (52) und Verena Dietl (38) übernehmen Reissls Funktion als Doppelspitze. Auch die Positionen der Vize-Fraktionschefs werden mit einer Frau und einem Mann besetzt – mit Anne Hübner (41) und Christian Vorländer (45).

Christian Müller: München soll "zukunftsorientiert" vorangehen

Christian Müller, hauptberuflich als Sozialarbeiter im Kindertagesstättenbereich beschäftigt, kündigte am Mittwoch kurz nach der Wahl an, mit der krisengeprägten SPD einen klaren Kurs einzuschlagen: "Wir wollen eine Stadt, die kraftvoll und zukunftsorientiert vorangeht – und in der niemand auf der Strecke bleibt."

Während einige aus der SPD-Fraktion am Mittwoch in den Rathausfluren davon sprechen, dass man sich von dem Schock, den Fraktionsvorsitzenden so plötzlich an die Konkurrenz verloren zu haben, erstmal erholen muss, scheint Verena Dietl, hauptberuflich Sozialpädagogin, in Reissls Abgang vor allem eine Chance für ihre Fraktion zu sehen.

Verena Dietl: "Für eine soziale und ökologische Stadt"

Sie sagt, nachdem sie gerade an die Doppelspitze gewählt wurde: "Für uns ist diese Woche eine des Aufbruchs. Wir machen mit einem starken Team im Rathaus eine gute Politik für die Münchner, setzen uns ein für eine soziale und ökologische Stadt." Und Christian Vorländer ganz euphorisch: "Wir sind ein Top-Team – und begreifen die Krise als Chance. München wird wieder rot werden – und bleiben."

Erahnen konnte man die Neubesetzung bereits während der Vollversammlung. Denn dort wurden der Bau-, Kommunal-, der Arbeits- und Wirtschaftsausschuss, aus denen Alexander Reissl für die SPD jetzt ausscheidet, jeweils mit Müller oder Dietl neubesetzt.

Jetzt bei der CSU: Alexander Reissl.
Jetzt bei der CSU: Alexander Reissl. © Emily Engels

OB Dieter Reiter hält sich vor der Wahl bedeckt

Und auch Anne Hübner und Christian Vorländer waren vorab als mögliche Kandidaten für das Chef-Amt bereits im Vorfeld im Gespräch. Die Diskussion über Reissls Nachfolge hatte sogar Alt-OB Christian Ude (SPD) zum Anlass genommen, sich einzuschalten – und im Gespräch mit der AZ am Dienstag als möglichen Kandidaten für das Spitzenamt Christian Vorländer als "echten Allrounder" vorgeschlagen.

Anders als der amtierende OB Dieter Reiter (SPD). Der wollte sich wenige Stunden vor der (da noch geheimen) Neuwahl der Fraktionsspitze nur wenig zu einem möglichen Nachfolger äußern. Als die AZ bei ihm anfragte, zuckte er leicht pikiert mit den Schultern und gab sich mysteriös: "Ich sag dazu nichts, das hat Ude ja schon getan."

Stadtrat: Neu-CSUler Alexander Reissl wirkt nachdenklich

Recht still blieb am Mittwoch auch Alexander Reissl. Der hatte bei der Vollversammlung seine Premiere in den Reihen der CSU. Während Chef Manuel Pretzl davon sprach, dass er "sehr herzlich und unkompliziert" in die Reihen seiner Fraktion aufgenommen wurde, muss sich Reissl allem Augenschein nach noch an seinen neuen Sitzplatz im Rathaus gewöhnen, senkte oft den Blick, sah nachdenklich aus.

Gewöhnen muss er sich auch daran, dass er vorerst nur noch im Bauausschuss sitzen wird. Ein SPDler leicht hämisch: "Mehr Platz wollten die CSUler offenbar nicht hergeben."

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