MVG stellt Weichen für autonom fahrende U-Bahnen in München
München - Welche neuen Tram- und U-Bahn-Linien gebaut und geplant werden, wie viel die Stadt in neue Züge, Haltestellen und Betriebshöfe steckt - all das ist in den ÖPNV-Bauprogrammen geregelt. Am Mittwoch hat der Stadtrat beschlossen, dafür bis 2028 rund 950 Millionen Euro auszugeben. Aber aus vertraulichen Dokumenten, die der AZ vorliegen, geht hervor, dass diese Summe bloß ein Bruchteil dessen ist, was die Stadt in den nächsten Jahren wirklich für den öffentlichen Nahverkehr ausgeben muss.
Ein großer Kostenpunkt im neuen ÖPNV-Bauprogramm ist das neue Zugsicherungssystem "CBTC". Das steht für: "Communication Based Train Control". Bei diesem System verfolgt ein Rechner alle Züge auf der Strecke. Dadurch können die Züge dichter hintereinanderfahren als auf manuell überwachten Strecken. In München könnten dann die U-Bahnen in einem viel dichteren Takt fahren. Fast jede Minute könnte theoretisch eine U-Bahn abfahren, erklärt Nikolaus Gradl von der SPD.
Die Zukunft des ÖPNV in München: Autonome U-Bahnen und Sparmaßnahmen
Und noch einen zweiten Effekt hat das neue System - zumindest theoretisch: Es bildet die Grundlage dafür, dass eines Tages U-Bahnen in München autonom fahren können. Das neue System werde, heißt es von der MVG, "aufwärtskompatibel zu einem fahrerlosen Betrieb" sein.
"Allerdings werden wir von dieser Möglichkeit erst Gebrauch machen, wenn es im Münchner U-Bahnsystem mit seiner komplexen Netzstruktur auch betrieblich und wirtschaftlich sinnvoll ist. Wann dies der Fall sein wird, lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt nicht seriös abschätzen." Erst, wenn die U-Bahn zu einem fahrerlosen Betrieb umgebaut wird, werde auch das Thema "Bahnsteigtüren" wieder relevant.

Milliardenkosten und Herausforderungen: Die Finanzierung des Münchner ÖPNV
2019 klang das noch anders. Damals wollte die MVG am U-Bahnhof Olympiazentrum Bahnsteigtüren testen - und zwar 2023. Einen ersten Abschnitt ohne Fahrer sollte es in den 2030er Jahren geben. Die MVG ist also vorsichtig geworden, wenn es um die großen Visionen geht. Das könnte auch damit zu tun haben, dass der Stadt die Kosten für den ÖPNV über den Kopf wachsen. Denn, wie aus Unterlagen hervorgeht, kostet alleine der Unterhalt des ÖPNV Milliarden.
Insgesamt rechnet die MVG mit Kosten von rund 8,47 Milliarden Euro zwischen 2024 und 2035. U-Bahn-Projekte sind da noch nicht mitberücksichtigt. Dafür fließt eine Menge Geld in die Sanierung. Ein Auszug aus der Rechnung: Brandschutz (396 Millionen), Decken- und Fassadenerneuerung (101 Millionen), Erneuerung der Aufzüge und Rolltreppen (112 Millionen), Erneuerung der Anlagentechnik in den U-Bahnhöfen (204 Millionen), Erneuerung Gleise und Weichen (954 Millionen), Bahnhofserneuerung (1,05 Milliarden) und für das neue Zugsicherungssystem sind 758 Millionen veranschlagt.
Projektstreichungen und neue Tram-Strecken: Der Wandel im MVG-Plan
Trotz dieser Milliarden, die für den Betrieb des ÖPNVs in den nächsten Jahren fällig sind, dürfe es nicht passieren, dass die Ziele des Ausbaus unter die Räder kommen, sagt Nikolaus Gradl. Doch das scheint gerade zu passieren. Zumindest in ihrem Dokument hat sich die MVG bereits von einigen Projekten verabschiedet. Zum Beispiel kommen die Tram-Neubaustrecken von Moosach nach Dachau, von Berg am Laim nach Daglfing und nach Ramersdorf nicht mehr konkret vor.
Und während Grüne und SPD in ihrem Koalitionsvertrag noch versprachen, in dieser Legislatur fünf neue Tram-Linien zu bauen, hat sich die MVG in ihren Unterlagen kleinere Ziele gesteckt. Bauen und in Betrieb nehmen will sie nur noch drei Strecken: die Tram-Westtangente, die Tram Münchner Norden (die die Bayernkaserne anbinden soll) und die Tram Nordtangente durch den Englischen Garten nach Johanniskirchen.
In den Unterlagen heißt es, dass gerade an einer Machbarkeitsstudie für eine Tram Daglfing gearbeitet werde. Das Ergebnis soll Anfang 2024 vorliegen. Für eine Tram Richtung Dachau könnte 2024 eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben werden. Die Priorisierung und die Zeitschienen der anderen Tramstrecken werden derzeit noch zwischen Stadt und Stadtwerken abgestimmt.
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