Münchner Traditionskneipe bekommet neue Betreiber – und Südtiroler Flair
Viele kennen dieses Gefühl: Man betritt einen Raum, in dem sich alle schon kennen. Ein neues Umfeld, neue Gesichter – ob nach einem Umzug, beim Jobwechsel oder im Verein.
Ähnlich dürfte es auch Eduard Öttl gegangen sein, als er vor gut zwei Monaten zum ersten Mal die Stammgäste des Landshuter Stüberls in Sendling in Empfang nahm. Die Boazn in der Oberländerstraße hat Geschichte – seit mehr als 70 Jahren fließt hier das Bier, Nachbarn treffen sich und Abende werden zu Erinnerungen.
Neue Betreiberin nach zwei Jahrzehnten: "Habe mir einen Herzenswunsch erfüllt"
Fast zwei Jahrzehnte lang war hier Lisa Sot die Seele des Lokals, bekannt für ihr herzliches Lachen und ihre offene Art. Im März ist die beliebte Wirtin gestorben. Nun beginnt im Landshuter Stüberl ein neues Kapitel – mit neuen Gastgebern, aber derselben Sehnsucht nach Gemütlichkeit.

Astrid Kurz ist die neue Betreiberin des Stüberls, die hauptberuflich als Coach Menschen in die Selbstständigkeit begleitet. „Mit der Übernahme habe ich mir einen Herzenswunsch erfüllt und einer echten Institution neues Leben eingehaucht“, sagt sie der AZ.
Südtiroler Flair in der Traditionskneipe
Seit August steht neben einigen Aushilfen meist der Südtiroler Eduard Öttl hinter der Theke. Die AZ trifft ihn, als er das Stüberl gerade für den Tag bereit macht. Ein bisserl Südtiroler Flair herrscht im Landshuter Stüberl, seit er da ist. Deutlich wird das an der kleinen rot-weißen Südtirol-Flagge, die über der Theke des gemütlichen, holzgetäfelten Stüberls hängt. Auf der Karte, die auf den wenigen Tischen verteilt liegt, finden sich Südtiroler Schmankerl wie Speck, Käse, Kaminwurzen und Wein.
Ansonsten hätten die neuen Betreiber kaum etwas an der Boazn verändert, versichert Öttl. Das sei auch dem Eigentümer des Gebäudes, Albert Schön, wichtig gewesen. Nach dem Tod der Wirtin äußerte sich dieser damals in der AZ: "Das Landshuter Stüberl war das Wohnzimmer der Leute". Das solle es auch bleiben, versichert Öttl.
Mit Sicherheit seien die Stammgäste des Stüberls am Anfang skeptisch gewesen, sagt der Südtiroler. Die Reaktionen seien aber zu 95 Prozent positiv gewesen. Die ehemalige Wirtin sei noch öfters Gesprächsthema. Das sei aber auch gut so – und verständlich.
Bierpreise im Landshuter Stüberl wurden nicht erhöht
Was sich auch nicht verändert hat, ist das Bier: Das kommt von der Klosterbrauerei Reutberg aus Sachsenkam (Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen). Aber auch das Helle von Augustiner und das Weißbier von Franziskaner stehen auf der Karte. Die Preise hätten die neuen Betreiber nach der Übernahme nicht erhöht. Die Biere kosten 4,20 Euro.

Am Tag der Neueröffnung des Landshuter Stüberls seien zufällig zwei Stammgäste vorbeigekommen, erinnert sich Öttl. "Die wussten noch gar nicht, dass ihr Stüberl wieder offen hat." Dann hätten die beiden zum Telefon gegriffen, "und plötzlich standen 40 Leute hier", so der Südtiroler.
Die Begeisterung der Münchner für Südtirol scheint für den Gastronomen von Vorteil zu sein: "Ich führe ständig Gespräche über meine Heimat." Öttl hat dort vor einigen Jahren einen Berggasthof betrieben. In einer echten Münchner Boazn hinter der Theke zu stehen, daran findet der gelernte Metzger gefallen. "Es hat ein ganz anderes Flair", sagt er.
Immer mehr junge Menschen kommen in das Stüberl
Auch junge Menschen scheinen diese Atmosphäre zu schätzen, ist sich Öttl sicher. Seit einigen Wochen würden immer mehr von ihnen kommen. Astrid Kurz und Eduard Öttl betreiben entsprechend einen Instagram-Kanal zum Landshuter Stüberl. Dort veröffentlichen sie Fotos von verschiedenen Events. Geburtstagsfeiern oder Weißwurstessen veranstalten die Betreiber im Stüberl auf Anfrage.
Zwischendurch grüßt der Südtiroler immer wieder Menschen, die vorbeigehen. Stammgäste, wie er sagt, die auch nach dem Betreiberwechsel weiter in das Landshuter Stüberl kommen. "Wir haben viele Stammkunden hier, die kommen teilweise seit 50 Jahren jeden Tag hier her", sagt Öttl.
Er scheint im Viertel angekommen zu sein. "Wenn es so läuft, wie es gestartet ist, dann kann ich das hier ewig machen." Die Menschen im Viertel wären sicher froh.
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