"Mieter müssen sich wehren"
München - Immobilien als Spekulationsobjekte, Luxussanierungen und immer höhere Mieten: Längst ist München die teuerste Stadt der Republik – und die Mieten steigen und steigen weiter. „München – nur noch für Reiche?“ Das fragte die AZ gestern bei ihrer Podiumsdiskussion.
Viele der rund 300 Besucher im Grünen Saal vom Augustiner in der Neuhauser Straße machen sich ernsthaft Sorgen, wie lange sie selbst sich das Wohnen in unserer Stadt noch leisten können.
Manchen ist schon gekündigt worden. „Wenn ich nicht aus München weggezogen wäre, wäre ich heute obdachlos“, sagt AZ-Leserin Petra D. Weil sie nach der Kündigung keine Wohnung in der Stadt fand, zog sie nach Landshut. Ein alter Herr, dem nach Jahrzehnten gerade die Kündigung droht, sagt: „Es ist eine Frage der Menschlichkeit, alte Leute nicht aus ihren Wohnungen rauszuwerfen.“
In München wandeln sich ganze Viertel – Soziologen sprechen von „Gentrifizierung“. Immer mehr alteingesessene Mieter müssen nach Jahrzehnten ihre Wohnungen verlassen, weil „entmietet“ wird. Ihre Häuser werden aufgekauft und saniert – trotz Mieterschutz weichen viele, werden vom Lärm und dem Dreck der Bauarbeiten mürbe gemacht.
„Die Lage für die Mieter ist alles andere als rosig“, sagt Beatrix Zurek vom Mieterverein. Sie appelliert an alle Mieter, sich ihrer Rechte bewusst zu werden. „Mieter müssen sich wehren“, sagt sie.
OB-Kandidat Dieter Reiter (SPD) verspricht: „Seien Sie sicher, dass wir an dem Thema Wohnen dranbleiben – ich sage das nicht, weil ich irgendwann gewählt werden will.“
Max Heisler vom Bündnis Bezahlbares Wohnen und der Aktionsgruppe Untergiesing reicht das nicht. „Herr Reiter sagt, er möchte die Mitte der Bevölkerung in der Mitte der Stadt erhalten. Ich frage mich, wie er das tun will.“ Längst betreffe die Gentrifizierung auch Menschen mittleren Einkommens.
Jürgen Büllesbach, Geschäftsführer der Bayerischen Hausbau, will auf dem Podium nicht die Rolle des Immobilien-Hais übernehmen, der nur auf Luxus setzt: „Bei uns hat immer die Münchner Mischung gezählt.“ Man stehe zum geförderten Wohnraum, man baue nicht nur Eigentumswohnungen. Büllesbach verweist dazu auch auf die horrenden Bodenpreise.
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