Laut-Telefonierer und TikTok-Videos: So fordert die MVG in München zukünftig mehr Rücksicht ein

In Sachen Handy-Nutzung in Bus und Bahn plädiert die Münchner Verkehrsgesellschaft für mehr Rücksichtnahme. 2025 soll es spezielle Durchsagen dazu geben.
Guido Verstegen
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Das Problem gibt es seit der Erfindung des Walkmans: Heute strapazieren ohne den Einsatz von Kopfhörern abgespielte Videos auf Tiktok oder YouTube die Nerven anderer Fahrgäste.
Das Problem gibt es seit der Erfindung des Walkmans: Heute strapazieren ohne den Einsatz von Kopfhörern abgespielte Videos auf Tiktok oder YouTube die Nerven anderer Fahrgäste. © imago/Panthermedia

München - Wer in München regelmäßig mit den Öffentlichen unterwegs ist, kennt das zu Genüge: Mit lauten Handy-Telefonaten über die Freisprech-Funktion, dröhnender Musik ohne Kopfhörer und schrillen Videos über den Mobil-Lautsprecher können andere Fahrgäste in Bus und Bahn schon mal ganz schön nerven. Die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) ergreift jetzt die Initiative.

MVG plant Durchsagen gegen Laut-Telefonierer im Münchner ÖPNV

"Die Idee, die Fahrgäste freundlich auf konkrete Aspekte hinzuweisen, bei denen die Rücksichtnahme auf andere besonders wichtig ist", verfolge das Unternehmen schon seit vielen Jahren, sagt ein Sprecher auf AZ-Anfrage.

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Er verweist auf die Videos und Comics mit dem Münchner Kindl im Fahrgast-TV oder auf den Infoscreens: "Die Filme zeigen den Zuschauern liebevoll und ohne erhobenen Zeigefinger nicht nur, wo es sich lohnt, aufzupassen und wie Gefahren einfach zu vermeiden sind, sondern auch, über welche Verhaltensweisen sich andere Fahrgäste freuen."

Besonders beliebt: TikTok- und YouTube-Videos sowie Videotelefonate

In Sachen Laut-Telefonieren und Co. stelle man zwar kein erhöhtes Beschwerdeaufkommen fest, "doch dazu wird es im kommenden Jahr Neues zu sehen und zu hören geben. Geplant sind unter anderem auch Durchsagen".

Ab wann und in welcher Form die Ansagen abgespielt werden, steht demnach noch nicht fest, auch der Wortlaut sei noch offen. Offenbar sieht sich die MVG aber zum Handeln gezwungen. Die Nutzung von Smartphones, ohne die Kopfhörer einzustöpseln, nehme zu, heißt es. Besonders beliebt sei dabei der Geräusch-intensive Konsum von TikTok- und YouTube-Videos oder auch Videotelefonate.

"Mehr Möglichkeiten, das Handy und auch die Handylautsprecher einzusetzen"

"Wenn sich mehr Menschen als früher von lauten Handys belästigt fühlen, könnte das daran liegen, dass es heute mit den Kurzfilmen in den Sozialen Medien oder auch mit der Videotelefonie über die verschiedenen Messenger schlicht mehr Möglichkeiten gibt, das Handy und auch die Handylautsprecher einzusetzen", so der MVG-Sprecher. Die Berliner Verkehrsbetriebe führten solche Durchsagen übrigens gerade erst in ihren Fahrzeugen ein.

Auch Deutsche Bahn will für rücksichtsvolles Verhalten werben

Und wie sieht es in den Münchner S-Bahnen aus? "Zum Thema der lauten Handynutzung erreichen uns nur sehr vereinzelt Beschwerden unserer Fahrgäste", sagt ein Sprecher der Deutschen Bahn (DB) der AZ. Man wolle das Thema der gegenseitigen Rücksichtnahme allerdings künftig stärker aufgreifen, dabei gehe es auch ums Verhalten am Smartphone. Geplant sind demnach "für nächstes Jahr Hinweise in unserem Fahrgastfernsehen an Bord der S-Bahnen, die für rücksichtsvolles Verhalten werben".

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Die Nutzung von Lautsprechern ist übrigens längst untersagt: Das regelt Paragraf 4, Absatz 8 der MVV-Beförderungsbedingungen, die auch in der S-Bahn gelten. Die MVG betont allerdings, dass es sich nicht um ein Verbot im eigentlichen Sinn handele, es gehe dabei vielmehr um "mehr Rücksichtnahme" der Menschen untereinander.

Pro Bahn: Respektvolle Handy-Nutzung "kein spezifisches Fahrgastthema"

"Mit der S-Bahn ist ein bunter Querschnitt der Bevölkerung unterwegs, Stationen und Bahnen sind also immer auch ein Spiegelbild der Gesellschaft und ihrer Verhaltensweisen", heißt es bei der Bahn. Auch Andreas Barth von der Regionalgruppe München im Fahrgast-Verband Pro Bahn sieht darin "ein gesamtgesellschaftliches Problem" und "kein spezifisches Fahrgastthema".

Es gingen zwar immer wieder Beschwerden von Fahrgästen zu dieser Thematik ein, sagt Barth der AZ, aber "nicht gehäuft" und zudem "querbeet aus jeder Altersgruppe". Ähnlich wie zum Beispiel auf dem Wochenmarkt oder sonst wo im öffentlichen Raum gehe es auch im ÖPNV vor allem um eine Frage: "Wie gehen wir miteinander um?"

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  • kartoffelsalat am 19.12.2024 18:49 Uhr / Bewertung:

    An den S-Bahnhöfen gabs ja auch ne Weile Durchsagen zum Rauchverbot. Hat man irgendwann wieder eingestellt und weigert sich sowieso das sichtbar zu kommunizieren, kontrollieren & durchzusetzen.

    Stattdessen qualmen einen auch die Lokführer voll und schmeißen Kippen auf den Boden oder ins Gleis.

    Vollkommen widerlich.

  • Newi83 am 19.12.2024 09:55 Uhr / Bewertung:

    Auf die Umsetzung bin ich mal gespannt. Wie viele Durchsagen werden ich wo hören? Die Monitore in den Bussen und Bahnen funktionieren doch meistens schon mal nicht.

  • Tom Hengst am 19.12.2024 02:20 Uhr / Bewertung:

    ...und desweiteren bitte keine Füsse auf's Polster, keine warmen Speisen verzehren und nicht musizieren.
    Und Biertrinker sieht man auch immer wieder. Verstärkt am Wochenende.
    Freundlich darauf hinweisen würde ich eher nicht, denn das Problem sind nicht die Handlungen, sondern die Personen, die so handeln.

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