"Infrastrukturprojekte kommen in die Gänge": Wie München von Olympia profitieren könnte
Inzwischen dürfte auch der Letzte in München mitbekommen haben, dass sich das Rathaus für Olympische Spiele bewerben will. „Für neue Rekorde und gewonnenen Wohnraum“ – solche Plakate hängen mittlerweile überall in der Stadt. Die CSU und die FDP haben inzwischen eigene aufgestellt. Hunderttausende Münchner haben Post von der Stadt bekommen, mit den Wahlunterlagen für den Entscheid am 26. Oktober.
Alleine für das Marketing gab die Stadt über zwei Millionen aus, der Bürgerentscheid kostet weitere drei Millionen. Und es kommen noch mal fast 1,5 Millionen für die IT dazu, um den Entscheid abwickeln zu können. Warum also will das Rathaus, aus dem man in letzter Zeit immer wieder hört, wie leer die Kassen sind, so dringend Olympia?

„Olympia kann einen großen Push bringen"
OB Dieter Reiter (SPD), der übrigens bis jetzt an keiner Podiumsdiskussion mit Olympia-Gegnern teilgenommen hat, schilderte der AZ schon in einem großen Interview im September, warum er für die Spiele ist: „Olympia kann einen großen Push bringen – und viel Geld von Bund und Freistaat.“ Zum Beispiel für den ÖPNV-Ausbau.
Im Bewerbungskonzept stehen eine ganze Reihe von ÖPNV-Projekten, die sich die Stadt schon lange wünscht und die wohl verwirklicht werden müssten, um die Spiele besser abzuwickeln. Eines der wichtigsten Projekte in diesem Zusammenhang ist laut dem Konzept der S-Bahn-Ringschluss Nord. Mit dieser neuen Verbindung soll das neue Olympiadorf, das im Nordosten entstehen soll, mit dem Olympiapark verbunden werden. Geplant wird an diesem Nordring eigentlich schon seit einer ganzen Weile, eigentlich um BMW besser anzubinden. Die Bahn stellt eine Fertigstellung Mitte der 2030er Jahre in Aussicht.
Das zweite wichtigste ÖPNV-Vorhaben: Die U4 müsste zum neuen Olympiadorf und womöglich noch weiter bis zur Messe verlängert werden. Die neue Innenstadt-U-Bahn-Linie U9 und der ICE-Anschluss des Flughafens sind weitere Projekte, die die Stadt in ihrem Konzept auflistet. Keines davon ist neu. Das Rathaus plant und überlegt bei den meisten schon seit Jahren.
Die Förderungen von Bund und Freistaat werden den Projekten Aufwind verleihen, ist CSU-OB-Kandidat Clemens Baumgärtner überzeugt. „Die Infrastrukturprojekte kommen in die Gänge, weil alle eine feste Frist vor Augen haben“, meint er.

Bis zu den Spielen, die 2036, 2040 oder 2044 stattfinden könnten, muss schließlich alles fertig sein. Und die Blamage, dass bis dahin die U-Bahn zum Olympiadorf nicht fertig ist, wird sich wohl das ganze Land ersparen wollen. Oder dass kein Olympiadorf steht.
Dieses soll auf einer Fläche im Nordosten entstehen, um die es schon seit Jahren Streit gibt. Denn die Stadt will dort schon lange eine neue Siedlung bauen. Doch der Grund gehört ihr nicht alleine, sondern zum Teil auch Landwirten, die ihre Betriebe nicht aufgeben wollen. Im AZ-Interview schilderte Reiter, dass die Stadt zumindest so viel Grund besitzt, dass das Olympiadorf gebaut werden könne. Womöglich müsse sie aber auf das Mediendorf, das dort ebenfalls angedacht ist, verzichten. Oder dichter und höher bauen. Nach den Spielen sollen aus den Sportler-Appartements Wohnungen für 10.000 Menschen werden.
Dominik Krause: "Einen Geist des Aufbruchs entfachen"
Die Erzählung der Gegner, dass mit Olympia die Mieten steigen, sei jedenfalls völlig falsch, meint Baumgärtner. Denn mit Olympia würden schließlich rund 5000 zusätzliche Wohnungen gebaut.
Auch der grüne Bürgermeister und OB-Kandidat Dominik Krause ist überzeugt, dass Olympia für die Infrastruktur Impulse bringen könnte. Aber nicht nur. „Olympia könnte ein Ziel sein, auf das wir als Stadt gemeinsam hinfiebern“, hofft er. „Sommerspiele haben das Potenzial, einen neuen, positiven Geist des Aufbruchs zu entfachen.“
Auf eine positive Stimmung hofft auch die FDP im Münchner Rathaus. Die European Championships 2022 und viele andere Sport-Events hätten bewiesen, dass „München für Sportevents brennt“ und eine „perfekte, weltoffene Gastgeberin“ ist.
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