Im Schneetreiben von München verunglückt: Hier wird an die Opfer der Tragödie der Busby Babes erinnert
München, Heimat der Blauen und der Roten, Schauplatz großer Spiele in der Champions League, bei Welt- und Europameisterschaften. Eine Stadt, in der der Fußball Geschichte schrieb. In seinem neuen Buch "99 Münchner Fußballorte" geht AZ-Autor Florian Kinast nun in München und seinem Umland auf Spurensuche und besucht nicht nur alte und aktuelle Spielstätten. Er geht auch Fragen nach wie: Wo liegen die Gründungsorte der Bayern und der Löwen?
Gedenkort an die Flugzeug-Katastrophe 1958
Wo lebten und wirkten bedeutenden Persönlichkeiten der beiden Klubs? Wo kam der Kaiser auf die Welt und wo liegt er begraben? Wo wohnte Otto Rehhagel unter dem Pseudonym Rubens und wo baute Uli Hoeneß seinen ersten Autounfall? Wo drehte Thomas Müller sein Abschiedsvideo aus München, wo brach Manuel Neuer zu einer verhängnisvollen Skitour auf? Und wo blieb Karl-Heinz Wildmoser auf seinen Kalbshaxen sitzen?
In einer sechsteiligen Exklusiv-Serie stellt die Abendzeitung in dieser Woche exklusiv sechs der Orte aus Kinasts Buch vor. Teil 5: Die Tragödie der Busby Babes. Der Manchesterplatz: Gedenkort an die Flugzeug-Katastrophe 1958.

Flugzeug legte einen geplanten Tankstopp in München ein
Die Stimmung an Bord dürfte an jenem 6. Februar 1958 heiter gewesen sein. Durch das 3:3 bei Roter Stern Belgrad hatte Manchester United am Vorabend das Halbfinale im Landesmeister-Pokal erreicht. Diese so mitreißend spielende Mannschaft von Trainer Matt Busby, man nannte sie die "Busby Babes". Grandiose junge Talente, von denen man dachte, sie könnten den englischen und europäischen Fußball über Jahre in Grund und Boden spielen. Aber es kam ganz anders.
Auf dem Rückflug von Belgrad nach Manchester legte die sechs Jahre alte Maschine vom Typ Airspeed Ambassador 2 einen geplanten Tankstopp am Flughafen München-Riem ein. Technische Probleme verhinderten einen Weiterflug. Als Kapitän James Thain im dichten Schneetreiben um 15.04 Uhr einen dritten Versuch wagte, schlitterte die Maschine mit zu geringer Geschwindigkeit über die Startbahn hinaus, durchbrach den Zaun, streifte ein Wohnhaus und explodierte. Von den 44 Passagieren von Flug BEA 609 starben 23, darunter acht Spieler, im Klinikum rechts der Isar kämpften sie um das Leben von Matt Busby und anderen Verunglückten.

Charlton überlegte Flugzeug-Katastrophe
Einer der Überlebenden war Bobby Charlton. 1966 wurde Charlton mit England Weltmeister, 1968 führte er Manchester United zum Sieg im Landesmeister-Cup. Es war der wohl emotionalste Triumph der europäischen Klubgeschichte, zehn Jahre nach dem "Munich Air Disaster", an das seitdem am Old Trafford in Manchester eine Uhr an den Zeitpunkt des Unglücks erinnert. Der Zeiger steht auf vier Minuten nach drei.

2004 errichtete die Stadt München hier an der Ecke Emplstraße und Rappenweg einen Gedenkstein, nun steht hier am offiziell benannten Manchesterplatz auch eine Vitrine mit Flaggen, Schals, Trikots. Zur Erinnerung an die Babes aus Manchester. An die dunkelste Stunde eines großartigen Klubs.
Florian Kinast: 99 Münchner Fußballorte, Carl Ueberreuter Verlag, 18 Euro, ISBN-10: 3800078929
