"Hätte es den Unfall nicht gegeben": Das sagt die Münchner Surfervertretung zur neuen Eisbachwelle
Erst vor einer Woche war das Surfen an der großen Eisbachwelle nach dem Unfallttod einer 33-jährigen Frau und einer langen Sperre wieder erlaubt worden, jetzt gibt es auch für die sogenannte kleine Eisbachwelle gute Nachrichten.
"Die zweite offizielle Surfwelle im Englischen Garten kommt. München ist das Surfparadies Nummer eins in Deutschland. Mit dem weiteren Surf-Spot an der Dianabadschwelle erfüllen Staat und Stadt gemeinsam einen langen Wunsch der Community", teilte der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) am Mittwoch bei einem gemeinsamen Ortstermin mit Münchens OB Dieter Reiter (SPD).
Markus Söder: "Bayern ist das Kalifornien Deutschlands"
Die Stadt München und der Freistaat Bayern wollen also das Surfen an der Dianabadschwelle im Englischen Garten offiziell ermöglichen, heißt es aus der Staatskanzlei weiter. "Wir machen dazu einen Grundstückstausch. Bayern ist das Kalifornien Deutschlands, und Surfen passt zu unserem 'Bavarian Way of Life'", ergänzte Söder.

Bislang ist das Surfen an der auch für weniger erfahrene Wellenreiter geeigneten E2 an der Oettingenstraße nicht gestattet. Die bayerische Staatsregierung hatte den Zugang zur Welle auf der Westseite durch den Bau eines Zauns unmöglich gemacht, während inzwischen auch auf der Ostseite der Zugang zum Wasser massiv erschwert ist. Anwohner hatten dort im Februar einen Zaun auf dem entsprechenden Grundstück unmittelbar ans Wasser versetzt. Aktuell trauen sich dort nur sehr geübte Surfer ins Wasser.
Bislang ist das Surfen an der E2 nicht gestattet: Wie sich das jetzt ändert
Stadt und Freistaat möchten nun den Zugang von der Westseite her ermöglichen, man einigte sich dafür auf einen Grundstückstausch. Derzeit liegt der etwa 1300 Quadratmeter große Bereich im Englischen Garten noch in der Zuständigkeit der Bayerischen Schlösser-, Gärten- und Seenverwaltung. Jetzt soll der Zugang von der Westseite her ermöglicht werden, und dazu einigten sich Stadt und Freistaat auf einen Grundstückstausch.
Auf dem Gelände will die Stadt gemäß der Vorgaben an der großen Eisbachwelle jetzt auch dort das Surfen auf eigene Gefahr erlauben, so Reiter: "Spätestens im Frühjahr, möglichst aber deutlich früher, soll der Zugang von der anderen, dann städtischen Seite möglich werden."
"Zuständige Verwaltungen stimmen Details des Grundstückstauschs miteinander ab"
Auch die Vertreter der Interessengemeinschaft Surfen in München (IGSM) waren bei dem Ortstermin dabei. Deren 1. Vorsitzender Franz Fasel sagte der AZ: "Für uns ist es natürlich positiv, dass das Surfen dort jetzt auch legalisiert wird, das gibt uns auch großen Gestaltungsspielraum."
Für viele in der Surfer-Community mag die Söder-Reiter-News eine Überraschung gewesen sein, für Fasel war sie das nicht: "Wir haben eine Extra-Arbeitsgruppe dazu, und das Ganze war schon länger im Gespräch. Hätte es den Unfall auf der Eisbachwelle nicht gegeben, wäre der Grundstückstausch womöglich schon Ostern angekündigt worden."
Die genauen Hintergründe des Handels sind nicht bekannt, unklar ist auch, welches Grundstück die Stadt abgibt. "Die Details des Grundstückstauschs stimmen die zuständigen Verwaltungen jetzt miteinander ab", heißt es dazu aus der Staatskanzlei. Die Stadt teilte der AZ mit: "Zu dem heutigen Pressetermin hatte die Staatskanzlei eingeladen. Insofern hat die Stadt München auch erst heute offiziell die Bestätigung erhalten, dass ein Grundstückstausch möglich ist. Es wird deshalb noch etwas dauern, bis der Tausch vollzogen ist und die Stadt München als Eigentümerin Maßnahmen ergreifen kann."
Dianabadschwelle: Vorgaben an der großen Eisbachwelle sollen auch hier gelten
Franz Fasel ist guter Dinge, dass "in zwei, drei Monaten" alles Notwendige getan ist: "Wir sind mit Dieter Reiter so verblieben, dass wir einen Terminvorschlag für das nächste Treffen in der Angelegenheit machen."
Dann solle die IGSM ihre Ideen zur Dianabadschwelle präsentieren. Das an der E1 an der Prinzregentenstraße geltende neue Maßnahmenpaket ist laut Fasel "eine Blaupause für die E2". Ansonsten gebe es aber sicher einiges zu bereden – wie zum Beispiel den neuen Ein- und Ausstieg: "Vielleicht kann man aus Sicherheitsgründen den Zaun an der Parkseite entfernen und so einen ersten Schritt machen."
Große Eisbachwelle: Schon 2010 kam es zu einem Tausch von Grundstücken
Damit die als Münchner Touristenattraktion millionenfach fotografierte und gefilmte große Eisbachwelle in die Hände der Stadt wandern konnte, musste schon 2010 ein Deal her, berichtetet damals die AZ. Hintergrund: Das bayerische Finanzministerium darf kein Staatseigentum verschenken. Die Grundstücke müssten also ungefähr gleich groß sein und in etwa den gleichen Wert haben, damit das Ganze ohne großen bürokratischen Aufwand geregelt werden kann.
Aus Gründen: Bis heute hat die Eisbachwelle keinen offiziellen Betreiber
Damals bekam die Stadt einen rund 80 Meter langen und zwölf Meter breiten Abschnitt von der Brücke flussaufwärts, im Gegenzug erhielt der Freistaat einen 80 Meter langen und zwei Meter breiten – nicht bebaubaren – Grünstreifen an der Königinstraße auf der Grenze zum Englischen Garten.
Auf diese Weise wurde das Wellenreiten auf dem Eisbach nach 35 Jahren auf eine legale Grundlage gestellt. Bis heute hat die Eisbachwelle keinen offiziellen Betreiber: Im Falle eines Umbaus bzw. einer Neugestaltung würde sie als Sportstätte gelten und bräuchte einen Betreiber, der die Verantwortung übernimmt, wie der für den Bau künstlicher Wellen über Deutschland hinaus bekannte Ingenieur Benjamin Di-Qual betonte.
Markus Söder wünschte allen Surfern "ganz nach dem Motto 'Go with the Flow'" viel Spaß: "Aber wie immer gilt – bitte vorsichtig bleiben. Gerade nach dem schrecklichen Unglück an der Eisbachwelle. Vorsicht und Lebensfreude müssen sich nicht ausschließen."