Grüne fordern höhere Parkgebühren für SUVs in München

Tübingen bittet Fahrer großer Autos bald stärker zur Kasse. München sollte das nachmachen, finden Grünen-Politiker. Mindestens 350 Euro seien angemessen.
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Wird Parken für SUVs in München bald viel teurer? (Symbolbild)
Wird Parken für SUVs in München bald viel teurer? (Symbolbild) © Sina Schuldt/dpa

München - Früher hätte man wahrscheinlich gedacht, man befinde sich irgendwo im hintersten Outback, wenn man sich angeschaut hätte, was für Fahrzeuge auf Münchens Straßen herumrollen. Denn wo sonst braucht man Allradantrieb und riesige Reifen?

Inzwischen gelten SUVs für manche Menschen als Prestige-Objekt - und weil es davon in München nicht wenige gibt, nimmt auch die Anzahl dieser großen Fahrzeuge jeden Monat weiter zu. 67.595 SUVs betrug der Bestand im Juli - 7.700 mehr als noch ein halbes Jahr zuvor.

Grünen-Abgeordnete wollen das Parken für SUVs viel teurer machen

Diesen Trend hält der Grünen-Bundestagsabgeordnete Dieter Janecek, der bei der Bundestagswahl als Direktkandidat in München antrat, für problematisch. Er fordert deshalb: Weil SUVs so viel Platz einnehmen, weil sie als Schadstoffschleuder gelten und ihre Abgase die Luft verpesten, sollten die Fahrer auch mehr fürs Parken bezahlen. Mindestens 350 Euro für einen Anwohnerparkausweis hält er für diese großen Gefährte für angemessen.

Grüne-Bundestagsabgeordneter Dieter Janecek
Grüne-Bundestagsabgeordneter Dieter Janecek © Daniel von Loeper

Janecek ist nicht der einzige Grünen-Politiker, der SUV-Fahrer stärker zur Kasse bitten will: Der grüne Oberbürgermeister Boris Palmer aus Tübingen kündigte diesen Sommer an, die Parkgebühren für SUVs zu verzwölffachen: Statt 30 Euro sollten es 360 Euro im Jahr für einen Parkausweis sein.

Damit kam er allerdings nicht durch. Der Kompromiss: Halter eines normalen Autos sollen ab nächstem Jahr 120 Euro zahlen, Fahrer schwerer Wagen sollen 180 Euro für ihren Anwohnerparkausweis hinlegen.

Grünen-Stadtrat Roth: "Die Preise müssten sich mindestens verdoppeln"

Eine Erhöhung der Parkgebühr sollte es auch in München geben, findet der Chef der Grünen im Stadtrat, Florian Roth. "Die Preise müssten sich mindestens verdoppeln", sagt er.

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Momentan bezahlen Anwohner 30 Euro im Jahr. Bislang hat München allerdings keinen Spielraum, diese Gebühren zu erhöhen. Vor gut einem Jahr hat der Bundestag zwar ein Gesetz erlassen, das es den Bundesländern erlaubt, mehr fürs Parken zu verlangen oder die Kommunen selbst bestimmen zulassen. Doch bis jetzt hat die Bayerische Staatsregierung darüber noch nicht entschieden. Diesen Herbst soll es einen Beschluss geben, wie Bayern mit der neuen Freiheit umgehen will. So lange muss München warten.

Es wäre begrüßenswert, wenn Kommunen die Höhe der Gebühren für das Ausstellen von Parkausweisen selbstständig bestimmen könnten, heißt es dazu vom Mobilitätsreferat. Der Chef des Referats, Georg Dunkel, hatte in einem Interview mit der AZ dieses Jahr bereits höhere Parkgebühren begrüßt. Ob SUV-Fahrer noch mehr zahlen sollten? Dies sei noch nicht festgelegt, schreibt das Mobilitätsreferat.

Kommt auch eine City-Maut in München?

Der Grünen-Abgeordnete Dieter Janecek und sein Parteikollege aus dem Münchner Stadtrat Florian Roth sind jedenfalls dafür. "Ein SUV-Diesel sollte mehr zahlen als ein kleiner Elektro-Wagen", sagt Roth. Er meint damit nicht nur fürs Parken - sondern überhaupt das Fahren in der Stadt. Denn Roth gehört zu jenen, die eine City-Maut für München fordern.

Auf genaue Summen will Roth sich allerdings nicht festlegen. Schließlich seien das "Fantasie-Preise", solange die bayerische Regierung nicht entschieden habe. Er hält es aber für richtig, zwischen Fahrzeugklassen preislich zu differenzieren, um besser zu steuern, welche Autos in München umherfahren.

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Für wichtig halten beide Grünen-Politiker das nicht nur wegen der CO2-Bilanz, der Schadstoffe und der Luftqualität, sondern auch, weil parkende Autos in München so viel Platz wegnehmen. Ein Parkplatz ist etwa zehn Quadratmeter groß, es gibt in München (zumindest ab 18 Uhr) zirka 21.000 Anwohnerparkplätze: Auf diese Fläche würde ein ganzer Stadtteil passen - oder etwa elf Mal das Kanzleramt, wie ein Magazin ausrechnete.

Würde die Stadt für all diese Parkplätze höhere Gebühren eintreiben, könnte sie dieses Geld direkt in den Öffentlichen Nahverkehr stecken, schlägt Roth vor. Und dann könnten eines Tages vielleicht auch nicht mehr so viele Parkplätze in München notwendig sein.

Was sagen Sie? Sollen die Parkgebühren für SUVs steigen? Schreiben Sie uns an leserforum@az-muenchen.de

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91 Kommentare
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  • Der wahre tscharlie am 03.10.2021 14:41 Uhr / Bewertung:

    Früher gabs den Satz, "Der hart Arbeitende soll sich nicht die Butter vom Brot nehmen lassen".

    Heute könnte man sagen, "Der hart Arbeitende soll sich nicht seine Parkplätze für die SUVs wegnehmen lassen".

    So haben sich die Prioritäten verändert. Ok, vom Brot kann ich runterbeissen und satt werden, vom SUV nicht. Ironie aus.

  • Bürger Münchens am 02.10.2021 23:37 Uhr / Bewertung:

    Ich bin sehr dafür dass die Nutzung des öffentlichen Raums gerechter bepreist wird. Ein ganzes Jahr parken für 30 Euro ist einfach lächerlich wenig.

    Und meiner Meinung ist es zielführend dass man die Gebühr für die Parkerlaubniss von der Größe des Fahrzeugs abhängig macht. In den Fahrzeugpapapieren stehen Länge und Breite, als ganz einfach multiplizieren und Grenzen festsetzen ab denen es teurer wird. Vielleicht sogar besser drei als zwei Stufen.

    Die die zB einen kleinen Smart, Fiesta oder Polo fahren sollten fürs Parken in der Stadt deutlich weniger bezahlen müssen als die mit Kleinbussen, Geländewagen und Wohnmobilen. Gibt es denn ein vernünftiges Argument dagegen?

  • MaxlH am 01.10.2021 22:55 Uhr / Bewertung:

    Was soll man sagen, unsere Nachbarn parken bereits ihren VW Grand California mit 7 Metern Länge, und natürlich Heckfahrradträger auf drei Parkplätzen. Dagegen gehen sogar X5 und X7 als Kleinwagen durch.

    Anwohnerparkplätze gäbe es genügend, wenn die Stadt konsequent Zweitwägen die Parkausweise vorenthalten würde, aber an Regeln hält sich in dieser Stadt keiner mehr...

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