Grüne fordern Billigticket: Für 1 Euro durch die City
Finanziert werden soll die sogenannte „Mobilcard 365“ durch höhere Parkgebühren. Die Stadtregierung ist skeptisch.
Die Grünen sind alles andere als zufrieden mit dem Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs. Das U-Bahn-Netz in München? „Schon lange nicht mehr Weltklasse“, sagt Stadträtin Sabine Nallinger. Und die Große Koalition an der Stadtspitze? „Vollkommen ahnungslos, wie man die Stadt zukunftsfähig machen soll.“
Nun haben die Grünen selbst eine neue Initiative gestartet, um die Verkehrsprobleme in der Stadt zu lösen. Ein MVV-Ticket für 365 Euro im Jahr soll die Münchner dazu bringen, ihre Autos stehen zu lassen.
Die Idee hat durchaus ihren Charme, denn 365 Euro: Das bedeutet, dass man für einen Euro am Tag so oft wie man möchte durch die Innenstadt fahren könnte. Freilich erst nach 9 Uhr, „davor herrscht einfach zu viel Betrieb“, sagt Paul Bickelbacher, der verkehrspolitische Sprecher der grünen Stadtratsfraktion. Aber nach 9 Uhr: „Das müsste unser Verkehrssystem verkraften.“
Eine entsprechende Jahreskarte gibt es in München bereits. Diese kostet bislang allerdings 528 Euro. Das mit den 365 Euro haben sich die Grünen in Wien abgeschaut. Dort schießt die Stadt jedes Jahr etwa zwölf Millionen Euro zu, um das Billigticket finanzieren zu können.
In München wollen die Grünen das nötige Geld über höhere Parkgebühren eintreiben. Um etwa 50 Prozent sollen die Sätze angehoben werden. Das würde statt 20 dann jährlich um die 30 Millionen Euro in die Stadtkassen spülen.
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Seit 17 Jahren seien die Preise nicht mehr angepasst worden, sagt Stadtrat Herbert Danner. Da sei eine kräftige Erhöhung jetzt durchaus mal möglich.
Die Einnahmen sollen in den Ausbau der Infrastruktur gesteckt werden. Denn wenn das Angebot attraktiv ist, steigen viele Münchner auf den öffentlichen Nahverkehr um. Dann, so hoffen die Grünen, muss man die „Mobilcard 365“, wie sie das Billigticket nennen, vielleicht gar nicht subventionieren.
Auf 150 bis 250 Millionen Euro beziffert Sabine Nallinger die Investitionen, die München jährlich tätigen müsse, um das ÖPNV-Netz fit für die Zukunft zu machen. „Wenn man sie Leute dazu bewegen will, aufs eigene Auto zu verzichten, müssen wir das Angebot verbessern“, sagt sie.
Den Grünen schweben dabei eine ganze Reihe von konkreten Maßnahmen vor. Die U-Bahn soll bis 21 Uhr durchgehend im Fünf-Minuten-Takt fahren, bis 1 Uhr dann alle zehn Minuten. Und am Wochenende sollen die Züge auf wichtigen Strecken auch nachts im 15-Minuten-Takt verkehren.
Auch bei Tram und Bus haben die Grünen einige Verbesserungsvorschläge, so zum Beispiel eine Taktverdichtung an wichtigen Umsteigepunkten zur U-Bahn. Schon beim Fahrplanwechsel im Dezember könnten die Änderungen greifen, so Nallinger.
Ob es so weit kommt, ist indes allerdings mehr als fraglich. Bei CSU und SPD kamen die grünen Pläne gestern jedenfalls nicht sonderlich gut an. Mit höheren Parkgebühren alleine, hieß es dort, könne das grüne Maßnahmenpaket jedenfalls nicht finanziert werden.