"Genderpolizei": SPD-Stadtrat Roland Hefter macht sich übers Gendern lustig
München - Kann ein SPD-Stadtrat politisch gegen die eigenen Leute schießen – und sich dann darauf zurückziehen, sich als Künstler geäußert zu haben, nicht als Politiker?
Roland Hefter versucht sich gerade genau an dieser Gratwanderung. Und will keinen Widerspruch sehen zwischen seiner Arbeit für die dauer-gendernde SPD und seinem neuen Lied, in dem er sich über gendergerechte Sprache und eine angebliche "Genderpolizei" lustig macht.
"Genderpolizei": SPD-Stadtrat Hefter kritisiert Genderstern
Von "Onkel*innen", "Tant*innen" und auch von "Samenspender*innen" ist da die Rede. Kann man lustig finden. Muss man aber nicht.
Ist das politisches Kabarett? Oder vertritt Hefter, der betont, dass er inhaltlich für jede Gleichstellung ist, ganz selbstbewusst eine Position, die der Linie seiner Partei und quasi all ihrer prominenten Vertreter (und Vertreterinnen!) in München zuwider läuft?
Zurückhaltende SPD-Reaktionen auf "Genderpolizei"-Song
Innerhalb der Münchner SPD sind offenbar sehr viele sehr genervt von Hefters Lied. Selbst wer sonst sehr gerne spricht, spricht lieber gar nicht. Rathaus-Fraktionschefin Anne Hübner, sonst um keinen Kommentar verlegen? Verweist auf eine schriftliche Mitteilung, in der sie dünn schreibt, Hefter sei "als Kabarettist und Künstler frei zu singen, was er möchte". Aber: "Als Fraktion gendern wir selbstverständlich seit vielen Jahren und halten das auch für wichtig."
Erdbebenkatastrophe in der Türkei und Syrien: So können Sie helfen
Das Erdbeben in der Türkei und Syrien forderte bereits über 40.000 Todesopfer, unzählige Menschen sind verletzt, verloren zudem ihr gesamtes Hab und Gut. Wer spenden möchte, kann dies unter anderem beim speziellen Spendenkonto der Stadt München tun:
Überweisungen an die Stadtsparkasse München | IBAN DE86 7015 0000 0000 2030 00 | Verwendungszweck "Erdbebenhilfe"
Anruf bei SPD-München-Chef Christian Köning. Ob er was sagen will? "Ich verweise auf die Mitteilung der Fraktion." Ob er eine Meinung zum Vorgang habe? "Ja." Wie die Meinung sei? "Ich verweise auf die Mitteilung der Fraktion."
Die Nervosität ist offenbar groß. Hefter ist nicht wie üblich aus der Partei nominiert worden, er kam auf einen Vorschlag von OB Reiter, auf dem "Dieter-Ticket", wie mancher in der SPD stichelt, ins Rathaus.
Der erklärte AfD-Gegner Hefter gilt beim Koalitionspartner als Provokateur und SPD-Rechtsaußen. "Das ist alles so billig", sagt ein Grüner. Mit großem Foto in die Münchner "Bild"-Zeitung hat es Hefter so wenigstens geschafft.
SPD-Stadtrat Hefter: "Die Kritiker spalten schon wieder die Gesellschaft"
Hefter selbst sagte am Donnerstag der AZ: "Die Kritiker spalten schon wieder die Gesellschaft, die Leute sollen doch einfach mal ein bisschen Spaß haben."
So ganz scheint er selbst auch nicht daran zu glauben, dass sich das Lied vom Mandat abkoppeln lässt. Hefter sagt nämlich selbst: "Für mich sind die wahren Eliten die Handwerker. Und die Leute sprechen einfach nicht so mit diesen Pausen." Beinahe wie ein verzweifelter Appell an die eigenen Leute klingt es, wenn er sagt: "Wir sind doch Volkspartei, wir müssen sprechen wie die Leute."