Geflüchteten-Protest am Königsplatz: Nun kommt ein Wärmebus

Seit acht Wochen demonstrieren Geflüchtete aus Sierra Leone Tag und Nacht in München. Jetzt haben sie zumindest einen Ort, wo sie sich aufwärmen und Tee trinken können.
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In einem Bus können sich die Geflüchteten nun aufwärmen. Organisiert haben das Renate Spannig (Caritas) und Nimet Gökmenoglu (Grüne).
Sigi Müller 2 In einem Bus können sich die Geflüchteten nun aufwärmen. Organisiert haben das Renate Spannig (Caritas) und Nimet Gökmenoglu (Grüne).
Nimet Gökmenoglu.
Nagy/LHM 2 Nimet Gökmenoglu.

München - "Wir sterben hier draußen", sagt Omar (26). Seit acht Wochen hat er nicht in seinem eigenen Bett geschlafen, weil er Tag und Nacht gegen seine Abschiebung nach Sierra Leone protestiert, erzählt er. Zuerst vor der Ausländerbehörde und seit Mitte November auf dem Königsplatz.

Wie es weitergeht, ist unsicher

"Inzwischen", sagt Omar, "ist es eisig kalt und es ist sehr hart." Von Helfern bekomme er Essen und manchmal eine Dusche. Das Schlimmste sei die Hoffnungslosigkeit, sagt Omar. Denn wie es mit den etwa 20 geflüchteten Menschen weitergehen soll, die momentan auf dem Platz campieren, ist unklar.

Immerhin gibt es seit gestern etwas mehr Unterstützung. Die Grünen-Stadträtin Nimet Gökmenoglu setzte sich dafür ein, dass sie sich nun in einem Bus der Caritas aufwärmen dürfen. Normalerweise verwendet ihn die Caritas für Kinderaktionen, jetzt gibt es dort Tee für die Geflüchteten und einen warmen Platz, wo sie sich mit ehrenamtlichen Helfern beraten können. Schlafen dürfen sie in dem Bus allerdings nicht.

Neben Wärme soll es auch medizinische Beratung geben

Außerdem sollen die Protestierenden medizinische Beratung und die Möglichkeit, sich impfen zu lassen, erhalten. Manche von ihnen sind krank, sagt Gökmenoglu. Wie lange der Bus bleiben kann, ist laut Renate Spannig von der Caritas noch nicht klar. Mindestens aber bis Weihnachten. Es hängt auch davon ab, wie schnell sich die Situation lösen lässt.

Der Grund für ihren Protest: Über 200 Geflüchtete aus ganz Bayern, alle stammen aus Sierra Leone, haben einen Termin zur Anhörung erhalten. Eine Delegation aus Sierra Leone wollte in der Ausländerbehörde ihre Identität prüfen und Reisepässe ausstellen.

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Die Angst der Geflüchteten ist groß

Doch dann könnten sie leichter abgeschoben werden, fürchteten viele. Dabei leben manche seit Jahren in Deutschland. Ein Übersetzer berichtet von Kindern, die nur hier zur Schule gegangen sind, und die nun Angst haben, dass die Polizei ihre Mütter abholt und in ein fremdes Land schafft.

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  • Kritischer Beobachter am 09.12.2021 16:48 Uhr / Bewertung:

    Wenn schon unsere Herzen so versteinert sind, dass man 200 Menschen keine neue Heimat schenken will, sollte man daran denken, welches Humankapital hier verschwendet wird. Arbeitskräfte werden händeringend in allen Bereichen gesucht. Würde man den Menschen Deutschkurse und Ausbildungsstellen anbieten, entstünde für die meisten Geflüchteten und Betriebe eine Win-Win-Situation. Die wenigen Personen, die das nicht annehmen wollten, könnte man ( mit dem vorhandenen Personal in den Ausländerbehörden) schnell und effektiv abschieben.

  • Witwe Bolte am 07.12.2021 19:38 Uhr / Bewertung:

    Ein Wärmebus für die tausenden Obdachlosen wäre auch eine gute Idee.

  • Motzi am 07.12.2021 07:34 Uhr / Bewertung:

    Leider dauern Asylverfahren oft viele Jahre. In dieser Zeit schlagen die Schutzsuchenden hier verständlicherweise Wurzeln. Aber wenn kein Asylgrund vorliegt, dann können die Leute nicht bleiben. Und das müssen sie akzeptieren. Wir haben einen Rechtsstaat. Und die Gesetze gelten für alle. Egal ob sie einem gefallen oder nicht. Die Verfahren müssten beschleunigt werden. Das wäre auch den Schutzsuchenden gegenüber gerechter, weil sie dann nicht Jahre in der Ungewissheit leben müssen, ob sie bleiben dürfen oder nicht. Und am Ende muss dann eine Ablehnung auch konsequent durchgesetzt werden.

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