Nach Millionenverlusten: Schließt diese Burgerkette auf Münchens größter Einkaufsmeile?
Als im Jahr 2017 die beliebte US-Burgerkette Five Guys – Ex-US-Präsident Barack Obama outete sich einst als großer Fan – ihre ersten Filialen in Deutschland eröffnete, war der Hype hierzulande groß. Vor vielen neueröffneten Lokalen waren lange Warteschlangen zu sehen.
Das 1986 von der Familie Murrell gegründete US-Unternehmen wirbt mit frischem Fleisch statt Tiefkühl-Burgerpaddies, Kartoffeln, die täglich frisch von Hand geschnitten und in Erdnussöl frittiert werden und der Möglichkeit, seine Burger nach persönlichen Wünschen und Vorlieben belegen zu lassen. Dabei sollen mehr als 250.000 Kombinationen möglich sein.
35 Five-Guys-Filialen in Deutschland, vier davon in München
Weltweit gibt es über 2000 Five-Guys-Filialen in über einem Dutzend Ländern, besonders in den USA und in Großbritannien ist die Burgerkette sehr erfolgreich. Anders sieht die Situation allerdings in Deutschland aus.
Insgesamt 35 Five-Guys-Filialen gibt es in Deutschland, allein vier davon in München (Neuhauser Straße, Pasing Arcaden, Perlach Plaza und in den Riem Arcaden) – noch. Denn hinter der Zukunft der US-Burgerkette steht, jedenfalls hierzulande – ein dickes Fragezeichen.
Mehr als 60 Millionen Euro Verlust seit 2017
Seit der erste Burger über den Tresen einer deutschen Filiale gereicht wurde, hat Five Guys in Deutschland Verluste von mehr als 60 Millionen Euro erwirtschaftet. Allein im Jahr 2023 betrug das Minus am Ende 7,5 Millionen Euro. Das schreibt die Rheinische Post und bezieht sich dabei auf den Geschäftsbericht des Jahres 2023, der seit Dienstag im Unternehmensregister einsehbar ist.
Und die Aussichten auf Besserung sind laut Geschäftsbericht nicht in Sicht. 2024 gab es ebenfalls Verluste und für das Geschäftsjahr 2025 ist "ein negatives Jahresergebnis" geplant.
Doch warum konnte Five Guys nicht vom Boom in der Systemgastronomie und im Fast-Food-Bereich profitieren? Einer der Gründe dürften die vergleichsweise hohen Preise sein. Für einen Burger, Pommes und ein Getränk ist man schnell 20 Euro und mehr los. Dafür muss man sich in den Lokalen noch selbst anstellen und mit einem besonderem Ambiente warten die Filialen auch nicht auf. Viel Lob und Sterne bekommt die Burgerkette dafür bei Online-Bewertungen nicht.
Macht Five Guys seine Filialen in München dicht?
Und auch die Geschäftsstrategie, zunächst viele Filialen zu eröffnen und erst später Gewinn zu machen, ging – jedenfalls bisher – in Deutschland nicht auf, wie ein hoher zweistelliger Millionenverlust deutlich unterstreicht.
Rosige Zeiten sehen anders aus. Ist also damit zu rechnen, dass die Five Guys in Deutschland bald ihren Hut nehmen und die Filialen geschlossen werden?
Fakt ist, dass sich Five Guys in Deutschland – trotz jahrelanger Verluste – nur deswegen halten kann, weil die britische Eigentümergesellschaft Freston Ventures, finanziert vom Unternehmer Sir Charles Dunstone (61), der Five Guys Germany GmbH (mit Sitz in Düsseldorf) immer wieder mit Finanzspritzen aus der finanziellen Patsche hilft. Wie brisant diese ist, ist auch dem Geschäftsbericht zu entnehmen. So zitiert die Rheinische Post: Durch "Anfangsverluste seit Gründung der Gesellschaft in Verbindung mit Investitionen in den Restaurantausbau" sei das Düsseldorfer Unternehmen "bilanziell überschuldet".
Eine bilanzielle Überschuldung ergibt sich, wenn die Aktiva nicht ausreichen, um die Passiva (ohne Eigenkapital) zu decken oder einfacher ausgedrückt: Die Schulden sind höher als das gesamte Vermögen. Sogar die Geschäftsführung selbst schreibt im Geschäftsbericht, dass derzeit eine "Bestandsgefährdung" für die Burgerkette in Deutschland vorliege.
Trotz Millionenverluste: Five Guys plant neue Filialen in Deutschland
Ist damit das Aus der Filialen in München und Deutschland besiegelt? Eine "Gnadenfrist" wird es sicher bis Ende 2026 geben. Laut Geschäftsbericht hat sich Five Guys Europe vor Kurzem verpflichtet, bis Ende 2026 "die Five Guys Germany GmbH jederzeit finanziell derart auszustatten, dass sie in der Lage ist, ihren finanziellen Verpflichtungen nachzukommen".
Und auch bei Five Guys Germany denkt man – trotz bisheriger Verluste in Millionenhöhe – derzeit nicht an einen Rückzug aus Deutschland. Auf AZ-Anfrage wollte man zwar keine Zwischenfinanzzahlen nennen, bestätigte aber, dass man weiter zum deutschen Markt stehen würde. "Unsere jüngsten Investitionen zeigen, dass wir langfristig an die Marke glauben und den deutschen Markt als wesentlichen Bestandteil unserer Wachstumsstrategie erachten", so eine Sprecherin des Unternehmens. "Für 2025 stehen für uns weiterhin effiziente Prozesse, hohe Servicequalität und nachhaltiges Wachstum im Mittelpunkt", heißt es in der Antwort weiter.

Statt Filialschließungen strebt Five Guys im Jahr 2026 sogar einen Ausbau des Geschäfts in Deutschland an: "Wir freuen uns darauf, neue Standorte zu eröffnen und gemeinsam mit zusätzlichen Mitarbeiter:innen dieses Ziel zu erreichen", heißt es von Unternehmensseite.
So ganz scheint man diesen Optimismus und Enthusiasmus bei der britischen Eigentümergesellschaft Freston Ventures wohl nicht zu teilen. Wie das britische Nachrichtenmedium "Sky News" berichtet, will man sich wohl von seinen Anteilen an Five Guys wieder trennen. Dem Bericht zufolge wurde das New Yorker Investmentbanking- und Wertpapierhandelsunternehmen Goldman Sachs damit beauftragt, einen Käufer zu finden.
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