Veganes im "Siggis": Gut essen und etwas verändern
Von Anja Perkuhn Das Essen auch die Getränke sind vegan, die Tische aus recyceltem Holz gebaut, das Toilettenpapier besteht aus Bambus und das Wandgemälde mit bunten Schweinen darauf stammt von einer Tierrechts-Aktivistin: Das „Siggis“ will nichts Anderes als die Welt retten.
Zumindest ein bisschen. Sie besser machen wäre ein Anfang, sagt Inhaberin Sigrid „Siggi“ Lutz: „Ich möchte was verändern. Es geht nicht nur um das vegane Essen, sondern um das Ganze“, sagt sie, „die Menschen, die Erde, den Ackerbau, das Miteinander.“
Wer im kleinen, feinen „Siggis“ mit seinen (gequetscht) 30 Sitzplätzen unter geweißeltem Deckengewölbe eine esoterische Öko-Atmosphäre erwartet, der irrt aber: Gemütlich-stilvoll ist es hier, die Möbel funktional, die Wände ansprechend mit einer rustikalen Fliesen-Fototapete, an jedem Tisch stehen fürs Siggis designte (wiederverwendbare) Glasflaschen mit gefiltertem Wasser. „Schnickschnack wollte ich nicht, auch keine 68er-Birkenstock-Stimmung“, sagt Lutz. „Die 68er sind nun mal vorbei und ich will ja möglichst vielen Menschen den Veganismus näherbringen.“
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Drei Jahre lang hat die gelernte Vertrieblerin Lutz am Lokal gearbeitet, zusammen mit mit dem bekannten Vegan-Koch Sebastian Copien die Produktpalette entwickelt und mit der Münchner Agentur Social Creative Room ein Konzept entwickelt, in dem das alles zusammenspielt. Zum Beispiel, dass es ein Mal im Monat eine thematisch passende Veranstaltung gibt – eine Lesung, einen Vortrag, einen Backkurs. Den Anfang dafür macht am 6. März die Tierschützerin Daniela Böhm, die aus ihren Büchern vorliest.
Chefkoch Serkan Tunca kennen Vegan-Fans auch aus dem „Bodhi“
Dazu gibt es ein Menü-Special, das Serkan Tunca – vorher Chefkoch im Veganrestaurant „Bodhi“ und umtriebiger Botschafter für eine vegane Ernährung – erdacht hat.
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Die Vegan-Erfahrung merkt man dem Küchenteam an: Die Bowl „Grateful“ (12,40 Euro) mit Vollkornreis und Gemüse ist geschmacklich ausbalanciert. Der vietnamesische Reispfannkuchen „Zen“ ist saftig, das Tofu darin knusprig – es ist eins der wenigen Gerichte im „Siggis“ mit Fleischersatz wie Tofu oder Seitan. Sandwiches und Gebäck gibt’s auch.
Mindestens genauso wichtig wie das Essen selbst ist das To-go-Konzept, das Sigdrid Lutz mittelfristig in weiteren „Siggis“-Filialen pflegen will: Die Behälter sind kompostierbar, bestehen aus Maisstärke, Zuckerrohr und Papier. Und wer einen eigenen Behälter mitbringt, zahlt 50 Cent weniger.
Das rettet die Welt vielleicht nicht. Aber es macht sie zumindest ein bisschen besser.
Westenriederstraße 37. Montag bis Freitag 10-22 Uhr, Take Away ab 8 Uhr. Samstag und an Feiertagen 10-22 Uhr. 089 242 920 33
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