Heimat auf den Löffel
Andi ist gelernter Hotelfachmann, und in der Gastronomie muss man sich irgendwann entscheiden: „Ewig weiterkellnern, was Eigenes machen – oder was ganz Anderes?“ Das sagt Martin Süß über seinen Zwillingsbruder, der in der Küche gerade drei „Kurfürsten“ zubereitet, Ofenkartoffeln mit Kalbsrahmgulasch (6,90 Euro).
Die Gebrüder Süß hatten immer schon darüber gescherzt, eines Tages einen eigenen Laden aufzumachen, auch für Martin hatte das Timing gerade gepasst: „Ich bin Theaterregisseur, habe drei Kinder – und das nächste Engagement erst 2015. Jetzt habe ich Zeit, mich hier zu engagieren.“ „Süßmund“ haben sie ihr kleines Lokal in der Westermühlstraße genannt, das „Mund“ ist der Mädchenname von Martins Frau, die sich um die Einrichtung gekümmert hat. „Wir haben zwei Monate gebraucht und alles selbst gemacht“, sagt Martin. Die Bar aus Holzbrettern ist zitronengelb gestrichen, die Stühle teils aus der Wirtschaft der Uroma, die mit Herzerl in der Lehne aus Omas Wohnzimmer. Retro meets Heimat.
„Wir sind von hier und machen Essen von hier“, fassen die Zwillinge ihr Küchenkonzept zusammen. Ihr Ziel ist es, jeden einzelnen Produzenten ihrer Zutaten zu kennen, und sie sind schon nah dran. Die Kartoffeln holt Martin auf dem Markt in Weilheim, sie machen einen großen Teil der Speisekarte aus, die auf dem Wandspiegel und an der Tafel geschrieben steht: Die Ofenkartoffel „Baron“ mit Radieserl-Kräuter-Schmand (4,90 Euro), „Uli Hoeneß“ mit Sauerkraut und Bratwürstl (5,90) und eben den „Kurfürst“. Wöchentlich wechseln die Beilagen zu den Ofenkartoffeln.
Gut geht auch das Bayern-Ox-Lendensteak (15,50) und das Wiener Schnitzel (8,50): „Man merkt, dass bei den Leuten ein Bewusstsein für regionale und qualitativ gute Küche wächst“, sagt Martin. Hier ist alles hausgemacht, auch Brot und Kuchen, nichts kommt aus dem Tiefkühlfach.
Eines Tages, sagt Martin Süß, würden sie gern soweit sein, dass sie ihre Drinks vollkommen regional kreieren können: „Unser Willy Fizz zum Beispiel besteht aus Williamsbirne, Zitrone, Soda und Birnensirup“, sagt er. „Ein Trauben-Verjus als Säuerungsmittel könnte statt der Zitrone funktionieren.“ Und aus der Heimat kommen.
Westermühlstraße 13, Di. bis So. 12 bis 22 Uhr, www.suessmund.de, Tel.: 23 70 24 26
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