Der Farbklecks im Viertel
Was macht Pippi Langstrumpf eigentlich als Erwachsene? Vielleicht ist sie Innenarchitektin geworden und hat das Café Glück eingerichtet. Die Wände sind kunterbunt gestrichen, die Möbel wild zusammengewürfelt, es gibt gemütliche Sofaecken, runde und eckige Tische, Sand und Muscheln sind in der Glasplatte auf der Theke eingelassen, darauf Vasen mit Blumen und Obstschalen, hausgemachter Kuchen in der Vitrine. Die Toilette hat Viertel-Künstlerin Naomi mit ihren farbenfrohen Figuren verziert. Die aktuelle Ausstellung an den Wänden: Porträts einer Tierfotografin.
Angenehm unprätentiös, darauf ausgerichtet, glücklich zu machen, statt cool zu sein. Das Café Glück liegt etwas ab von der Kneipenballung im Viertel, in der ruhigen Palmstraße. Wer es nicht kennt, verirrt sich nicht hierher. „Früher war hier sehr viel Szene unterwegs, Schwule, aber auch sehr viele Lesben“, sagt Koch Karl Niedermeier. „Mittlerweile hat sich das gewandelt, wie das Viertel auch.“ Viele Gäste sind Stammgäste und nennen das Glück ihr Wohnzimmer, ein Lokal, wo sie hingehen können, ohne sich aufbrezeln zu müssen.
„Wir machen alles frisch, internationale Küche von Schnitzel bis Curry, besonders viel Vegetarisches“, sagt Niedermeier. „Wir haben da die richtigen Gäste dafür. Unser Fleisch ist Bio.“ Die Besitzerin ist selbst Köchin. Sie hat das Lokal übernommen, als 2007 Alex Klug verstarb, die Seele und treibende Kraft hinter dem Glück. Seine Partner wollten ohne ihn nicht weitermachen und gaben den Laden der Frau, die hier zehn Jahre lang kochte – mit ihrem Mann sorgt sie jetzt fürs Glück.
Am Wochenende füllt es sich früh, da kommen die Gäste für das Meerjungfrauen- oder Turteltaubenfrühstück – es gibt alles, was ein Frühstücker wünscht – abends kommen aus der „Glücksküche“ etwa Tortilla mit mediterranem Gemüse und mit Käse überbacken auf Salat (8,80 Euro) oder Bio-Bratwürstl mit hausgemachtem Kartoffelsalat und Senf (8,90). Es gibt immer einen Sprizz des Monats und einen Cocktail der Woche, natürlich Bier und Wein.
Und ein absolutes Lieblingsgericht der Gäste: Den „Salat Kunterbunt“ mit Senf-Sahne-Dressing, Avocadospalten und hausgemachten Bio-Pommes (8,80). Der hätte auch Pippi Langstrumpf geschmeckt.
Palmstraße 4, Di. bis Fr. 15 – 1Uhr, Sa./So. 10 – 1 Uhr, cafe-glueck.com, Tel.: 20 11 673