Der Blues des Krokodils

In den Kneipen dieser AZ-Serie spielt die Musik live auf der Bühne. Heute: Ob ein Gast oder volle Bude – im Schwabinger Alfonso’s bringt seit 20 Jahren täglich eine Band den Blues ins Haus
Laura Kaufmann |
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Evi Hentschel-Meister schreibt das Wochenprogramm an den Spiegel – vor 20 Jahren hat sie die kleine Bar eröffnet.
Sigi Müller Evi Hentschel-Meister schreibt das Wochenprogramm an den Spiegel – vor 20 Jahren hat sie die kleine Bar eröffnet.

Das Krokodil hat Evi Hentschel-Meister zum 50sten Geburtstag geschenkt bekommen. Bedienung Monika und die Musiker haben zusammengelegt, um ihr Kneipen-Logo von einem Künstler, auch ein Gast des Alfonso’s, mal richtig malen zu lassen. Jetzt prangt das Krokodil über der Bühne, auf der jeden Abend eine Band steht – ob das Heiligabend ist oder Silvester. Nur an den stillen Tagen natürlich, da klampft und scheppert und jammt niemand im Alfonso’s.

Mit der Liebe hatte alles angefangen. Evi Hentschel-Meister war mit einem Musiker zusammen, der beschloss, mit Live-Auftritten Schwung in ihre neue Kneipe zu bringen. Von außen scheint der Laden in der Franzstraße fast ein gewöhnliches kleines Pilsstüberl zu sein, nicht die letzte Live-Musik-Kneipe Schwabings neben dem „Podium“.

Das zu halten, ist nicht immer leicht, an schwachen Ausgeh-Tagen sitzen oft nur eine Handvoll Leute im kleinen Alfonso’s mit seinen 30 Sitzplätzen. Die Gema-Gebühren sind teuer, und Live-Musik ist nun einmal laut – was mit den Neubauten gegenüber, beworben als „Oase der Ruhe“, nur bedingt vereinbar war. Für mehrere tausend Euro musste die Wirtin vor zwei Jahren ihr Alfonso’s nachrüsten, eine schallschutzdichte Tür einbauen.

Hentschel-Meister steht aus Leidenschaft und Idealismus hinter dem Tresen. Vier Tage die Woche, die übrigen macht seit vielen Jahren Bedienung Monika. Bis 2003 hat die Wirtin dazu tagsüber als freie Programmiererin gearbeitet. Auch die Musiker spielen nicht wegen Geld in der kleinen Kneipe, sie teilen als Gage den Eintritt unter sich auf. „Jede Band hat feste Tage und eine eigene Fangemeinde, die an diesen Tagen kommt“, sagt die Wirtin.

An Wochenenden wechselt das Programm, freitags ist die Hütte voll. Die Midnight Walkers zum Beispiel spielen jeden zweiten Montag im Monat, um ein Stück Schwabinger Kultur zu unterstützen, wie Gitarrist und Sänger Hans-Peter Krohn sagt. Der Bassist lehnt lässig in Trainingsjacke am Tresen, während er die Saiten zupft, der Schlagzeuger auf der Bühne legt die Stirn in Falten. Die gute Akustik des kleinen Ladens überrascht – schon deswegen muss die 80er-Jahre-Folie an der Decke bleiben, meint Hentschel-Meister.

Die Gäste trinken Bier (3,20 bis 3,90 Euro), Schnäpse (2,50), aber auch Cocktails (7,50 – 8,50), manche kommen allein, um der Musik zu lauschen und ein Feierabendbier zu trinken, andere machen sich einen netten Abend mit dem Partner oder Freunden. Die meisten Stammgäste sind 40 Jahre und aufwärts, kennen sich. Evi Hentschel-Meister steht nach wie vor gern im Laden und hört Blues. „Hier kann ich so lustige, spannende Abende erleben – das ist mit Geld nicht aufzuwiegen.“ 


Alfonso’s, Franzstraße 5, Eintritt meist 5 Euro, So. bis Do. 20 – 2 Uhr, Fr./Sa. 20 – 3 Uhr, www.alfonsos.de, Tel.: 33 88 35

 

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