Erschreckende Zahlen: Immer mehr Hass an Münchner Schulen
In den vergangenen Wochen geriet die rechtsextreme Identitäre Bewegung in die Schlagzeilen, weil Aktivisten Flyer mit rassistischen Inhalten auf und vor dem Gelände Münchner Schulen verteilten. In allen Fällen wehrten sich Schüler und Lehrer erfolgreich gegen die unerwünschten Eindringlinge.
Wenn man aktuellen Zahlen der Stadt glauben darf, dann dürften die rechtsradikalen Bemühungen teilweise aber auch auf fruchtbaren Boden fallen.
Diskriminierung an Münchner Schulen: Bericht offenbart erschreckenden Trend
Im Verwaltungs- und Personalausschuss des Stadtrats wurde der aktuelle Monitoringbericht der Anlaufstelle bei Diskriminierung und rechtem Hass an Münchner Schulen vorgestellt und teils erschreckende Zahlen präsentiert.
So wurden der Behörde im Jahr 2024 insgesamt 127 Meldungen zu Diskriminierungen sowie menschenfeindlichen und rechtsextremen Vorfällen an Münchner Schulen gemeldet. Im Vergleich zum Jahr 2023 ist das ein Anstieg von 16,5 Prozent.
Die Vorfälle wurden dabei sowohl vom schulischen Personal (50 %) als auch von Erziehungsberechtigten (17 %), Schulsozialarbeitern (9 %) und Schülern (9 %) gemeldet.
Rassistische Vorfälle gehen auch vom Schulpersonal aus
59 Prozent der Fälle von Diskriminierung spielte sich zwischen Schülern ab, 32 Prozent der gemeldeten Fälle ereignete sich aber ausgehend vom Schulpersonal (Lehrkräfte, Schulleitung, weitere Angestellte an Schulen) in Richtung der Schüler.
In rund der Hälfte aller Meldungen spielte Rassismus eine zentrale Rolle. Besonders oft wurde die Verwendung des rassistischen N-Wortes mitgeteilt. Auffallend ist zudem, dass rassistische Vorfälle häufig gemeinsam mit rechtsextremen oder anderen gruppenbezogen menschenfeindlichen – beispielsweise LGBTIQ-feindlichen, antisemitischen sowie sexistischen – Vorfällen auftraten.
Laut Bericht ist im Jahr 2024 auch die Gesamtzahl rechtsextremer Vorfälle im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. So wurden von Münchner Schulen 47 rechtsextreme Vorfälle gemeldet, darunter Hakenkreuzschmierereien und Hitlergrüße.
Soziale Medien wirken sich immer stärker auf den Schulalltag aus
Auffallend ist, wie sich mittlerweile aktuelle gesellschaftliche Dynamiken und Trends in den sozialen Medien auf den Schulalltag auswirken. So wurden der Anlaufstelle Vorfälle geschildert, bei denen Schüler und Schülerinnen das Lied "L’amour toujours" von Gigi D’Agostino mit rechtsextremen Texten gesungen hatten.
Ein Video, welches Partygäste auf Sylt zeigt, die eine umgedichtete Version des Songs mit rechtsextremer Parole grölen, ging in den Sozialen Medien viral. In dem Clip soll auch ein Mann zu sehen sein, der mit seinen Fingern auf der Oberlippe einen Hitlerbart andeutet.
Erkenntnissen der Instagram-Satireseite "Münchner Gesindel" zufolge sollen unter den Tatverdächtigen auch Personen aus der bayerischen Landeshauptstadt dabei gewesen sein. Einer dieser Personen wurde nach Bekanntwerden des Vorfalls von seinem Arbeitgeber die fristlose Kündigung ausgesprochen.
Diskriminierung und rassistische Vorfälle vor allem an weiterführenden Schulen
Vor allem weiterführende Schulen sind von Diskriminierung und rechter Hetze betroffen. Auffällig war im Jahr 2024 aber auch ein Anstieg der Meldungen an Grundschulen. Auch hier beziehen sich die Meldungen überwiegend auf rassistische Diskriminierungen vor allem schwarzer Schüler und Schülerinnen, es wurden aber auch antisemitische und rechte Inhalte verzeichnet.
Eine besondere Herausforderung bei der Bearbeitung dieser Meldungen besteht nach Ansicht der Anlaufstelle darin, dass es für Grundschulen noch wenig adäquate bildungspolitische Angebote zum Umgang mit Diskriminierungen und rechten und menschenfeindlichen Vorfällen gibt.
"Die Entwicklungen in der Gesellschaft, insbesondere die Verbreitung von Hass, Rassismus und rechtsextremen Ideologien, finden ihren Weg auch in die Schulen. Klare Strukturen und Anlaufstellen sind daher unerlässlich. Nur durch eine konsequente Meldestruktur und gezielte Präventionsarbeit können wir dem entgegenwirken und ein Schulumfeld schaffen, das möglichst frei von Diskriminierung und Hass ist", so Dr. Miriam Heigl, Leiterin der Fachstelle für Demokratie.
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