Entscheidung naht: Bleibt es in München bei Tempo 30 auf der Landshuter Allee?
München - Seit letztem Sommer gilt auf einem Abschnitt der Landshuter Allee Tempo 30. Damit wollte die Stadt verhindern, dass sie weitere Fahrverbote für Diesel-Autos erlassen muss. Denn seit vor zehn Jahren die Grenzwerte für Stickstoffdioxid eingeführt wurden, hat München diese immer überschritten – bis auf vergangenes Jahr. Seit Kurzem ist klar, dass München den Grenzwert von 40 µg/m³ Stickstoffdioxid an allen Messstationen einhält.
Mobilitätsreferat "Tempo 30 ist wirksam"
Doch ist dafür wirklich das Tempolimit verantwortlich? Das sollte das Mobilitätsreferat auswerten und eine Empfehlung abgeben, ob es bleibt. Die Beschlussvorlage ist nun fertig, am Mittwoch entscheidet der Stadtrat.
Tempo 30 habe sich als wirksame Maßnahme erwiesen, schreibt Mobilitätsreferent Georg Dunkel (parteilos) in dem Papier. Er empfiehlt dem Stadtrat deshalb, das Tempolimit beizubehalten. Dass die Schadstoffwerte gesunken sind, hat vor allem einen Grund: Auf der Landshuter Allee sind jetzt täglich zehn Prozent weniger Fahrzeuge unterwegs. Erstaunlicherweise gibt es auf den Straßen drumherum nicht mehr Verkehr.
SPD-Chefin: "Froh, dass wir uns durchgesetzt haben"
Die SPD hatte das Tempolimit vorgeschlagen. SPD-Chefin Anne Hübner freut sich. Die Maßnahme sei ein voller Erfolg, sagt sie: "Ich bin froh, dass wir uns als SPD damit durchsetzen und die von den Grünen geforderten Fahrverbote verhindern konnten."

Grünen-Stadtrat Florian Schönemann kontert: "Wir wollten immer bessere Luft für die Menschen in der Stadt. Die SPD wollte immer Fahrverbote verhindern. Jetzt ist beides gelungen und das ist ein Erfolg.“
ÖDP: "Wir waren skeptisch"
Auch die ÖDP hatte für weitere Fahrverbote für Euro-5-Diesel plädiert. "Wir waren skeptisch, weil wir dachten, dass auf der Landshuter Allee die meisten eh nicht schnell fahren können", sagt ÖDP-Chef Tobias Ruff. Schließlich herrscht auf dem Ring oft Stau. Ruff hat sich getäuscht. Er ist nun auch dafür, dass das Tempolimit bleibt. Aber er fordert noch eine zusätzliche Maßnahme: Auf der Landshuter Allee soll eine Spur für ÖPNV und E-Autos reserviert werden.
Das hat sich nicht Ruff selbst ausgedacht. Vergangenen Sommer hat ein BMW-Chef eine Spur für E-Autos auf Autobahnen vorgeschlagen. "Würde man im Stau stehend dauernd von E-Autos überholt, würden sich viele sicherlich überlegen, ob sie nicht doch umsteigen", sagte er damals zum "Münchner Merkur".
Der ÖDPler Ruff glaubt, dass diese Maßnahme auch in München helfen könnte. Doch – warum braucht es das überhaupt, jetzt wo die Grenzwerte doch eingehalten werden? Ruff erinnert daran: Spätestens 2030 gilt europaweit ein strengerer NO2-Grenzwert, nämlich 20 µg/m³. Das ist die Hälfte der heute geltenden Grenzwerte und wurde 2024 an 27 von 59 Messstationen überschritten. Weitere Fahrverbote fordert Ruff jetzt aber erst einmal nicht.
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