Entscheidung für Olympische Sommerspiele in München: Jetzt könnte es schnell gehen
München - Die Debatte um das Für und Wider eines Olympia-Revivals in München nimmt wieder Fahrt auf: Bereits im Herbst nächsten Jahres sollen die Münchner in einem Bürgerentscheid darüber abstimmen, ob sich die Stadt für die Austragung Olympischer Sommerspiele 2036 oder 2040 bewerben soll.
Olympische Sommerspiele in München: "Ratsbegehren und Bürgerentscheid für Herbst 2025 angedacht"
Das geht aus einer Antwort der Verwaltung auf eine Stadtrats-Anfrage der Fraktion ÖDP und München-Liste hervor. Ein Ratsbegehren und anschließender Bürgerentscheid im Herbst 2025 sei "angedacht" – sofern der Zeitplan der involvierten Organisationen und Verbände eingehalten werden könne, heißt es in dem Schreiben.
"Ein konkret prüfbares Bewerbungskonzept" liegt den interessierten Städten noch nicht vor
Anders als über den Umweg eines Bürgerbegehrens, bei dem zunächst Zehntausende Unterschriften gesammelt werden müssen, kann der Stadtrat über ein Ratsbegehren direkt entscheiden, dass die Münchner in einer Sachfrage abstimmen sollen.
Eine deutsche Olympia-Bewerbung liegt in der Verantwortung des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), "ein konkret prüfbares Bewerbungskonzept" sei den Städten bisher nicht zugegangen: "Der Prozess des DOSB mündet in eine öffentliche Präsentation des Bewerbungskonzepts und einen Bürgerentscheid. Beides ist nach jetzigem Stand im Jahr 2025 geplant", so die Verwaltung.
Tobias Ruff kritisiert: "Olympia geht einher mit deutlichen Mietsteigerungen"
Tobias Ruff, Fraktionsvorsitzender ÖDP/München-Liste, ist erfreut darüber, dass die Münchner entscheiden dürfen, äußert aber grundsätzliche Kritik an den Plänen: "Vor dem Bürgerentscheid müssen alle Fakten auf dem Tisch liegen. Olympia geht einher mit deutlichen Mietsteigerungen, Gentrifizierung und neuen Schulden. Unsere Sportstätten sind in einem desolaten Zustand. Es würde Milliarden kosten, sie wieder herzurichten."
Münchens OB Dieter Reiter ist ein Fan von Sommerspielen in München
Öffentliche Mittel sollte man besser in den Breitensport fließen lassen, "als in die Taschen des IOC", findet Ruff. "Wir hoffen sehr, dass die BürgerInnen sich nicht vom ‘olympischen Glanz’ blenden lassen", sagte er der AZ.

Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) hat sich in der Frage eindeutig positioniert: Er sieht zwar keine Chance für Winterspiele in München, sehr wohl aber für Sommerspiele – gerade auch vor den Eindrücken der erfolgreichen European Championships 2022.
Hans Theiss: "Olympische Sommerspiele in München wären ein absoluter Traum"
Noch deutlicher wird Hans Theiss, stellvertretender Fraktionsvorsitzender von CSU/FW: "Olympische Sommerspiele in München wären ein absoluter Traum!", sagte er. Für "unabdingbar" hält der CSU-Stadtrat den Bürgerentscheid "als das beste Instrument" der Bürgerbeteiligung. "Mit einem Bürgerentscheid könnte jetzt auch ganz offiziell der Weg für klimaneutrale, nachhaltige und zeitgemäße Spiele in München frei gemacht werden", ergänzt Ulrike Grimm, CSU-Stadträtin und sportpolitische Sprecherin der Fraktion.
Die CSU hatte bereits im Sommer einen Vorstoß in Sachen Bürgerentscheid im Herbst 2025, zusammen mit der Bundestagswahl, die man da noch für diesen Zeitpunkt erwartete, unternommen und sich einen deutlichen Rüffel der SPD eingehandelt. Deren Fraktionschef Christian Köning kanzelte den CSU-Vorschlag als "einen verfrühten, populistischen Alleingang" ab.
Olympia-Revival? Repräsentative Umfrage bildet positive Haltung der Münchner ab
Laut einer repräsentativen Umfrage aus dem Frühjahr würden es fast zwei Drittel der Münchner (64,6 Prozent) begrüßen, wenn sich die Stadt als Austragungsort für Olympische Spiele bewerben würde.
Bei der Frage der ÖDP, welche finanziellen Vorteile die Stadt durch die Austragung der Spiele erwarte, hielt sich die Verwaltung bedeckt, verwies aber auf die European Championships 2022, die für "eine lokale Wertschöpfung" von 122 Millionen Euro gesorgt hätten.
"Korrupt": Stefan Jagel wehrt sich gegen Zusammenarbeit mit dem Internationalen Olympischen Komitee
Bei den Sommerspielen in Paris soll sich die Kostenüberschreitung vergleichsweise in Grenzen gehalten haben. So schätzt die Beratungsfirma Asterès nach "Handelsblatt"-Angaben, dass sich die als "bescheidene Spiele" für 6,8 Milliarden Euro angekündigte Veranstaltung vor allem wegen der Inflation und zusätzlicher Kosten für die Sicherheit um fünf Milliarden Euro verteuert habe. Die Ausrichtung dürfte demnach 5,3 Milliarden Euro an Einnahmen im Land generieren.
Stefan Jagel, Vorsitzender der Fraktion Die Linke/Die Partei, befürwortet den Bürgerentscheid als solchen, hält es mit Blick auf die angespannte Haushaltslage aber nicht für angebracht, die Spiele nach München zu holen: "Davon mal abgesehen, ist das IOC einfach korrupt."
