"Schere geht auseinander": Dieses Traditionscafé am Marienplatz schließt nach fast 50 Jahren
"Wenn man ein totes Pferd reitet, muss man aufhören", sagt Marc Eisenbarth traurig. Er ist im Café Guglhupf am Marienplatz aufgewachsen. Ende Juni muss der Familienbetrieb endgültig schließen. 1977 eröffneten Alfred Eisenbarth und seine Frau Gusti das bayerische Café in der Passage beim Kaufhof. 2021 übernahmen die Kinder Marc und Irmi Eisenbarth das Lokal, modernisierten es etwas und versuchten, es im Sinne ihrer Eltern neben ihren Vollzeitjobs gemeinsam weiterzuführen.
Aber als eigenständiger Betrieb ohne Systemgastronomie im Rücken habe man einfach keine Chance mehr, sagt Marc Eisenbarth der AZ. Die Miete habe zuletzt über 30 Prozent des Umsatzes betragen. Zum Vergleich: Der Dehoga empfehle für einen Cafébetrieb eine Miete, die zwischen sieben und elf Prozent des Umsatzes liegt. Der Vermieter, die Dibag wisse nicht, wie es mit dem Gebäude weitergehe, deshalb habe man die Familie vorzeitig aus dem Vertrag gelassen.
Zukunft unklar. Es gäbe Interessenten für ein Pop-up
Danach dürfte das Gebäude erst einmal leer stehen. Für die Zwischenzeit haben sich die Eisenbarths auf die Suche nach Interessenten für ein Pop-up-Lokal gemacht. "Wir haben mehrere Interessenten vorgeschlagen. Im Moment laufen noch Gespräche." Aber ob es tatsächlich weitergehe, sei unklar.

Auch die Preise für Strom und Müllentsorgung seien in den letzten Jahren aufs Dreifache gestiegen. "Diese Kostenerhöhungen können wir nicht an die Gäste weitergeben". Bei denen sitzt das Geld auch nicht mehr so locker. "Die Schere geht auseinander. Die, die früher dreimal gekommen sind, kommen nur noch einmal. Und die, die einmal gekommen sind, kommen gar nicht mehr", erzählt Eisenbarth.
"Ein liebevoll geführtes Café braucht viel Personal"
Ein großes Problem war auch das Personal. Ein Café mit liebevoll zusammengestellten Eisbechern und vielen kleinteiligen Produkten braucht auch viele Mitarbeiter. Wenn die sich krankmelden, gibt es keinen Ersatz. Dann dauert der Service auch mal ein paar Minuten länger für die Gäste. Einige schreiben dann direkt eine schlechte Bewertung im Internet.

Diese und viele andere Aspekte haben den Eisenbarths das Leben zuletzt schwer gemacht. Seine knapp 30 Mitarbeiter stehen zum Teil unter Schock. Einige haben über 20 Jahre im Guglhupf gearbeitet. "Aber viele Wirtskollegen aus der Umgebung haben schon angekündigt, dass sie sie gerne aufnehmen", erzählt Eisenbarth und ist erleichtert.
Und eine gute Nachricht für die Stammgäste gibt es trotzdem: Wen die Sehnsucht quält, der kann immerhin auf der Wiesn noch das Café Guglhupf besuchen. Eisenbarth verspricht - zumindest für dieses Jahr: "Diese Tradition bleibt."
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