Eine Herzensangelegenheit: Willkommen in München
München - Anfang September sorgen die Münchner weltweit für Schlagzeilen – mit ihrer überwältigenden Hilfsbereitschaft: Als am Hauptbahnhof täglich Tausende erschöpfte Flüchtlinge ankommen, sind die Einheimischen für sie da. Sie verteilen Essen, Getränke und Kuscheltiere. Sie klatschen und heißen die Geflüchteten lächelnd willkommen.
63 000 Flüchtlinge in zwei Wochen
Die Ehrenamtlichen sind 24 Stunden am Tag im Einsatz, wochenlang. Innerhalb von zwei Wochen bereiten sie 63 000 Menschen aus Syrien, dem Irak, Afghanistan, dem Iran, Pakistan oder Eritrea einen warmherzigen Empfang. Wer nicht selbst mit anpackt, spendet – so viel, dass die Polizei immer wieder Spenden-Stopps ausruft, weil der Stauraum für die große Menge an Obst, Windeln, Kleidung und Wasser nicht ausreicht.
Die Zufahrt zum Hauptbahnhof von der Arnulfstraße her wird gesperrt, um Zelte für die medizinische Versorgung der Menschen aufzustellen. In der alten Schalterhalle am Starnberger Flügelbahnhof wird eine Registrierungsstelle eingerichtet. Polizei, Stadt und Bezirksregierung arbeiten Hand in Hand mit den Freiwilligen.
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Damit die Flüchtlinge nicht im Freien schlafen müssen, werden in der Stadt mehrere Notquartiere geschaffen, unter anderem auf dem Messegelände und in der Richelstraße. Als am 12. September die Plätze in diesen Unterkünften nicht mehr ausreichen und Feldbetten kaum noch zu haben sind, bringen die Münchner bis spät in die Nacht Decken, Schlafsäcke und Isomatten zum Hauptbahnhof.
München hilft
Oberbürgermeister Dieter Reiter, der regelmäßig vor Ort ist, lobt das Engagement der Bevölkerung: „Es ist begeisternd, wie schnell die Ehrenamtlichen zu Stelle waren.“ So seien seine Münchner eben: „Wenn es darum geht zu helfen, dann helfen die auch.“
Mit den anderen Bundesländern und Kommunen, von denen sich viele weigern, in München angekommene Flüchtlinge aufzunehmen, geht er hingegen hart ins Gericht: „Das ist einfach lächerlich. Es ist ein inakzeptabler Zustand, dass es die notwendige Solidarität bundesweit nicht gibt.“
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Es sei „zutiefst unbefriedigend, dass es nicht gelingt, irgendwo in der großen Bundesrepublik zwei weitere Drehkreuze auf die Beine zu stellen“, so der Rathaus-Chef.
Erst zum Beginn des Oktoberfestes ändert sich die Lage: Damit Flüchtlinge und Wiesn-Gänger am Hauptbahnhof nicht aufeinandertreffen, wird das „Drehkreuz München“ geschlossen. Auch später wird es nicht mehr in Betrieb genommen.
Die Asylsuchenden, die weiterhin zu Tausenden nach Deutschland kommen, werden direkt an der bayerisch-österreichischen Grenze auf Busse verteilt und in Unterkünfte im gesamten Bundesgebiet gebracht.
München ist bunt - Weltoffen und tolerant
Ob Mügida, Bagida oder Pegida München – welche Fraktion der „besorgten Bürger“ auch zur Demonstration aufruft, sie trifft immer auf Widerstand. Angeführt von „München ist bunt“ stellen sich die Menschen zu Tausenden den Rechtspopulisten in den Weg – und setzen so Zeichen für Weltoffenheit.
Für Mitmenschlichkeit und Toleranz setzt sich auch das Bündnis „Bellevue di Monaco“ ein – mit Erfolg: Die Gruppe um Kleinkunst-König Till Hofmann und den Bayerischen Flüchtlingsrat lädt unter anderem Ende Juli zum Konzert auf den Max-Joseph-Platz. Unter dem Motto „Platz Da! Mia san ned nur mia“ protestieren 2000 Münchner gegen die Abschiebepolitik der CSU.
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Und zum „Danke“-Konzert für die Flüchtlingshelfer auf dem Königsplatz kommen im Oktober nicht nur Herbert Grönemeyer und die Sportfreunde – sondern auch rund 24 000 Münchner.