"Ein bitterer Schritt": Nach Benko-Aus und Signa-Insolvenz – auch Sport Scheck aus München pleite

Der Sportartikelhändler Sport Scheck aus München ist pleite. Durch den Insolvenzantrag von Signa befindet sich das Unternehmen in einer Zahlungsunfähigkeit. So geht es jetzt weiter.
Nina Job
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Irene Kleber |
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Die große Welt des Sports: der Eingang zur Sport Scheck-Filiale im Joseph-Pschorr-Haus in der Neuhauser Straße.
Die große Welt des Sports: der Eingang zur Sport Scheck-Filiale im Joseph-Pschorr-Haus in der Neuhauser Straße. © Foto: dpa

München - Der Sog der Signa-Pleiten reißt nun auch den Münchner Sportartikelhändler Sport Scheck in die Tiefe. Die Geschäftsleitung des alteingesessenen Sporthauses teilte am Donnerstag mit, dass Sport Scheck noch am selben Tag beim Amtsgericht einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens stellen wird.  "Dieser Schritt ist erforderlich, da die Signa Holding ihrer vertraglichen Zahlungszusage durch den gestrig (Mittwoch/d. Red.) gestellten Insolvenzantrag nicht nachkommen kann und wird. Sport Scheck befindet sich dadurch in einer Zahlungsunfähigkeit", teilte das Unternehmen mit.

Benko-Pleite hinterlässt in München ein Trümmerfeld: Auch Sport Scheck zahlungsunfähig

Die Pleiten des Selfmade-Milliardärs René Benko hinterlassen in München ein Trümmerfeld. Nachdem bereits alle Projekte und Baustellen des Österreichers, darunter die Alte Akademie, stillstehen, hat es nun eine ganze Handelskette erwischt. 2019 hatte Benkos Signa Sport Scheck übernommen. Nun, nur vier Jahre später, ist der Sportartikelhändler mit deutschlandweit 34 Filialen und etwa 1500 Mitarbeitern pleite. In München sind derzeit noch rund 170 Mitarbeiter beschäftigt. 

Ungewiss ist auch die Zukunft des Galeria-Konzerns mit seinen vier Kaufhäusern in München. Zwei Insolvenzen hat Galeria schon hinter sich, seit sie zum Hause Benko gehört. 680 Millionen Euro musste der Steuerzahler in vergangenen Jahren beisteuern, damit der Warenhauskonzern aus den beiden Krisen kommen und mit weniger Filialen und weniger Mitarbeitern weitermachen konnte. Nun ist die dritte Krise da: Signa sollte eigentlich laut letztem Insolvenzplan in den nächsten Jahren 200 Millionen Euro in das Unternehmen schießen, doch mit diesem Geld kann nun niemand mehr rechnen, da die Holding zahlungsunfähig ist.

Sport Scheck, so hieß es im Oktober, sollte eigentlich verkauft werden: an den britischen Sportartikel-Riesen Frasers. Der Eigentümer, der britische Milliardär Mike Ashley, wollte mit Sport Scheck den größten Sportartikelhändler Europas schaffen. Doch dass der Verkauf nicht ratzfatz über die Bühne gehen würde, war klar. Denn die Übernahme musste kartellrechtlich geprüft werden. "Dass das nicht klappt, hat sich schon vor ein paar Wochen abgezeichnet", erzählte eine Verkäuferin am Mittwoch im Geschäft.  In der Früh, noch vor Ladenöffnung, hatten die Mitarbeiter in München die schlechten Nachrichten von der Insolvenz erfahren. 

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Sport Scheck soll verkauft werden: "Sehen Schritt auch als Chance"

"So bitter wie sich dieser Schritt anfühlt, sehen wir ihn auch als Chance, das Unternehmen mit seinen Vertragspartnern und Gläubigern nachhaltig zu stärken", teilte CEO Matthias Rucker mit. "Die Konzentration gilt nun der strategischen Ausrichtung und der Weiterentwicklung des Geschäfts im Sanierungsverfahren.“ 

Die Geschäftsführung hofft, das Unternehmen während des Insolvenzverfahrens sanieren und auf dem Markt wieder stärken zu können – indem Sport Scheck verkauft wird. "Frasers hält weiter an seinen Übernahmeplänen fest", heißt es. Der Verkauf könne aber aufgrund des Insolvenzantrages nun erst mal nicht vollzogen werden. 

Laut Sport Scheck gibt es auch andere potenzielle Käufer. "Dies stimmt Sport Scheck zuversichtlich, einen neuen starken Partner zu finden, der dem Unternehmen langfristig Stabilität zusichert, was die Signa Holding zuletzt nicht mehr gewährleisten konnte", heißt es in einer Mitteilung.

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Für die Kunden in München soll sich erstmal nichts ändern

Nach der Betriebsversammlung gingen die Mitarbeiter in München wieder an die Arbeit. "Wir versuchen es mit Fassung zu tragen. Wir beraten einfach weiter", sagte eine Verkäuferin. Die Filiale in der Neuhauser Straße liegt direkt gegenüber der Alten Akademie – wo Benkos Signa eine halb fertige Baustelle hinterlassen hat. Die Arbeiten dort wurden eingestellt. 

Für die Kunden von Sport Scheck soll sich erst mal erkennbar nichts ändern. Alle Filialen und der Online-Shop bleiben in den kommenden Monaten normal geöffnet, teilte Sport Scheck mit. Auch der Service für Kunden bleibe in der gewohnten Qualität bestehen, betonte die Geschäftsführung. 
Bis Ende März spätestens soll der Sanierungs- und Investorenprozess abgeschlossen sein.  

77 Jahre Tradition

Sport Scheck gehört seit mittlerweile 77 Jahren zu München. 1946 schneiderte Otto Scheck aus alten Militärbeständen eine Kollektion für Winterkleidung – das war der Grundstein für das Geschäft. 1991 wurde Sport Scheck an den Otto-Konzern verkauft. Das Münchner Stammhaus zog 2016 aus der Sendlinger Straße in die Neuhauser Straße um. Vor gut drei Jahren erwarb es Signa Retail, die Warenhaus-Sparte von René Benko. Im Oktober wurde bekannt, dass der britische Sportartikelriese Frasers (950 Filialen) Sport Scheck kaufen wollte. Unsicher war nur, ob die Wettbewerbsbehörden zustimmen. Nun ist klar, dass die Übernahme (noch?) nicht geklappt hat.

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25 Kommentare
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  • ich bins am 02.12.2023 09:39 Uhr / Bewertung:

    Früher, noch zu Zeiten in der Sendlinger Str.. war Sport Scheck ein Sportartikel Fachgeschäft.
    Seit er umgezogen ist, ist es ein Sportmodengeschäft, mit kaum Alleinstellungs-Merkmalen.

  • OLGI am 01.12.2023 09:01 Uhr / Bewertung:

    Die 680 Millionen Steuergeld waren ja nicht um Galeria "zu retten". Die wurden an die anderen Signafirmen, die die Kaufhäuser an Galeria überteuert vermieten, weitergereicht.

  • FredC2 am 30.11.2023 17:41 Uhr / Bewertung:

    So, jetzt müssten doch die Witzbolde auch wieder kommen wegen "grüne Ideologie ist Schuld" und so weiter . Ist doch eine oft hier veröffentlichte Meinung wenn mal wieder ein Laden in der City zumacht, oder Umsatzrückgänge beklagt werden.

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