Diese Büro-Giganten prägen das Münchner Stadtbild

Für die einen sind es Klötze, die anderen sehen Ikonen der Architektur. Und manche Bauten legen sogar das Münchner Rathaus lahm.
von  Lea Kramer
126 Meter: Highlight Towers
126 Meter: Highlight Towers © Hines Immobilien GmbH

München - Immer mal wieder strebte München hoch hinauf. Eine Skyline wie Manhattan bekam die Isarmetropole nie. Und auch keine Wolkenkratzer wie Frankfurt. Ein paar ungewöhnliche architektonische Ausreißer hat die Stadt dennoch genehmigt. In den meisten wird heute gearbeitet – inklusive Weitblick.

Besonders beliebt sind die Türme bei der Bevölkerung allerdings nicht. Das liegt auch daran, dass viele Münchner den Anblick der Riesen aus jüngster Vergangenheit zu langweilig finden. Der aktuell höchste Büroturm im Nordwesten der Stadt mit 146 Metern Höhe, 38 Stockwerken und dem Namen "Uptown" wird wegen seiner anspruchslosen Form auch recht spöttisch als "Vierkantbolzen" betitelt.

Ursprünglich wurde das Gebäude am Georg-Brauchle-Ring komplett vom Mobilfunkanbieter Telefonica (früher O2) als Firmenzentrale genutzt, zwischenzeitlich mietete der Autobauer BMW einige Geschosse. 2017 wechselte das Hochhaus für einen dreistelligen Millionenbetrag den Besitzer. Es wird nun von Euro Capital und Bayern Projekt betrieben, Telefonica mietet Flächen im Turm und in den angrenzenden Häusern.

Die 100-Meter-Grenze gilt in München noch immer

2004 hatte das Hochhaus gemeinsam mit den "Highlight Towers" aus der Parkstadt Schwabing (126 Meter) eine Kontroverse ausgelöst, die Münchens Stadtplanung nachhaltig geprägt hat. Einige würden sogar sagen: massiv ausbremste. Ein Bündnis um den früheren Oberbürgermeister Georg Kronawitter (SPD) setzte sich dafür ein, dass künftig kein Neubau mehr größer werden sollte als die Frauenkirche.

Bei einem Bürgerentscheid sprach sich eine knappe Mehrheit für die 100-Meter-Obergrenze bei Neubauten aus. Wirtschaftsverbände, Stadträte und vor allem Kronawitters Nachfolger Christian Ude (SPD) hatten sich gegen das Hochhausbegehren ausgesprochen. Der Süddeutsche Verlag musste in der Folge die Planungen für sein Hochhaus in Zamdorf anpassen. Heute ist das Gebäude mit 28 Stockwerken 100 Meter hoch, statt 148.

Außerhalb Münchens haben viele Hochbauten einen guten Ruf. Vorwiegend die Gebäude, die in den 70er und 80er Jahren entstanden sind, werden hochgelobt. Während die Münchner das Hypo-Haus (heute: HVB-Tower) am Arabellapark als "Blechkiste" beschimpften, gilt es in Architektenkreisen als Ikone für futuristisches Bauen. Nach seiner Fertigstellung im Jahr 1981 war es bis 2004 mit 113,7 Metern Höhe und 27 Etagen Münchens höchstes Hochhaus. Seit 2006 steht der Turm, den Walter und Bea Betz in Beton und Aluminium geplant haben, unter Denkmalschutz. Besonders die fünf Hängegeschosse zwischen fünftem und neuntem Obergeschoss gelten als optisch herausragend.

Dem Arabella-Hochhaus geht es 2026 an den Kragen

Zwischen 2012 und 2016 wurde das Gebäude saniert. Da sich das Innere im Laufe der Jahre immer wieder verändert hat, steht es nicht unter Denkmalschutz. Im Rahmen der Modernisierung wurde es dann komplett umgestaltet. Gemeinsam mit dem Arabella-Hochhaus (75 Meter), dem Hotel Westin Grand (früher: Sheraton, 22 Geschosse) und dem BayWa Sternhaus (früher 60 Meter, seit der Sanierung 2017 jetzt 76,1 Meter hoch) markiert die schimmernde Fassade des HVB-Towers schon von weit her den Arabellapark.

Für den Nachbarn, das Arabella-Hochhaus aus den 60er Jahren sieht es derweil weniger rosig aus. Das von Josef Schörghuber in Auftrag gegebene Wohnhaus ist seit den Olympischen Spielen ein Hotel mit Klinik und Arztpraxen. 2018 wurde bekannt, dass das "Haremsgitter" abgerissen werden soll.

Die Bayerische Hausbau, Eigentümer des Komplexes, teilte mit, dass das Hochhaus nach 50 Jahren nicht mehr saniert werden könne. Bis 2026 soll es noch betrieben werden, dann rollen die Bagger an. Dass das Hochhaus bis dahin zum Denkmal wird, ist unwahrscheinlich. Generalkonservator Mathias Pfeil urteilte in der Vergangenheit nüchtern: Das Arabellahaus sei zwar sehr markant, aber "nur ein ganz gewöhnliches Scheibenhaus".

Lesen Sie hier den ersten Teil der AZ-Serie: Nah am Himmel - das ist Münchens erstes Hochhaus


Wie es sich im Pharao-Hochhaus lebt, lesen Sie am Dienstag

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