Die letzte Rothaut – Axel Berg kämpft für die SPD

Er ist der letzte Mohikaner. Der Münchner Axel Berg kämpft als einzig direkt gewählter SPD-Bundestagsabgeordneter Bayerns gegen eine schwarze Übermacht.
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Gibt sich zuversichtlich: Axel Berg
dpa Gibt sich zuversichtlich: Axel Berg

MÜNCHEN - Er ist der letzte Mohikaner. Der Münchner Axel Berg kämpft als einzig direkt gewählter SPD-Bundestagsabgeordneter Bayerns gegen eine schwarze Übermacht.

44:1 lautete 2005 die Bilanz in den 45 bayerischen Wahlkreisen für die CSU. Seit 1998 sitzt der 50 Jahre alte Berg im Bundestag, von Wahl zu Wahl werden die Umstände widriger: 2002 war es Kanzlerkandidat Edmund Stoiber, 2005 der Überdruss an der rot-grünen Koalition. Und 2009 ist die SPD tiefer im Keller als jemals zuvor.

„Ich bin ganz oben auf der Zuversichtsskala“, sagt Berg unverdrossen. „Fast schon Ehrensache im Münchner Norden: Axel wählen“, heißt es auf seinen Wahlplakaten. Der Münchner Norden ist ein Industrieviertel und gilt daher als traditionelles SPD-Quartier. Allerdings ist die eigentliche Arbeiterpartei Bayerns die CSU. Wahlanalysen zufolge wählen die meisten Gewerkschaftler im Freistaat schwarz. „Klar ist die SPD schlecht im Futter“, gibt Berg unumwunden zu. „Aber die CSU ist auch schlecht im Futter.“

Wahlwerbung mit Smiley

Die meisten SPD-Abgeordneten im Freistaat pflegen katastrophale Erststimmenergebnisse zu erzielen. Berg ist die Ausnahme. „Ich bin einer der besten Stimmensammler Deutschlands“, sagt er. Auf seinen Wahlplakaten fehlt eines: Bergs Konterfei. „Dr. Axel Berg verschont Sie mit einem Politiker-Foto“ steht unter einem Smiley.

Seit elf Jahren hält er an Straßenecken und vor U-Bahn-Stationen mobile Sprechstunden ab. „Im Münchner Norden hat mich inzwischen auch der Letzte in der Bevölkerung gesehen“, sagt er. „Wenn ich irgendwo hinkomme, heißt es: Hallo Herr Berg hier, hallo Herr Berg da.“

Auf der Liste steht Berg hinter unbekannten Hinterbänklern

Seinen ersten Wahlkampf 1998 finanzierte er weitgehend auf eigene Kosten. „Am Ende hatte ich 50 000 Mark Schulden“, sagt er. Sein Thema sind die erneuerbaren Energien. „Ich kämpfe seit Tag eins dafür“, sagt er. „Ich bin glaubwürdig, da kann mir niemand was am Kittel flicken.“

Andere Parteien würden einen erfolgreichen Abgeordneten prominent herausstellen – nicht so Bayerns SPD. Die Sozialdemokraten im Freistaat praktizieren den Schutz der Schwachen vor allem auf der eigenen Bundestagsliste. Unbekannte Hinterbänkler landen vorne, Berg aber steht auf Listenplatz 17.

Denn die Sozialdemokraten im Freistaat leiden an einer Diskriminierungskette. Die Bayern SPD als Ganzes fühlt sich von der Berliner Zentrale vernachlässigt. Innerhalb des Freistaats werden die Oberbayern von den übrigen SPD-Bezirken benachteiligt. Am Ende dieser Kette steht einer der erfolgreichsten SPD-Verbände Bayerns – München.

Hat München bald keinen SPDler mehr in Berlin?

Bei der Nominierung der Kandidaten werden die Landeshauptstädter von ihren chronisch erfolglosen Parteifreunden aus dem restlichen Bayern traditionell auf hintere Listenplätze entsorgt. Der potenzielle Super-Gau für die Sozialdemokraten: Im schlimmsten Fall wäre München als drittgrößte Stadt Deutschlands mit keinem einzigen Sozialdemokraten mehr im Bundestag vertreten. „Ich muss an mich glauben“, sagt Berg. „Wer soll denn sonst an mich glauben?“

Carsten Hoefer, dpa

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