Metzgersprung in München: Nass bis auf die Knochen – und stolz wie nie

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Es ist schon ein bisserl verhext: Nur noch alle drei Jahre findet im Fischbrunnen vor dem Rathaus der traditionelle Metzgersprung statt – und schon wieder hat es am Sonntag ausgerechnet während der feierlichen Zeremonie wie aus Kübeln geschüttet. Und das nun schon zum dritten Mal in Folge, als ob es in dem Brunnen auf dem Marienplatz nicht schon nasskalt genug wäre.
Doch Lisi Achner und Romy Schretter (beide 18) und ihren sechs männlichen Mitstreitern konnte das den Spaß nicht verderben. Schließlich ist es eine besondere Ehre, Teil eines jahrhundertealten Brauchs zu sein. Unerschrocken sprangen die acht besten Metzger- und Fleischereifachverkäufer-Gesellinnen und -Gesellen in weißen Gewändern in den Brunnen.
Metzgersprung in München: Das sind die Gesellinnen und Gesellen
Der Metzgersprung ist ein Initiationsritus, durch den sich die Lehrlinge von ihren Sünden freiwaschen. In München hat die Freisprechfeier eine besondere Bedeutung: Denn nach der Pest vor rund 450 Jahren waren es die Schäffler mit ihrem klingenden Spiel und die Metzger mit ihrem ausgelassenen Toben im Fischbrunnen, die wieder Lebensfreude verbreiteten. Sie lockten die verängstigten Menschen wieder aus ihren Wohnungen und Häusern auf die Straßen.

Zur Erinnerung an die dunkle Zeit und als Lohn für ihr tapferes Verhalten bekam die Metzger-Innung zunächst das Privileg, diesen Umzug mit der Freisprechung der Lehrlinge alljährlich am Fastnachtsmontag wiederholen zu dürfen.
Zwischendurch wurde der Zunftbrauch zeitweise unterbrochen. Da es im Lauf der Jahre bei dem feuchtfröhlichen Treiben oft zu Ausschreitungen gekommen war, ließ der Kurfürst den Metzgersprung 1793 verbieten. Aber Maximilian II. ließ den Volksbrauch wieder aufleben. Seit 1995 findet er alle drei Jahre im September statt.
Zur Tradition gehört auch, dass die Gesellen und Gesellinnen die Umstehenden kräftig vollspritzen mit Brunnenwasser. Kann ja nicht sein, dass bei dem Spektakel nur allein sie durch und durch nass werden.

Nach dem Spektakel, das OB Dieter Reiter (SPD) als „den feuchtesten Münchner Brauch“ bezeichnete, zogen sich die fröstelnden jungen Leute in einem provisorisch zur Garderobe umfunktionierten Kühllaster trockene Sachen anDie sogenannten Kälberschwanzerl an den traditionellen Gewändern sind übrigens schon lange kein echten mehr – sie sind aus Synthetik Danach ging es noch weiter zum Feiern in den Augustiner. OB Reiter mit Ehefrau Petra und Obermeister Andreas Gaß fuhren in einer Pferdekutsche voran.
Die beste praktische Prüfung als Fleischfachverkäufer legte übrigens Sufal Chadhary ab. Der 31-Jährige ist erst vor zwei Jahren aus Nepal nach München gekommen – und fängt nun bei Vinzenzmurr in der Schellingstraße an.
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