Dauerstreit: War der OEZ-Täter rechtsextrem?
Grüne, SPD, Gutachter und Opferanwälte fordern, dass die Tat als rechtsradikal eingestuft wird. Doch die CSU-Regierung ist stur.
München - Auch 24 Monate nach dem Verbrechen am Olympia-Einkaufszentrum mit neun Toten, fünf Schwerverletzten und vielen traumatisierten Menschen ist die Aufarbeitung und Einordnung der Tat noch nicht abgeschlossen. Erst vor wenigen Wochen hat die Staatsanwaltschaft die Ermittlungen, die eigentlich im März 2017 abgeschlossen waren, wieder aufgenommen. Grund ist, dass der Mörder David S. († 18) offenbar Verbindungen zu einem rassistischen Amokläufer in New Mexico in den USA hatte und über die Spieleplattform "Steam" einem rechtsextremen Netzwerk angehörte, das sich "Anti-Refugee-Club" nannte. Derzeit wertet das Landeskriminalamt umfangreiches Datenmaterial vom FBI aus.
Die Einordnung der Tat ist kein Politikum
Zwar kamen drei Wissenschaftler, die die Stadt München mit einem Gutachten beauftragt hatte, zu dem Ergebnis, dass die Tat politisch – also rechtsextrem – motiviert war. Und auch der Vorsitzende Richter, der den Verkäufer der Mordwaffe verurteilte, sagte: "Es besteht nicht der geringste Zweifel, dass die Tat rassistisch und fremdenfeindlich motiviert gewesen ist." Doch die bayerische Staatsregierung bleibt bis heute bei ihrer Bewertung: David S. sei ein Amokläufer. Hauptauslöser seien, dass er Jahre zuvor von Mitschülern gemobbt worden war und psychische Probleme hatte. Zumindest sieht Innenminister Joachim Herrmann inzwischen "einen rassistischen Ansatz".
Der Schüler plante sein Verbrechen ein Jahr lang
Dabei gibt es sehr viele Indizien: David S. verehrte den Rechtsterroristen Anders Breivik und beging die Tat am Jahrestag des Massenmords in Norwegen. Der Münchner Schüler plante sein Verbrechen ein Jahr lang. David S. fühlte sich als Iraner dem Ariertum zugehörig und war stolz darauf, am selben Tag wie Hitler Geburtstag zu haben. Er sagte zu dem Mann, der ihm die Mordwaffe verkaufte, dass er "ein paar Kanaken abknallen" wolle. Er versuchte gezielt türkische und albanische Jugendliche an den Tatort zu locken und tötete dann ihm völlig fremde Menschen, die er für Ausländer hielt.
Katharina Schulze, Chefin der Grünen im Landtag erneuerte am Freitag ihre Forderung: "Die Tat muss endlich als rechtsextreme Tat eingeordnet werden!" An ihrer Seite stand der Gutachter Christoph Kopke, der die Polizeiakten studiert hat. Der Gutachter sagte: "Schon im ersten Abschussbericht kam der Inspektor der Polizei zu dem Ergebnis, dass von einer rechtsextremen Tat ausgegangen werden kann." Die Staatsregierung will nun erstmal das Ergebnis der neuen Ermittlungen abwarten. Einen neuen Bericht gibt’s somit erst nach der Landtagswahl.
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