Das sind Münchens hässlichste Plätze - immer noch
München - Die Zeit heilt alle Wunden, heißt es. Bei baulichen Wunden scheint der Genesungsprozess offenbar jedoch etwas länger zu dauern. Vor ziemlich genau sieben Jahren hat die AZ gemeinsam mit Lesern und dem Verein „Mobil in München“ die Top Ten der hässlichsten Plätze Münchens gekürt. Viel getan hat sich dort seitdem nicht, wie sich jetzt bei einer Bestandsaufnahme zeigt. Hier der aktuelle Stand.
Rotkreuzplatz
Es gibt Menschen in Neuhausen, die sagen: Das einzig Schöne am Rotkreuzplatz ist der Sarcletti – dabei liegt die Eisdiele gar nicht mal direkt am Platz, sondern offiziell ein paar Schritte weiter in der Nymphenburger Straße. Wenn man sich am Rotkreuzplatz umschaut, kann man diese Geschimpfe schon verstehen.
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Auf dem Platz herrscht nämlich ein ganz ordentlicher Verhau: Der Brunnen mit den dickleibigen Figuren, das Kopfsteinpflaster, die geziegelten Sitzbänke. Die prägen übrigens schon seit den achtziger Jahren das Bild des Platzes und bröseln mittlerweile fröhlich vor sich hin. Das war 2008 so – und sah jetzt nicht anders aus.
Ratzingerplatz
Den unrühmlichen Rang eins unter den scheußlichsten Plätzen der Stadt nahm vor sieben Jahren der Ratzingerplatz in Sendling ein. Früher fuhr hier mal die 16er Tram durch, weshalb der Platz immer noch von Gleisen durchzogen ist. Dann wurde in München allerdings die U-Bahn gebaut, die Straßenbahnstrecke wurde verlegt – seitdem rottet der Ratzingerplatz so vor sich hin.
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Vor vier Jahren hätte es fast mal Rettung gegeben. Die Umgestaltungspläne waren so gut wie fertig. Dann stellte die Stadt allerdings fest, dass es in München an Gymnasien und Grundschulen mangelt. Der Stadtrat kassierte die Planungen darauf wieder ein – und wird demnächst erneut über die Zukunft des Ratzingerplatzes beraten.
Hans-Mielich-Platz
Der Hans-Mielich-Platz ist eine positive Ausnahme: Während die meisten Plätze aus der Hässlichkeits-Hitliste von 2008 nahezu unverändert daliegen, hat sich der Hans-Mielich-Platz in Untergiesing richtig gemausert. Früher diente der Platz nur als Autoabstellfläche. Ein paar links, ein paar rechts und in der Mitte auch noch ein paar. Doch diese Zeiten sind vorbei.
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Das Straßen-Kuddelmuddel ist jetzt kanalisiert. Nur noch die Claude-Lorrain-Straße kreuzt den Platz, der Rest gehört den Fußgängern. Es gibt jetzt ein paar Holzbänke, eine bunte Lärmschutzwand an der vorbeiführenden Bahntrasse und sogar ein paar Kunstinstallationen. Allerdings musste eine Bürgerinitiative auch über 15 Jahre für Umgestaltung kämpfen, bis es schließlich tatsächlich so weit war.
Platz der Menschenrechte
Der Platz der Menschenrechte ist erst zehn Jahre alt. Er ist das Pendant zum Willy-Brandt-Platz. Der eine liegt diesseits der Riem-Arcaden, der andere jenseits. Auf beiden Seiten ist allerdings nie so wirklich Leben eingezogen. Während sich im Einkaufszentrum selbst jeden Tag tausende Menschen tummeln, sind die Plätze meistens verwaist. Dabei wurde der Platz der Menschenrechte nur mit besten Absichten gestaltet: Viel Holz, viel Sand, viel Wasser – nur angenommen wird der Platz nicht.
Schweizer Platz
Der Schweizer Platz in Fürstenried ist eine echte Bausünde. Vollkommen einbetoniert liegt er da. Nur am Mittwoch und Samstag, zum Wochenmarkt, kehrt hier ein bisschen Leben ein. Ansonsten nutzen den Platz fast nur die Bierdimpfl aus dem Viertel für ihre Stammtischrunden.
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Wer auf dem Weg zur U-Bahn ein bisschen zu früh dran ist, verbringt die Wartezeit zumeist lieber unten an den Gleisen. Ändern wird sich an diesem Zustand so schnell nichts. Stadt und Bezirksausschuss halten den Platz für funktional. Und da die Stadt gerade einen kleinen Sparkurs eingeleitet hat, wird es auch in den nächsten Jahren wohl nicht weit über „funktional“ hinausgehen.
Herkomerplatz
Wer nicht weiß, dass der Herkomerplatz in Bogenhausen ein Platz ist, wird ihn als solchen nur schwer erkennen. Für die meisten ist er eher ein Verkehrsumschlagplatz. Sechs Straßen kreuzen hier, dazu mehrere Bus- und Tram-Linien – wer Ruhe und Entspannung sucht, ist dort jedenfalls gänzlich falsch.
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In den Akten der Stadt firmiert der Herkomerplatz als hoffnungsloser Fall. Insofern sind in den vergangenen Jahren auch nicht viele Versuche unternommen worden, eine Verbesserung herbeizuführen. Die Radwege wurden ein bisschen von der Straße weggerückt, die Bushäuschen dafür ein bisschen näher an die Fahrbahn. Mehr ist nicht passiert – und wird so bald auch nicht.
Rosenkavalierplatz
Der Name klingt schwer romantisch, optisch macht der Rosenkavalierplatz allerdings nicht viel her. Viel grau, viel Beton. Tagsüber tummeln sich noch einige Menschen aus den umliegenden Hotels und Bürogebäuden im Arabellapark. Abends weicht das Leben jedoch nahezu gänzlich aus dem Platz.
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Die paar Restaurants, die sich am sehr weitläufigen Rosenkavalierplatz mittlerweile angesiedelt haben, haben dieses Problem ein bisschen abgemildert. Zumindest im Sommer liegt der Platz abends nicht mehr wie ausgestorben da. Baulich wird sich an den Gegebenheiten allerdings nichts ändern. Womöglich ein Brunnen, vielleicht etwas mehr Grün – das ist bislang nicht vorgesehen.
Kolumbusplatz
Unter dem Herbstlaub liegt der Kolumbusplatz momentan da wie im Dornröschenschlaf. Wenn die Blattdecke wieder weg ist, wird sich allerdings zeigen: Es verbirgt sich nichts Besonderes darunter.
Ein einsames Parkbänkchen wartet am Kolumbusplatz auf müde Spaziergänger. Niemand lässt sich am Rande der Au jedoch für länger nieder. Vom Giesinger Berg kommen die Autos heruntergedonnert. Über die Bahnbrücke rattern immer wieder die Güterwaggons. Lauschig ist definitiv anders.
Luise-Kiesselbach-Platz
Wenigstens ein Hoffnungsschimmer: Jahrelang war der Luise-Kiesselbach-Platz die größte Baustelle Münchens. Natürlich landete er da unter den hässlichsten Plätzen der Stadt auf einem Top-Rang. Jetzt liegt der Mittlere Ring auf dieser Höhe unter der Erde. Für den Luise-Kiesselbach-Platz ist jetzt die Zeit gekommen, sich ordentlich aufzuhübschen.