Das Münchner Rockmuseum ist Geschichte - was die Macher nun planen
München - Mit dem Ende des Jahres 2021 wurde auch das Ende einer Münchner Institution besiegelt. Nach 17 Jahren musste das Rockmuseum im Olympiaturm seine Türen schließen. Schuld ist allerdings nicht, wie in vielen anderen Fällen derzeit, die Pandemie. Das Aus bahnte sich schon an, da wusste die Welt noch nichts vom Coronavirus.
Denn im Rahmen des Jubiläumsfestivals 50 Jahre Olympische Spiele in München im Olympiapark soll es eine Sonderausstellung im Olympiaturm geben. Eben dort, wo seit 1. Dezember 2004 Exponate der Musikgeschichte die Museumsbesucher begeisterten. Ab 2023 soll der 1968 errichtete Olympiaturm dann seine längst fälligen Sanierungsarbeiten erhalten.
Für Herbert "Herbi" Hauke (66), der zusammen mit seinem besten Freund und ehemaligem AZ-Redakteur Frank Arno Eser, vor 17 Jahren das "höchste Rockmuseum der Welt" eröffnete, sind die Gründe für das Ende in luftiger Höhe nachvollziehbar. Schmerzhaft war der 31. Dezember 2021 dennoch für ihn. "Es war schrecklich. Nun weiß ich, wie sich die Azteken gefühlt haben müssen, als man ihnen das Herz herausgerissen hat", gibt Hauke sein Gefühle im Gespräch mit der AZ preis.
Für Hauke, den mittlerweile pensionierten Finanzberater, war sein Rockmuseum ein wahrgewordener Lebenstraum.

Angefangen hat alles mit einem "The Who"-Konzert
Angefangen hat seine Passion für die Musik mit einem Konzert von "The Who", die damals als lauteste Band der Welt angekündigt wurde.
Von den unzähligen Konzerten, die Herbert Hauke seitdem besucht hat, ist ihm eines ganz besonders in Erinnerung geblieben. Ein Auftritt von Tina Turner am 18. November 1973 im Münchner Circus Krone. Extra für die Sängerin kaufte Hauke damals am Stachus einen Strauß Moosröschen, welches er während des Konzerts erfolgreich auf die Bühne werfen konnte. Etwas Kraft war damals vonnöten, denn Hauke saß nicht, wie er eigentlich gehofft hatte, in der ersten Reihe. Die war nämlich bereits besetzt – und zwar von niemand Geringerem als den Rolling Stones.
Die beschreibt Hauke als "echt nett", damals ließ er es sich natürlich auch nicht nehmen, mit Mick Jagger und Co. ein paar Fotos zu machen und sich Autogramme zu holen.
Nicht Haukes einziger Erfolg an diesem November-Abend. Tina Turner hob die ihr zugeworfenen Rosen auf, steckte sich eine davon hinters Ohr und widmete das Lied "I've been loving you to long" in einer siebzehnminütigen Version samt gespieltem Orgasmus ihrem Münchner Rosenkavalier.
Wenn Herbert Hauke in seinen Erinnerung schwelgt, wird einem sofort klar: dieser Mann liebt nicht nur die Musik, er lebt sie, mit jeder Faser seines Körpers.
Über 20.000 Exponate nennt Hauke sein Eigen
Vom Tina-Turner-Konzert bis zur Eröffnung des Rockmuseums zogen aber noch viele Jahre ins Land. Diese Zeit machte sich Musikliebhaber Hauke aber zunutze. Er freundete sich mit Fotografen, Sicherheitsleuten, Tourbegleitern und Rockstars an, hing in Backstage-Bereichen rum und sammelte fleißig Andenken, Platten, Poster und vieles mehr. Mittlerweile kann der 66-Jährige eine imposante Sammlung von über 20.000 Exponaten sein Eigen nennen.

Darunter ein Piano, ein Tropenhut und eine Fellbrille von Elton John, eine Gitarre von Ozzy Osbourne samt Sarg-Koffer, Fußbälle mit dem Autogramm von Rod Stewart und jede Menge Goldene Schallplatten und CDs zahlreicher Künstler. "Ich hatte auch mal ein Cabrio von Mick Jagger, doch das habe ich irgendwann mal verkauft. Das dürfte das größte Stück meiner Sammlung gewesen sein", so Hauke.

Haukes Lieblingssammlerstück ist eine Latexhose von Freddie Mercury, die der Queen-Sänger auf der 78er-Tour der Band trug und in der er, wie er selbst sagte, immer "tierisch schwitzte". Über Kontakte landete das gute Stück dann in der Sammlung von Herbert Hauke.
In seinem Rockmuseum, welches Hauke stets aus eigener Tasche finanzierte, war nur etwa ein Prozent seiner gesamten Exponate zu sehen. Quasi nur ein Vorgeschmack dessen, was Hauke noch so auf Lager hat und zwar im wahrsten Sinne des Wortes.
17 Jahre lang gab es wechselnde Ausstellungen, über 250 Livekonzerte und jede Menge beeindruckende Geschichten, die Hauke bei seinen Museumstouren zum Besten gab. Vor allem die Livekonzerte im Olympiaturm wird der 66-Jährige "wirklich sehr vermissen".
Das Museum ist zu, doch der Traum lebt weiter
Doch dies ist nun erstmal Geschichte. Trotz der Schließung des Rockmuseums will sich Herbert Hauke in seinem Ruhestand nicht ausruhen, stattdessen hat er zahlreiche neue Projekte am Start – die natürlich alle etwas mit Musik zu tun haben.
So organisiert der 66-Jährige seit zwei Jahren, damals hat er erfahren, dass er sein Museum räumen muss, Sonderausstellungen in der Pasinger Fabrik.
Am 24. Juni 2020 begann dort seine Beatles-Ausstellung "A Day in the Life". Eine Ausstellung zu den Rolling Stones sollte folgen. Und ihn wenigen Wochen wird seine dritte Ausstellung in der Pasinger Fabrik eröffnet. "Queen – A Bohemian Rhapsody" läuft vom 17. März bis 25. Juni 2022 und wird die enge Verbindung der Musiker zu München aufzeigen. Sänger Freddie Mercury lebte selbst einige Jahre in der bayerischen Landeshauptstadt. 2023 ist eine Sonderausstellung über Michael Jackson geplant.
Apropos Mercury – Hauke ist Mitinitiator einer Petition an Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD), die es sich zum Ziel gemacht hat, dem Queen-Sänger in München ein Denkmal zu setzen. "Das wäre am besten im Glockenbachviertel ausgehoben", so der 66-Jährige.
Ein weiteres Herzensprojekt für den ehemaligen Finanzberater mit dem exzellenten Musikwissen ist der Aufbau des Webportals "Munich – City of Music", das sich voll und ganz der Musik in München gewidmet hat und eine virtuelle Begegnungsstätte von Musikmachenden und Musikliebhabern darstellt. Auf der Seite kann man auch einen virtuellen Besuch des Rockmuseums absolvieren, natürlich geführt von Herbert Hauke. Die dazu notwendige App kann man sich kostenlos herunterladen.
Auch das Thema Olympiapark noch nicht abgehakt, schließlich ist man ja nicht im Streit auseinander gegangen. "Es gab bereits lose Gespräche, aber noch nichts Spruchreifes", so Hauke, der allerdings nicht davon ausgeht, noch einmal im Olympiaturm aufzuschlagen.
Trotz seiner 66 Jahre hat Herbert Hauke also noch viel vor, denn er möchte der derzeit arg gebeutelten Kulturszene, die ihm in all den Jahren so viel gegeben hat, wieder etwas zurückgeben. Und dies wird Hauke, der, wie er selbst sagt, "seinen Traum lebt" sicherlich mit Inbrunst und ganz viel Liebe zur Musik tun.
- Themen:
- Circus Krone
- Elton John
- Michael Jackson
- München