Gartenwagen von Kurfürst Karl Theodor: 250 Jahre alte Radl-Rikscha wieder im Schloss Nymphenburg

Ein einzigartiges, über 200 Jahre altes Fahrzeug ist zurück im Marstallmuseum von Schloss Nymphenburg.
Nina Job
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In dieser historischen Rikscha ließ sich einst Kurfürst Karl Theodor durch den Schlosspark kutschieren. Eine Lakai musste dafür kräftig in die Pedale treten.
In dieser historischen Rikscha ließ sich einst Kurfürst Karl Theodor durch den Schlosspark kutschieren. Eine Lakai musste dafür kräftig in die Pedale treten. © Florian Schroeter/Bay. Schlösser- und Seenverwaltung

München - Ein einzigartiges Fahrzeug aus dem 18. Jahrhundert ist ins Marstallmuseum von Schloss Nymphenburg zurückgekehrt: der Gartenwagen mit Tretantrieb von Kurfürst Karl Theodor. Der Tretwagen gehört zur Sammlung des historischen Marstalls, die heute von der Bayerischen Schlösserverwaltung betreut wird. Die historische Rikscha war so bedeutend, dass die Nachfolger von Kurfürst Karl Theodor sie zusammen mit den Prunkkutschen und -schlitten vergangener Zeiten im Marstall der Residenz München aufbewahrten.

1920 war das Fahrzeug an das neu gegründete Deutsche Museum entliehen worden und wurde dort viele Jahre lang ausgestellt. Nach über 100 Jahren ist der historische Tretwagen nun wieder zurückgekehrt in die Sammlung der Wittelsbacher Staats- und Galawagen im Marstallmuseum.

Der Wagen wurde einst nicht mit Pferden kutschiert, sondern von einem Lakaien in Bewegung gebracht. Dafür musste er kräftig in die Pedale beziehungsweise in die sogenannten Trethebel treten.

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Der Kurfürst konnte in dem leichten Sessel aus Peddigrohr vor ihm Platz nehmen und mit einem Metallbügel selbst lenken.

Die historische Rikscha mit vier Rädern wurde um 1775 in London als Parkfahrzeug gebaut und vom technikinteressierten Kurfürsten gekauft. Damals lebte und residierte der pfälzische Kurfürst noch in Mannheim. Als Karl Theodor durch Erbvertrag auch Kurfürst von Bayern wurde, kam das Fahrzeug in den Münchner Marstall. In dieser Zeit wurde viel an Fortbewegungsmitteln ohne Pferdekraft geforscht. Als Weiterentwicklung des Wagens mit Pedalantrieb erfand Karl Drais die "Draisine", ein Laufrad und Vorläufer des Fahrrads.

Ebenfalls im Marstallmuseum zu bewundern gibt es den großen Gala-Wagen von Ludwig II. Er war seinerzeit etwa so viel wert wie 120 Bauernhöfe.
Ebenfalls im Marstallmuseum zu bewundern gibt es den großen Gala-Wagen von Ludwig II. Er war seinerzeit etwa so viel wert wie 120 Bauernhöfe. © Hannes Magerstädt

Der historische Gartenwagen erinnert an heutige Rikschas und Lastenräder. Äußerlich sieht der Tretwagen von Kurfürst Karl Theodor einem zweiten Gartenwagen im Marstallmuseum, dem "Park-Phaeton", sehr ähnlich. Beide Fahrzeuge stammen aus England, das damals führend im Wagenbau war, und haben viele innovative technische Details. Aber der Antrieb ist unterschiedlich: Pferde- oder Menschenkraft.

Das Schloss Nymphenburg ist für Münchner und Touristen ein beliebtes Ausflugsziel.
Das Schloss Nymphenburg ist für Münchner und Touristen ein beliebtes Ausflugsziel. © dpa

Der Gartenwagen mit Tretantrieb bildet den Auftakt einer neuen Raumgestaltung zum Thema "Park und Jagd" im Schwanenturm des Marstallmuseums. Ab April 2025 wird das besondere Fahrzeug vor Ort restauriert. Mit etwas Glück haben Museumsgäste die Chance, den Restauratorinnen und Restauratoren bei der Arbeit über die Schulter zu blicken. 

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Das Marstallmuseum befindet sich in der historischen "Leibpferd-Stallung" in den südlichen Kavaliersgebäuden von Schloss Nymphenburg. Die Stallung wurde 1719 fertiggestellt. Sie lag am nächsten zum Schloss und war der vornehmste der Ställe. Im Sommer waren hier einst die kostbarsten Pferde untergebracht.

Immer einen Spaziergang wert: der Schlosspark.
Immer einen Spaziergang wert: der Schlosspark. © Hannes Magerstädt

Im Zweiten Weltkrieg zog die Marstallsammlung aus der ehemaligen Hofreitschule aus der Innenstadt nach Nymphenburg um. Das heutige Marstallmuseum wurde 1950 eröffnet. Über vierzig repräsentative Kutschen, Schlitten und Reitzubehör aus Wittelsbacher Besitz dokumentieren hier dreihundert Jahre fürstliche Wagenbaukunst, Fahr- und Reitkultur. Das Museum zählt zu den bedeutendsten seiner Art weltweit.

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