"Für Münchner ist das der Hit": Der MVV wächst
München - Der Münchner Verkehrs- und Tarifverbund (MVV) wächst und wächst, auch um ein Rettungsnetz im Falle einer Streichung des Deutschlandtickets bereit zu halten. Münchner kommen durch die Verbundraumerweiterung einfacher an Ausflugsziele. Auch spezifische Angebote wie der Bergbus bleiben bestehen. Die AZ gibt einen Überblick, wie es in der Planung des MVV weitergeht.
Bald auch Augsburg im MVV?
Seit diesem Jahr sind die Landkreise Weilheim-Schongau und Landsberg am Lech Teil des MVV. Am 1. Januar 2026 treten die Landkreise Garmisch-Partenkirchen sowie Stadt und Landkreis Landshut dem MVV bei. "Für Münchner ist das der Hit", sagt MVV-Chef Bernd Rosenbusch. Was die Ausbreitung gen Süden und Norden bedeutet, verdeutlicht ein Beispiel: Schüler, die von Landshut nach Garmisch-Partenkirchen fahren wollen, könnten dafür künftig ihr 365-Euro-Ticket nutzen.

Am 4. April will der Landkreis Mühldorf darüber entscheiden, dem MVV beizutreten. Auch der könnte dann ab 2026 zu MVV-Tarifen befahren werden. Selbst ohne Mühldorf wären ab Januar dann mehr als vier Millionen Menschen in rund 380 Gemeinden Teil des MVV. Das soll noch nicht alles gewesen sein, sagt Rosenbusch. "Es gibt seit letztem Sommer Gespräche mit dem Augsburger Verkehrs- und Tarifverbund." Zu dem gehören neben Stadt und Landkreis Augsburg auch die Landkreise Dillingen an der Donau und Aichach-Friedberg.
Laut Zahlen des MVV pendeln von Augsburg nach München täglich 25.000 Menschen. Vice versa dürfte die Zahl auch beträchtlich sein. Mit einer Erweiterung, könnten fünf bis 10.000 Autos von der Straße geholt werden, glaubt Rosenbusch – ohne, dass mehr Busse und Züge fahren müssten.
Ziel ist, dass der AVV im Sommer über den Beitritt entscheiden kann. Die Erweiterung könnte dann zum 1. Januar 2027 vollzogen werden, teilt Rosenbusch auf Nachfrage der AZ mit. Weitere Erweiterungen des MVV soll es nicht mehr geben, sagt der MVV-Chef. "Die Verbundraumerweiterung ist das Rettungsnetz, falls das Deutschlandticket wegfällt", macht Rosenbusch deutlich. Denn der MVV-Tarif sei dann für Menschen im Vergleich zu einer Kombination aus Bahnpreisen und MVV-Ticket immer noch deutlich günstiger.
MVV: Alte und neue touristische Angebote
Für Ausflügler und Touristen eröffnen sich durch das größere MVV-Gebiet freilich neue Möglichkeiten. Im MVV-Gebiet sind ab Januar 2026 sämtliche oberbayerische Hausberge, der Chiemsee oder Landsberg am Lech, wie Rosenbusch aufzählt.
Bereits jetzt gibt es gezielte Freizeitangebote. Mit dem Bergbus können von München aus beliebte Ausflugs- und Wanderziele, die ansonsten mit dem ÖPNV nur schwer erreichbar sind, angesteuert werden.
Neben den Wochenenden fährt der Bergbus in diesem Jahr auch an Feiertagen jeweils zweimal pro Tag. Finanziert wird das Angebot von der Landeshauptstadt München, den Landkreisen Miesbach und Ostallgäu und dem Freistaat Bayern.
Für dieses und nächstes Jahr ist die Finanzierung gesichert. Ob es mit dem Angebot auch 2027 weitergehen kann, sei laut Rosenbusch offen. Vor allem das Wetter könnte darüber entscheiden, denn während die Busse an sonnigen Tagen randvoll sind, würden das Angebot bei schlechtem Wetter kaum genutzt.
Neu: Alpenbus und Skipass
Zum Fahrplanwechsel im Dezember wird auch der Alpenbus kommen, kündigt der MVV-Chef an. "Wir schaffen es dann zum ersten Mal, im Auftrag von Freistaat und den Landkreisen, von Murnau über Bad Tölz und Tegernsee nach Rosenheim einen Bus im Stundentakt zu fahren".
In diesem Jahr gibt es mit dem MVV-Skipass bereits ein Angebot für Wintersportler. Die können günstiger in die Skigebiete Brauneck, Spitzingsee oder Sudelfeld reisen. Einen Gutschein für den Tagesskipass gibt es obendrauf. Mit der Verbundraumerweiterung sollen weitere Skigebiete hinzukommen, kündigt der MVV-Chef an.
Für Tagesausflügler und Touristen gibt der MVV mithilfe von Flyern Ausflugstipps. Der ÖPNV soll so auch außerhalb des Berufsverkehrs ausgelastet werden. Auf Karten des MVV-Gebiets sind verschiedene Ausflugsziele dargestellt, die selbstständig von den MVV-Kunden angefahren werden können. Schon jetzt gibt es eine Kloster- und eine Museumstour. Im Sommer soll dann auch eine Biergartentour hinzukommen. Es sollen bewusst "kleinere" Ziele empfohlen werden, erklärt Rosenbusch. "Wir tun alles, um die Leute von den klassischen Ausflugszielen wegzubekommen und ihnen Alternativen zu bieten."
MVV-Swipe erfolgreich
MVV-Swipe wurde seit Dezember 2024 für insgesamt mehr als 305.000 Fahrten genutzt. Das ist das neue Ticketsystem, bei dem der Fahrgast beim Einsteigen in Bus oder Bahn auf dem Handy in die eine und beim Aussteigen in die andere wischt und so der günstigste Preis ermittelt wird. Als nächster Schritt ist die Integration des On-Demand-Verkehrs geplant. Angebote wie das Ruf-Taxi oder Flex können dann einfacher gebucht werden. Fahrgäste können per Anruf, Internet oder eben App einen Bus während der Betriebszeiten nach Bedarf buchen. Gerade in weniger dicht besiedelten Gebieten wird das System angeboten.
Perspektivisch will der MVV-Chef einen Preisdeckel für das MVV-Swipe-System einführen. "Wir wollen Gespräche mit den Verkehrsunternehmen für einen Deckel gerne bald starten", sagt er der AZ.
Die Fahrten könnten dann monatlich zusammengerechnet werden und einen bestimmten Preis nicht übersteigen. "Schön wäre ein Monatsdeckel von 58 Euro."