"Das ist die Mykonos-Vermeidungs-Strategie"

Der neue Münchner CSU-Chef Spaenle lästert über Ude und dessen Vorhaben, Ministerpräsident zu werden
Michael Schilling |
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Angriff: Der Münchner CSU-Chef Ludwig Spaenle (r.) attackiert OB Christian Ude.
Martha Schlüter/dpa Angriff: Der Münchner CSU-Chef Ludwig Spaenle (r.) attackiert OB Christian Ude.

Der neue Münchner CSU-Chef Spaenle lästert über Ude und dessen Vorhaben, Ministerpräsident zu werden: „Er ist getrieben vom Phantomschmerz des angehenden Alt-Oberbürgermeisters”

MÜNCHEN Beinahe klingt es wie ein Lob. Aber natürlich verbirgt sich darin eine kleine Gemeinheit, wenn der neue Münchner CSU-Chef Ludwig Spaenle über OB Christian Ude (SPD) sagt, er sei „ein profunder Kenner der Großstadtgesellschaft”. Spaenle will daraus ja etwas anderes abgeleitet wissen: Dass Ude vom ländlichen Bayern wenig Ahnung habe – und sich deshalb als SPD-Spitzenkandidat bei der Landtagswahl 2013 als Flop herausstellen müsste.

Spaenle (50) spottet über Ude (63). Schon die Mentalität der Menschen in Garmisch mit denen der Münchner OB bei der Olympia-Bewerbung zu tun hatte, „die scheint er nicht zu kennen”. Und dass Ude bei seiner Kandidatur als Gegenspieler Horst Seehofers Zuspruch aus allen Landesteilen erfahren hat (AZ berichtete), das lässt Spaenle kalt: „Mal schauen, ob er sich in der politischen Wahrnehmung des Landes nicht täuscht.”

Zwei Jahre vor der Landtags- und drei vor der Stadtratswahl ist der Wahlkampf schon entbrannt. Als Erster aus der CSU fühlt sich der bullige Spaenle berufen, Spitzen gegen Ude abzufeuern. Wenn er also gefragt wird, was den Münchner Dauer-OB nun in die Landespolitik treibe, sagt der CSU-Boss: „Er ist getrieben vom Phantomschmerz des angehenden Alt-Oberbürgermeisters”, vom Schmerz „über seinen politischen Ruhestand”. Das soll bedeuten, dass Ude womöglich Angst hat, 2014 nach Ablauf seiner Amtszeit in München nur mehr Pensionär, Privat- und Ehemann auf seiner Lieblings-Insel Mykonos zu sein.

Spaenle, der Spötter, sagt es so: „Das ist die Mykonos-Vermeidungs-Strategie.”

Ude zielt also lieber auf den Thron des Ministerpräsidenten – und hat damit auch die eigene Partei in weiten Teilen überrascht. Offiziell soll über die Kandidatur „nach dem Urlaub” im Herbst entschieden werden. Die SPD-Gremien sind bisher ja außen vor geblieben. Aber wer glaubt, dass sich Ude jetzt noch aus dem Sattel stoßen ließe?

„Würde jemand bei der CSU so mit der Partei umgehen”, sagt Spaenle, „wüsste ich, was ich zu tun hätte.” Aber das Szenario ergibt sich nicht: Die CSU hat ihre Kandidaten in Seehofer (Ministerpräsident) und Josef Schmid (Münchner OB) bereits gefunden.

Spaenle kann sich also ganz auf Scharmützel mit dem politischen Gegner konzentrieren. Er wird sich an Ude abarbeiten in nächster Zeit. Der hat ja erklärt, er zöge nur als Ministerpräsident, nicht aber als Oppositionsführer in den Landtag ein. Prompt beißt Spaenle zu. Er sagt: „Es ist unanständig, so mit dem Souverän umzugehen – also den Wählern zu sagen: Wählt mich, oder ich gehe ich Rente! Das Mandat, das er erhalten würde, nicht anzunehmen, halte ich für unanständig.”

Bleibt die Frage, wer ab 2014 dann in München regieren wird, wenn Ude – wohin auch immer – weg ist. Spaenles Antwort auf die Frage nach einer möglichen Stadt-Koalition ist diese: „Das werde ich dann mit Oberbürgermeister Josef Schmid besprechen.”

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