Coronavirus versus Brauchtum: Keine Freinachtsscherze dieses Jahr?
München - Die Freinacht ist für junge Menschen die Gelegenheit, es einmal richtig krachen zu lassen. Nicht alle Scherze sind wirklich lustig, manche sogar gefährlich. Doch in der Corona-Pandemie macht das alles keinen Unterschied.
Losziehen kann man momentan mit nur einer Person
Wer am Freitag zur Freinacht aufbricht, sollte die Aktion jetzt schon generalstabsmäßig planen. Losziehen darf man nämlich laut Infektionsschutzverordnung bei einem Inzidenzwert über 100 (was in München und dem Landkreis derzeit noch der Fall ist) lediglich mit einer einzigen haushaltsfremden Person.
Zudem muss man je nach Örtlichkeit FFP2-Maske tragen und Abstand halten, was körperlich anstrengende Freinachtscherze wie Parkbänke auf Bushäuschen zu wuchten, ziemlich erschweren dürfte.
Der absolute Stimmungskiller in der diesjährigen Freinacht ist allerdings die Ausgangssperre, die derzeit wieder gilt. Zwischen 22 Uhr und 5 Uhr morgens darf man die eigene Wohnung nur aus dringenden Gründen verlassen. Um zur Arbeit zu gehen, einen kranken Verwandten zu versorgen oder den Hund Gassi zu führen. Selbst bei genauestem Studium der bayerischen Infektionsschutzverordnung findet man dort kein Wort zum Thema Brauchtum und Freinacht.
Münchner Polizei fährt in der Freinacht verstärkt Streife
Eine Freinacht, die um 22 Uhr endet, ist zudem fast so lustig wie Halloween-Partys, bei denen die Kinder versprechen müssen, dass sie zum Einbruch der Dunkelheit wieder bei Mama und Papa sind.
Junge Leute, die sich den Freinachtspaß trotzdem nicht nehmen lassen wollen, sollten den Wecker am Smartphone programmieren, damit sie ja pünktlich wieder zu Hause sind. Andernfalls drohen ihnen Bußgelder über 250 Euro.
Die Münchner Polizei hat bereits angekündigt, in der Freinacht verstärkt Streife zu fahren. Man werde auch in dieser Nacht genau auf die Einhaltung der Corona-Regeln achten, betonte ein Sprecher.
Viele Burschenvereine verzichten auf einen neuen Maibaum
An der Maibaum-Front schaut's ähnlich traurig aus. Vielerorts verzichten die Burschenvereine darauf, dieses Jahr einen Maibaum aufzustellen. In Roggersdorf, einem kleinen Ort im Landkreis Miesbach, hat die Freiwillige Feuerwehr den Maibaum aus Sicherheitsgründen auf halber Höhe abgesägt.

Der Stumpf bleibt stehen, weil man einen neuen Baum nicht aufstellen darf und gefeiert darf auch nicht werden, was den Spaß endgültig verdirbt. Die Feuerwehrler dichteten deshalb das Verslein: "Bis ein neuer Maibaum kimmt, wird's 2022, ganz bestimmt. Getreu dem neuen Brauch, tut's solange die Hälfte auch."