Corona in München: So dramatisch ist die Lage auf den Intensivstationen
München - Auch wenn die Impfkampagne langsam aber stetig Fahrt aufnimmt: Die Corona-Pandemie trifft München derzeit wieder mit voller Wucht, so wie das gesamte Land. Die dritte Welle rollt.
Das bekommen vor allem auch die Kliniken in der Stadt zu spüren. In den fünf Krankenhäusern der "München Klinik" (Bogenhausen, Neuperlach, Harlaching, Schwabing, Thalkirchner Straße) sprechen die Zahlen ein eindeutige Sprache.
München Klinik: Zwei Drittel aller Covid-Patienten landen auf der Intensivstation
"Wir merken: In der dritten Welle tut sich einiges. Es ist nicht die dritte Wiederholung eines bekannten Musters. Es ist ein neues Bild, das vor allem jünger und noch intensiver ist", schreibt München Klinik im Bericht zur Corona-Lage.
So werden derzeit (Stand: 8.4.) 52 Corona-Fälle in den fünf Häusern betreut, 32 davon intensivmedizinisch. Das mag nicht nach viel klingen, ist es in der Relation aber doch. Denn aktuell müssen also fast zwei Drittel der Covid-19-Patienten auf den Intensivstationen versorgt werden. "2020 lag dieser Anteil gerade einmal bei 18,61 Prozent", schreibt die München Klinik zum Vergleich.
Patienten werden jünger und liegen länger
In allen Münchner Krankenhäusern zusammen sind 233 Betten mit bestätigten Covid-19-Fällen belegt, davon 81 Intensivbetten und drei Betten in der Intensivüberwachungspflege.
Auch in München zeigt sich, dass die Patienten jünger sind als 2020. Aktuell sind 77 Prozent der Erkrankten jünger als 74 Jahre und 40 Prozent sind zwischen 45 - 64 Jahren alt.
Und auch die Verweildauer von der Erkrankten in den Kliniken ist länger: sie beträgt aktuell im Schnitt über 16 Tage, im Jahr 2020 waren es durchschnittlich 11,29 Verweiltage. Ebenfalls bemerkenswert: Zwei Drittel aller Corona-Patienten der München Klinik sind Männer.
München Klinik-Chef für erneuten Lockdown
Axel Fischer, Chef der München Klinik, plädiert angesichts dieser Zahlen für einen letzten Kraftakt im Kampf gegen die Corona-Pandemie. "Vielleicht wäre ein zweiwöchiger knallharter Lockdown besser als dieses ständige Auf und Zu", so Fischer im "Münchner Merkur".
Nach den Osterferien werde die Zahl der Patienten in den fünf Häusern der München Klinik weiter steigen, befürchtet der Arzt. Gerade die Zahl der jungen Patienten nehme zu. "Junge Menschen halten oft mehr aus als ältere. Sie kommen deshalb später in die Klinik, teilweise zu spät – und müssen relativ schnell auf die Intensivstation. Dafür liegen sie dann auch länger dort und wir kämpfen um ihr Leben."
Damit reit sich Fischer ein in die Warnungen von Intensivmedizinern deutschlandweit. Die Lage in den Kliniken sei zutiefst besorgniserregend, sagte Gernot Marx, Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin, am Freitag.
Intensivmediziner: "Wir brauchen Zeit fürs Impfen"
Wenn nicht umgehend Maßnahmen ergriffen würden, wachse die dritte Pandemiewelle über die zweite hinaus, mahnte Marx. "Die Kliniken gehen in einen katastrophenähnlichen Zustand", sagte Christian Karagiannidis, wissenschaftlicher Leiter des DIVI-Intensivregisters. 500 Kliniken in Deutschland könnten bereits jetzt schon keine Covid-19-Patienten mehr aufnehmen.
Beim Impfen sei die Bundesrepublik auf der Zielgeraden, sagte Marx. Deutschland dürfe aber nicht auf den letzten Metern Menschen gefährden - kurz bevor sie durch eine Impfung geschützt werden könnten, sagte Marx. "Wir brauchen aber mehr Zeit fürs Impfen."