Buchhändler und Antiquar Eugen Hillenbrand ist tot
München - Fast jeder Münchner, der mit Stadtgeschichte und Literatur zu tun hat, kannte den kantigen Mann im immer blauen Kittel, der seit 1978 im Ruffinihaus ein "Modernes Antiquariat" der anderen Art betrieben hatte - sowie zwischenzeitlich stadtweit 14 Geschäfte mit dem Label "Bücherpreisparadies". Er war ein kleiner Hugendubel, bei dem er einst angefangen hatte.
Antiquitäten bis an die Decke
Alle Winkel seines kleinen Ladens hatte Eugen Hillenbrand bis zur Decke hinauf vollgestopft mit alten bis uralten Büchern, mit riesigen Folianten, vergilbten Bildbänden, gebündelten Akten, sortierten Fotos, historischen Drucken und Landkarten.
Bei gutem Wetter lagerte er seine Schätze auch draußen vor dem Schaufenster, windgeschützt, gerne auch auf einem fahrbaren Bücherwagen, so weit möglich nach buchhändlerischen Sparten oder aktuellen Themen geordnet.
Während Umbau: Zwischenstation St.-Jakobs-Platz
München, die ganze Stadt - ihr Gesicht und ihre Geschichte - war durch all die Jahre hin Thema Nummer 1. Während des Ruffini-Umbaus hatte die Stadt den Laden, der ihr gehörte, an den St.-Jakobs-Platz umquartiert, passend neben das Stadtmuseum.
Dort brauchte der alte Herr mit der gepflegten Prinz-Eisenherz-Frisur nun schon Gehhilfen. Auf die vier Meter hohe Leiter kletterte er, um einen gewünschten Titel herunterzuangeln, schon länger nicht mehr.
Zuverlässiger Quellenlieferant für Heimatforscher
Für mich blieb Eugen Hillenbrand aber immer "der Bücherwurm", wenngleich er über diesen grüßenden Vergleich mit dem populären Carl-Spitzweg-Gemälde säuerlich grinste. Ihm verdankte ich einiges Quellenmaterial für meine München- und Bayern-Bücher und für Zeitungsartikel.
Deshalb hatte ich ihm meine eigene Bibliothek testamentarisch vermacht. Die wird nun an seinen Nachfolger im Ruffinihaus Thomas Voglgsang übergehen, der auch in Haidhausen und in der Maxvorstadt Buchhandlungen unter dem Logo "Buch und Töne" in seinem Geist betreut.
Am Dreikönigstag noch hatten der alte und der junge Buchhändler gemeinsam die wunderschöne Klosterkirche von Schäftlarn besucht.
"Er liebte Klöster", erzählt Voglgsang. "Religiöses hat ihn zeitlebens fasziniert." Hillenbrand stammte aus einer gutkatholischen Familie, wurde am 3. März 1939 im hessischen Hünfeld geboren und nach Eugen Pacelli getauft, der am Tag zuvor Papst Pius XII. geworden war.
Nach dem besinnlichen Kirchenbesuch führte Thomas seinen väterlichen Freund Eugen noch in die Klosterwirtschaft. Man trank Wein, ratschte ein bisschen, zum Beispiel über Karl Valentin, den beide verehrten.
Und der 82-jährige Kauz meinte: "Thomas, hoffentlich wird dies Jahr ned so schlecht, wie's scho is." Sieben Stunden später starb Eugen Hillenbrand einen friedlichen Tod.
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